Essen. Der 41-Jährige, der im Essener Norden Feuer legte und Läden zerstört haben soll, hatte einen Teil der Taten angekündigt. Was bisher bekannt ist.
Zwei Tage nach den folgenschweren Brandstiftungen und Angriffen auf zwei Gemüseläden in Essen-Katernberg bleiben die Motive des mutmaßlichen Täters rätselhaft. Der 41-jährige Syrer hatte am Samstag (28. September) mit einem Lieferfahrzeug die Fassade eines Geschäftes zerstört, ein anderes Geschäft mit einer Machete und einem Messer betreten und hatte zwei Wohnhäuser in Brand gesetzt. Insgesamt gibt es etwa 30 Verletzte zu beklagen, darunter mehrere Kinder. Der Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft.
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Auf Videos, die seit Samstagnachmittag durchs Netz gehen, ist gut zu erkennen, wie der Mann wiederholt seinen weißen Lieferwagen in die Fassade des „Al Walid“-Gemüsemarktes an der Katernberger Straße rammt. Das Geschäft liegt an der Ecke Schonnebeckhöfe, mitten in Katernberg. Zwei Tage später steht der Betreiber des Geschäfts vor der notdürftig reparierten Fassade, zuckt mit den Schultern und sagt über den mutmaßlichen Täter: „Ich kenne den Mann überhaupt nicht. Ich kenne auch seine Ex-Frau nicht.“
Das Geschäft geht in Essen-Katernberg trotz der Zerstörung weiter
Ersten Berichten zufolge soll der Tatverdächtige vor allem jene Wohnungen und Geschäfte am Samstagabend aufgesucht haben, von denen er ausging, dass dort Menschen leben und arbeiten, die nun seine Ex-Frau unterstützten. „Was heißt denn ,unterstützen‘“, sagt der Geschäftsbetreiber des „Al Walid“-Gemüsemarktes. „Wenn einer kommt und ein paar Euro zu wenig im Portemonnaie hat, dann schreiben wir das auf, sodass er nächstes Mal zahlen kann. Das machen wir aber mit allen Kunden, egal, welches Geschlecht oder welche Religion.“
Der Betreiber hat am Montag Melonen, Paprika und Tomaten in Kisten auf den Bürgersteig vor sein Geschäft gestellt, der Betrieb muss weiterlaufen. Die Holzspanplatten, die die Schäden vom Wochenende notdürftig abdecken, stehen windschief im Gebäude. „Ob die Versicherung zahlt, weiß ich noch nicht“, sagt der Mann besorgt. „Ich hoffe es.“
Täter soll eine Gasflasche ins Ladenlokal geworfen haben
Etwa einen Kilometer weiter nördlich steht das „Arabische Haus“, ebenfalls ein Gemüse- und Lebensmittelgeschäft. Es gibt Videos, die zeigen, wie der Tatverdächtige das Geschäft mit einer Machete und einem Messer in der Hand betritt. Am Montagmittag tragen zwei Männer eine vollkommen zerstörte Glastür aus dem Ladenlokal: „Das war er“, sagen sie. Der 41-Jährige habe eine Propangasflasche durch die Tür geworfen, um damit eine alte Drohung wahrzumachen. „Ich zünd‘ Euren Laden an!“, soll der Tatverdächtige gesagt haben. Ob er wirklich eine Gasflasche ins Geschäft geworfen hat, ist offiziell bislang nicht bestätigt. Gebrannt hat es in diesem Geschäft am Wochenende nicht.
Klar ist aber: Dass der 41-Jährige diese Drohung ausgesprochen haben soll, ist zumindest amtlich verbrieft, weil es Teil einer Anklageschrift ist, mit der der Tatverdächtige konfrontiert ist. Am 16. Oktober, also in zwei Wochen, sollte er sich in einer Hauptverhandlung unter anderem wegen Bedrohung vor dem Amtsgericht verantworten. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin soll er unter anderem den Betreibern des Gemüseladens gedroht haben, ihr Geschäft in Flammen zu setzen. Es gibt weitere Vorwürfe; unter anderem soll er auch ein gerichtliches Näherungsverbot nicht befolgt haben. Details dazu wurden am Montag (30. September) nicht bekannt.
Amtsgerichtstermin wegen Bedrohung Mitte Oktober
Angesichts der neuen Taten – seit Samstag geht es um mehrfachen, versuchen Mord – strebt Anwalt Volker Schröder an, den Termin in zwei Wochen abzusagen. Schröder, der eigenen Angaben zufolge am Montag mit dem Familiengericht in Kontakt stand, erneuert seine These, dass der Tatverdächtige in Wahnvorstellungen handelte: „Am Familiengericht wird er als liebevoller Familienvater beschrieben, der sich nach der Trennung noch aufopferungsvoll um seine Kinder gekümmert hat.“
Auch seiner Ex-Frau habe er noch geholfen, ihre Wohnung einzurichten. Offenbar habe sich der Tatverdächtige mittlerweile in eine Verschwörungstheorie hineingesteigert, nachdem der neue Partner seine Ex-Frau diese zur Prostitution zwingen wolle. Am Dienstag (1.10.) will Schröder eigenen Angaben zufolge seinen Mandanten in der Untersuchungshaft aufsuchen.
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Zurück nach Katernberg: Direkt neben dem „Arabischen Haus“ an der Katernberger Straße liegt im Hinterhof ein Fliesenlegerbetrieb. Dort soll der Tatverdächtige bis vor einiger Zeit angestellt gewesen sein – dort erfolgte am Samstag auch die dramatische Festnahme. Spuren davon sind am Montagmittag von außen nicht zu sehen, das große, schmiedeeiserne Tor lässt genaue Blicke aufs Betriebsgelände nicht zu.
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