Essen. „Aufwind“ ist das neue virtuelle Filmerlebnis der Essen Marketing Gesellschaft. Besucher schlüpfen in die Rolle einer berühmten Essenerin.

Bei der Fahrt im offenen Automobil über das Pflaster der Kettwiger Straße ruckelt es, als säße der Zuschauer tatsächlich auf der Rückbank. Und wenn die einmotorige Propellermaschine auf dem Flughafen in Rotthausen abhebt, und man am Steuer eine Runde dreht, weht einem der Wind durchs Haar. Oder nicht? Das Erlebnis, das die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) Besucherinnen und Besuchern seit Mittwoch (6. November) in einem Ladenlokal an der Vereinstraße 21 in der Innenstadt anbietet, fühlt sich tatsächlich echt an. „Aufwind“ lautet der Titel, bei dem sich alles um eine bedeutende Tochter dieser Stadt dreht.

Zuschauer schlüpfen in die Rolle von Thea Rasche (1899 - 1971), die als junge Frau als Flugpionierin in den 1920er Jahren für Furore und für Schlagzeilen sorgte. In den USA wurde sie als „Flying Fräulein“ gefeiert, in ihrer Heimatstadt geriet sie später in Vergessenheit, 1971 starb Thea Rasche in Rüttenscheid in ärmlichen Verhältnissen.

Essen: Bei der Premiere von „Aufwind“ lief technisch alles einwandfrei

Beim virtuellen Rundflug über das Ruhrgebiet im Jahr 2012 weht einem gefühlt der Wind durchs Haar, so man denn welches hat.
Beim virtuellen Rundflug über das Ruhrgebiet im Jahr 2012 weht einem gefühlt der Wind durchs Haar, so man denn welches hat. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska
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„Es ist eine Essener Geschichte, hier gehört sie hin“, sagt Richard Röhrhoff, Geschäftsführer der EMG, der das Filmerlebnis nach Essen geholt hat. Produziert haben es die Filmemacher von Neonreal aus Düsseldorf, die auch „Essen 1887“ verantworten. Nach dem virtuellen Stadtrundgang ist „Aufwind“ für die EMG das zweite Projekt dieser Art. So viel sei vorweggenommen: Während bei „Essen 1887“ anfangs noch die Technik ruckelte, lief bei der Premiere von „Aufwind“ alles einwandfrei. Und auch optisch ist nicht zu übersehen, dass wir ein paar Jahre weiter sind.

Bis zu acht Besucher gleichzeitig können in Essen die Zeitreise ins Jahr 1912 antreten


So erlebt man als teilnehmender Beobachter den Rundflug in der Rolle von Thea Rasche.
So erlebt man als teilnehmender Beobachter den Rundflug in der Rolle von Thea Rasche. © EMG

Für die Reise in die Vergangenheit, nach Essen im Jahr 1912, nehmen Besucher in sogenannten Motion Seats Platz. Die Bilder liefert eine VR-Brille, der Sound kommt aus Kopfhörern und zum Festhalten gibt es ein Lenkrad, das sich beim oben beschriebenen Rundflug übers Revier als nützlich erweisen soll. So ausgestattet erlebt man hautnah, wie wenig begeistert Thea Rasches Vater, Direktor der Essener Aktienbrauerei, von den fliegerischen Ambitionen seiner Tochter ist. Was die Heranwachsende nicht davon abhält, sich an die Fersen von Charlotte Möhring und Melly Beese zu heften, auch sie Pionierinnen der frühen Luftfahrt.

„Aufwind“ ist die Geschichte von jungen Frauen, die sich in einer Männerwelt durchsetzen

So dreht sich der Reality-Film nicht allein um die Anfänge der Fliegerei im Ruhrgebiet, sondern auch um junge Frauen, die sich durchsetzen in einer Männerwelt, um Emanzipation. Auch wenn diese Botschaft etwas holzschnittartig rüberkommt.

Ein Dokumentarfilm im kleinen Kinosaal über die Anfänge der Luftfahrt im Ruhrgebiet ist Bestandteil der Zeitreise.
Ein Dokumentarfilm im kleinen Kinosaal über die Anfänge der Luftfahrt im Ruhrgebiet ist Bestandteil der Zeitreise. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dass die Fliegerei vor mehr als 100 Jahren gerade im Ruhrgebiet eine bedeutende Rolle spielte, darüber erfährt der Zuschauer näheres in einem etwa 20-minütigen Dokumentarfilm, der ebenso Bestandteil dieser Zeitreise ist, wie eine kleine Ausstellung in Kooperation mit dem Ruhrmuseum mit Dokumenten und Fotografien aus dem persönlichen Nachlass von Thea Rasche.

„Vor 100 Jahren beginnt die Moderne“, sagt Theodor Grütter, Direktor des Ruhrmuseums. Davon zeugen Originalaufnahmen von Rasches Flugkünsten und von der ersten Landung eines Zeppelins im Revier vor Zehntausenden von Zuschauern. Wohin die Reise in Sachen Filmkunst geht, davon bekommen Besucher von „Aufwind“ eine Ahnung.

Die Essen Marketing Gesellschaft rechnet mit 10.000 Besuchern der virtuellen Reise

Eine Ausstellung mit Dokumenten und Fotografien aus dem Nachlass von Thea Rasche bildet den Auftakt zu „Aufwind“.
Eine Ausstellung mit Dokumenten und Fotografien aus dem Nachlass von Thea Rasche bildet den Auftakt zu „Aufwind“. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Das Filmprojekt ist auf zwei Jahre angelegt. Die EMG rechnet mit 10.000 Zeitreisenden. 25 Euro pro Person kostet der Besuch, der alles in allem etwa eine Stunde in Anspruch nimmt. Geöffnet ist das Ladenlokal an der Vereinstraße 21 donnerstags und freitags von 12 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 9 bis 18 Uhr. Tickets können ausschließlich online gebucht werden über www.visitessen.de/aufwind.

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