Essen. Im Stratmanns Theater ist die Komödie „Weiber!“ gestartet. Schauspieler und Regisseur Kristof Stößel spielt mit. So wird er zu Anke.
Heinz Rühmann hat es schon getan, Axel Milberg, Dustin Hoffman, Robin Williams auch: Sie standen als Frau vor der Kamera. Meist stecken sie als „Charlys Tante“, „Mein Freund Volker“, „Tootsie“, „Mrs. Doubtfire“ in Schwierigkeiten. In „Weiber!“, das in Stratmanns Theater am 21. November Premiere hat, sind drei Freundinnen in einer Zwickmühle. Zuweilen ist ein Mann dabei. Schauspieler und Regisseur Kristof Stößel tritt immer mal wieder als Frau auf. Auch, weil er weiß: „Männer kommen immer gut an, wenn sie als Frauen auftreten.“
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Mit einem kleinen Rollkoffer kommt er in Stratmanns Theater hereingeschneit, das Philipp Stratmann von seinem verstorbenen Vater Ludger übernommen hat. Er lächelt, obwohl er noch nichts gegessen hat. „Alles drin“, versichert der Strahlemann Kristof Stößel. Schwarze Pumps, Größe 42, farbig gemustertes, langes Kleid mit Schlitzen, Größe 48-52, Strümpfe, damit man die behaarten Beine nicht sieht, BH mit Einlagen, Brille, Schmuck, Schminke und Perücke. In 20 Minuten ist er fix und fertig und kann als Anke das Freundinnen-Trio der neuen Komödie „Weiber!“ aufmischen.
Im Essener Stratmanns ist Stößel auch als künstlerischer Leiter engagiert
„Das erste Mal habe ich mich im Kindergarten als Frau verkleidet. Ich war ungefähr fünf Jahre und wollte als Braut zum Karneval gehen. Dann kam lange Zeit nichts mehr“, so Kristof Stößel, der aus dem sächsischen Zittau stammt. Er studierte Entertainment in Utrecht und belegte Powervoice-Kurse in Köln. Mittlerweile lebt er mit seiner Frau Teresa, einer Musicaldarstellerin, in Wuppertal und bespielt mehrere Theater, darunter das eigene Haus „Flin“ in Düsseldorf und das Stratmanns, wo er seit vergangenem Jahr auch als künstlerischer Leiter engagiert ist. „Es muss nur gut organisiert sein. Dann klappt das“, erzählt er unaufgeregt.
Dass er als Frau sehr erfolgreich auftritt, ist seit dem Musical „Hairspray“ so, bei dem traditionell Männer die Mutter spielen. Zum Beispiel John Travolta. Dabei hat er auch seine Frau kennengelernt. Jetzt leiht sie sich Schminke von ihm aus und sagt ihm, wenn er sich zu Fabienne van Straten verwandelt hat, ob noch Haare im Rückenausschnitt herausschauen. Er lacht.
Die holländisch sprechende Kunstfigur, die er zum 60. Geburtstag eines Freundes erfunden hat, kommt richtig gut an. Mit ihr bietet er Stadtführungen in Düsseldorf und Wuppertal an, Moderationen und Modeberatungen für Frauen ab Kleidergröße 44. „Die trauen sich oft nicht an Farbe ran. Ich habe ein gutes Gespür, was zueinander passt“, bemerkt Kristof Stößel.
Wenn Kristof Stößel sich in eine Frau verwandelt, ist alles perfekt abgestimmt
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Er traut sich. Die Kleidung passt zur Brille und die wiederum zu Ohrringen und Ringen. Die Hände sind gepflegt, die Nägel aber nicht lackiert. „Zu viel Aufwand“, sagt der Schauspieler. Er spielt, wie in Braunschweig, auch Männer. Dass er einen Hang zur Komödie hat, ist unübersehbar. In „Weiber!“ ist seine Anke eine Hausfrau und Mutter, anfangs im bräunlichen Hausanzug und eventuell Crocs, später im auffällig gemusterten Kleid. Die Figur ist in der Entwicklung. „Vielleicht bekommt sie noch eine dunkle Perücke“, so Kristof Stößel.
Wenn er in die Garderoben im Keller von Stratmanns Theater hinabtaucht und sich vor den beleuchteten Spiegel setzt, sitzt jeder Handgriff. Er kommt ohne Maskenbildnerin oder Maskenbildner aus: Haare ganz dicht an den Kopf schneckeln, festklemmen. Dann großzügig Profi-Make-up auftragen, damit keine Bartstoppeln zu sehen sind. Smokey Eyes schminken. Kristof Stößel weiß, was eine Frau äußerlich ausmacht: „Es sind nicht die Perücke und die Pumps. Auf die Augen kommt es an. Sie sind das A und O.“ Für den BH wählt er C-Cups. „Es soll natürlich aussehen. Ich bin keine Dragqueen“, erklärt er.
Und hier die Verwandlung des „Weiber!“-Helden im Video
Aber auffällig ist er schon, wenn das Kleid locker die etwas fülligeren Hüften kaschiert, die Perücke sitzt und die bemalten Lippen sich zu einem Kussmund spitzen. Im zweiten Teil der Komödie von Martina Flügge ist bereits alles klar. Die drei Freundinnen sind nicht in einem Wellness-Hotel gelandet, sondern in einem abgerockten Gasthof, wo der Showteil einer Geburtstagsfeier weggebrochen ist. Also müssen sie einspringen und mit zwölf Songs, unter anderem von Annett Louisan, Ina Müller, Howard Carpendale, Roger Cicero und Udo Jürgens, für Stimmung sorgen.
Da hat der 45-Jährige bei seiner Inszenierung von „Weiber!“ eingegriffen. „Es war zu viel nichtssagende Musik drin. Die Songs sollen lustig sein, aber auch eine Botschaft haben“, sagt Kristof Stößel, dem klar ist, dass er Unterhaltung ohne großen Tiefgang macht. Seine Botschaft ist schlicht und ergreifend: „Ich will niemanden in eine Kategorie stecken. Leben und leben lassen.“ Dann steigt er in voller Montur auf die Bühne. Noch kurz Fotos im Rampenlicht machen und endlich eine Pizza Americana bestellen. Danke Anke.
So geht es mit „Weiber!“ weiter
Die Komödie „Weiber!“ ist in der Inszenierung von Kristof Stößel in Stratmanns Theater gestartet. Weitere Termine: 22. November, 7., 8., 19., 21., 27., 29., 31. Dezember.
Kristof Stößel steht voraussichtlich an all diesen Terminen in Stratmanns Theater auf der Bühne. Außerdem am 14. Dezember in „Mädelsabend“.
Seine aktuellen Termine sind auf seiner Homepage zu sehen. Hier können auch Stadtführungen in Wuppertal und Düsseldorf gebucht werden.
Karten für „Weiber!“: telefonisch unter 0201 8 20 40 60 oder online auf https://stratmanns.de/
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