Essen. Die sogenannte „zweite Miete“ schlägt 2025 in Essen ziemlich ins Kontor: Die absehbaren Steigerungsraten betragen bis zu 28 Prozent.
Die Preisbremsen für Strom und Erdgas sind längst schon passé, dabei dürfte sich manch einer derzeit ein ähnliches Instrument für die Wohn-Nebenkosten wünschen. Denn die sogenannte „zweite Miete“, also die Kombination aus Grundsteuer und allerlei Gebühren, sie klettert auch 2025 schier unaufhaltsam nach oben. Wenn die örtliche Politik am 27. November im Stadtrat ihren Segen gibt – und das ist für gewöhnlich der Fall –, dann müssen sich Wohneigentümer wie Mieterinnen und Mieter ab 1. Januar auf folgende Preise einstellen:
Restmüll
Mehr als 22,5 Millionen Liter Restmüll für die graue Tonne fallen binnen eines Jahres in Essen an. Die werden im Karnaper Müllheizkraftwerk zur Stromproduktion genutzt und dafür kurzerhand verbrannt. Das dabei entstehende Kohlendioxid hat aber seit kurzem seinen Preis – als Steuerungs-Instrument für mehr Umweltschutz. Dass dieser CO2-Preis steigt, ist maßgeblich verantwortlich für die höheren Kosten der Müll-Entsorgung: Für jeden Liter Restmüll sind im kommenden Jahr 3,30 Euro zu berappen, das sind 18 Cent oder 5,8 Prozent mehr als bisher. Die in vielen Haushalten übliche 120 Liter-Tonne schlägt dann mit 396 Euro zu Buche.
Biomüll
Um die umweltfreundliche Trennung der Bioabfälle dennoch weiter attraktiv zu halten, wird die braune Biotonne auch im kommenden Jahr mit rund 1,3 Millionen Euro aus der Restabfall-Gebühr subventioniert. Der Literpreis bleibt deshalb stabil bei 45 Cent pro Liter, für eine 120 Liter-Tonne sind im Jahr also 54 Euro zu zahlen.
Müllsäcke
Zum ersten Mal seit über 20 Jahren steigen auch die Kosten für die offiziell zur Entsorgung zugelassenen Abfallsäcke. Die gab es bislang für 2,50 Euro bei den Entsorgungsbetrieben oder im Einzelhandel, künftig kosten sie mit 5 Euro das Doppelte. Grund für den Preissprung: Die Kosten seien deutlich gestiegen, betont die Stadt, die Nachbarstädte liegen auf einem ähnlichen Niveau, und es steige leider die „missbräuchliche Nutzung“.
Entwässerung
Wasser ist kostbar, heißt es stets – vor allem, wenn es den Abfluss herunterfließt, so könnte man ergänzen. Denn während ein Kubikmeter Frischwasser bei den Stadtwerken Essen mit 2,21 Euro zu Buche schlägt, nähert sich der Preis fürs Schmutzwasser langsam dem doppelten Betrag. Im kommenden Jahr steigen die Kosten für einen Kubikmeter um 27 Cent auf 3,85 Euro, ein Plus von gut 7,5 Prozent.
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Nur geringfügig niedriger fällt die Preisanpassung beim Niederschlagswasser aus: Pro Quadratmeter Fläche sind im kommenden Jahr 1,96 zu zahlen, das sind 12 Cent oder 6,5 Prozent mehr als bisher.
In der Modellrechnung für einen Vier-Personen-Haushalt errechnet die Stadt einen um 66 auf 966 Euro steigenden Jahrespreis – plus 7,3 Prozent. Dabei unterstellt man ein Pro-Kopf-Volumen von 50 Kubikmetern Schmutzwasser und insgesamt 100 Quadratmeter Fläche.
Straßenreinigung
Ein spürbar höheren Kostenwaufwand kalkuliert die Stadt auch, um 1989 Straßenkilometer zu reinigen. Der Preis pro Frontmeter erhöht sich kommendes Jahr um 87 Cent auf 11,40 Euro, ein Plus von beinahe 8,3 Prozent.
Besonders hart trifft es im kommenden Jahr die Anwohner jener Straßen, die in den beiden Streuplänen der Essener Entsorgungsbetriebe verzeichnet sind: Für die Anlieger von 614 Kilometern Hauptverkehrsstraßen im Streuplan A sind dann 3,96 Euro je Frontmeter zu zahlen, 87 Cent oder 28,2 Prozent mehr als derzeit.
Ebenfalls 28 Prozent mehr als bisher zahlen die Anwohner der wichtigen Nebenstraßen im Streuplan B: Hier werden demnächst 2,65 Euro je Frontmeter fällig, 58 Cent mehr als noch 2024.
Die hohen Steigerungsraten beim Winterdienst erklären sich durch die großen Schwankungen beim Aufwand, der selbstredend dann in die Höhe schnellt, wenn Schnee und Eis den Straßenverkehr ins Rutschen bringen. Immerhin: Hier wie auch bei allen anderen Gebühren-Haushalten gilt die Regelung, dass zu hoch kalkulierte Preise innerhalb der folgenden vier Jahre ausgeglichen werden m ü s s e n. Lagen die Berechnungen zu niedrig, s o l l e n die Kosten innerhalb dieses Zeitraums die Kosten auffangen.
Grundsteuer
Bei der Grundsteuer sind die künftigen Hebesätze nur mittelbar mit den bisherigen vergleichbar, denn durch die höchstrichterlich angeordnete Neu-Kalkulation haben sich die zugrunde liegenden Beträge je nach unterstelltem Grundstückswert individuell geändert. Die Stadt empfiehlt dem Rat für die nächste Sitzung, die Grundsteuer B für Wohn-Grundstücke bei 670 Prozent zu belassen. Für gewerblich genutzte Grundstücke schlägt sie einen Hebesatz von 1236 Prozent vor.
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Gewerbesteuer
Der Hebesatz für die Gewerbesteuer verharrt im kommenden Jahr noch auf dem alten Niveau von 480 Prozent. Erst ab 2026 soll er in fünf Jahres-Schritten um jeweils einen Prozentpunkt auf 475 Prozent im Jahr 2030 sinken.
In einer ersten Version dieses Artikels ging es auch um die Weihnachtsbaum-Entsorgung: „Aufgrund der gestiegenen Preise kann zukünftig auch keine kostenlose Sammlung der Tannenbäume mehr erfolgen“, heißt es dazu in einer Anlage zur Gebührenrechnung. Die Stadt wollte damit aber nur signalisieren, dass die seit der CO2-Bepreisung deutlich gestiegenen Kosten der Sammlung durch die Erlöse der Altholzverwertung nicht mehr kompensiert werden können. Für die Bürgerinnen und Bürger ändert sich nichts, wir haben den Passus deshalb entfernt.
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