Essen. Auf dem Gelände der Essener Zeche Zollverein wird an diesem Wochenende das große Zechenfest gefeiert. Zum Auftakt gab es Gänsehautgefühle.
Mit dem Steigerlied ist das Zechenfest am Samstag (28.9.) offiziell eröffnet worden. Wenn die Zollverein-Besucher das aus vollem Herzen singen, löst das unterschiedliche Gefühle aus: Bei den einen kullern Tränen übers Gesicht, andere spüren das pure Heimatgefühl und grölen schon fast mit, wieder andere müssen haarscharf überlegen, wie der Text der siebsten Strophe (!) nochmal lautet und ein kleiner Junge sitzt auf Papas Schultern und applaudiert begeistert mit zwei Plastik-Flaschen.
Jubel gab es schließlich nicht nur für den Chor „Ruhr-Rock-Sixties“, der schon vorher für ordentlich Stimmung auf dem Welterbe-Gelände gesorgt hatte, sondern auch für die Worte der Vertreter der veranstaltenden Werbegemeinschaften aus Stoppenberg, Schonnebeck und Katernberg, Stiftungsvorstand Dr. Hans-Peter Noll und Oberbürgermeister Thomas Kufen, sondern auch für das Publikum selbst.
Ex-Bergmann erinnert sich auf Essener Zechenfest an seine Zeit unter Tage
Mit dabei auch Heinz Wolf: „Wenn es geht, komme ich immer zum Zechenfest.“ In diesem Jahr gab es zum 33. Mal über 100 Stände auf dem Gelände im Essener Norden, die Hallen waren mit ihren Marktständen ebenfalls Anziehungspunkt und auf den Bühnen zeigten Chöre, Bands und Vereine, was sie in den vergangenen Monaten geübt hatten. Bei Heinz Wolf löst der Anblick des Doppelbocks ganz besondere Erinnerungen aus, war er doch von 1956 bis 1960 selbst Bergmann auf Emil Emscher: „Meine Arbeit fand ich gut“, erzählt er und schaut auf das große Pappherz mit dem Schriftzug „Glück auf“.
Damit konnten sich die Gäste des Zollverein-Festes in diesem Jahr erstmals fotografieren lassen, um sich kurze Zeit später auf einer riesigen Leinwand unweit des Doppelbocks wiederzufinden - von der nicht wenige dann auch wieder ein Foto machten.
Feuerwerk als Höhepunkt beim Essener Zechenfest
Zurück zu Heinz Wolf: Er habe viel Spaß mit seinen Kollegen gehabt und erinnert sich an seine praktische Prüfung unter Tage auf der achten Sohle. Sein Ausbilder habe alles bestens vorbereitet gehabt, die Prüfung sei gut verlaufen, zur Belohnung gab es von eben jenem einen frischen Apfel.
Die Erinnerungen an die Bergbauzeit tragen einige auf dem Zechenfest selbst in sich, andere haben sie von Großeltern oder anderen Verwandten erzählt bekommen. So auch Niklas Richter. Der 33-Jährige hatte einst einen Großonkel, der Pförtner auf Zollverein war. Unter Tage habe er zuvor einen Unfall gehabt und danach auf dem linken Auge nicht mehr gut sehen können. „Als Pförtner stand er dann immer genau dort drüben“, erzählt Richter und zeigt über Menschenmassen mit Stauder, Aperol, Bratwurst und Zuckerwatte quer über das weitläufige Gelände.
Zum Höhepunkt des Abends am Samstag wurde es dann richtig voll auf dem Gelände. Unweit des Geschehens an der Gelsenkirchener Straße mussten Feuerwehr und Polizei einen Großeinsatz bekämpfen. Bei zwei Bränden waren 30 Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Zudem gab es einen Anschlag auf zwei Lebensmittelgeschäfte an der Katernberger Straße. Um kurz nach 19 Uhr wurde schließlich ein Mann festgenommen, der verdächtigt wird, die Taten begangen zu haben. „Die Stimmung auf dem Zechenfest war die ganze Zeit gut“, erklärt Zollverein-Sprecher Markus Pließnig noch am Abend. Er habe keine Verunsicherung bei den Menschen gespürt.
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Motto des Essener Zechenfestes: „Feiern mit Herz“
Auch das Feuerwerk, was von dem Einsatzort in Katernberg wunderbar zu sehen war, habe super und genau nach Plan funktioniert. „Es war wirklich nostalgisch schön - übrigens mit DJ Musik und Zechenbock. Bravo! Keine Ahnung wie das jemand nicht faszinierend findet“, bilanzierte eine Besucherin des Zechenfestes am Abend. Und falls Sie jetzt noch immer über die siebte Strophe des Steigerlieds nachdenken, hier kommt sie: Die Bergleut’ sein, kreuzbrave Leut’, denn sie tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht, denn sie tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht, und saufen Schnaps, und saufen Schnaps.
Das Programm geht den ganzen Sonntag (29.9.) noch weiter. Das Motto des Essener Zechenfestes „Feiern mit Herz” soll dann weiter die gemeinschaftliche Atmosphäre des Festes im Essener Norden betonen. Auf fünf Bühnen sorgen verschiedene Acts mit Musik-, Tanz- und Showeinlagen für Programm von 11 bis 18 Uhr. „Wir feiern mit Herz und freuen uns, wenn wir viele Menschen aus dem Quartier, aus der Region und darüber hinaus hier, auf unserem Welterbe beim Zechenfest begrüßen dürfen. Es ist ein Fest für alle und verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf besondere Weise“, sagt Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein.
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Livevideo vom Feuerwerk auf Zollverein
Das Video wurde vom Katernberger Markt aus aufgenommen, wo gerade eine Großlage von Polizei- und Feuerwehr war. Zuvor hatte es zwei Großbrände und einen Machetenangriff in der Stadt gegeben.
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