Essen. Die Eissporthalle ist laut Machbarkeitsstudie so marode, dass sich eine Sanierung nicht mehr lohnt: „Die Halle könnte täglich ausfallen.“

Der Lack ist ab und mit ein paar Eimern Farbe ist es nicht getan: Nach mehr als 50 Jahren gibt es immer irgendwas zu tun an der Eissporthalle am Westbahnhof. Wie es tatsächlich um die 1972 eröffnete Eishalle steht, legt jetzt eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der städtischen Grundstücksverwaltung Essen (GVE) offen: Essens Eissporthalle ist derart marode, dass eine Sanierung aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn mehr macht, infrage kommen nur Abriss und Neubau.

Sabine Ulmann von der GVE brachte es vor dem Sportausschuss des Stadtrates auf diesen kurzen Nenner: „Die Halle ist durch.“ Schlimmer noch: Mit dem Betrieb könnte es jeden Tag vorbei sein. „Letztendlich kann die Halle täglich ausfallen“, so Ulmann.

Die Mängelliste ist lang und reicht buchstäblich vom Keller bis zum Dach: Brandschutz, technische Anlagen, Kühlung. . .14 Millionen Euro müsste die Stadt nach Rechnung der städtischen Grundstücksverwaltung investieren, um nur das Allernötigste zu machen. Und auch dann wäre der Betrieb lediglich für weitere fünf Jahre gesichert, was Ulmann zu bedenken gab.

Für eine Generalsanierung müsste die Essener Eishalle komplett entkernt werden

Eine noch umfassendere Sanierung wäre so aufwendig, dass die GVE die Kosten gar nicht erst ermittelt hat. Die Halle müsste bis auf das Tragwerk komplett entkernt werden. Die Arbeiten wären so umfangreich, dass der Bestandsschutz der Halle nicht mehr gewährleistet wäre, heißt es.

Die Kühlung, die unter der Eisfläche im Beton verbaut ist, weist bereits Mängel auf. Laut GVE lässt sie sich nicht sanieren und wird maximal noch fünf Jahre halten.
Die Kühlung, die unter der Eisfläche im Beton verbaut ist, weist bereits Mängel auf. Laut GVE lässt sie sich nicht sanieren und wird maximal noch fünf Jahre halten. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Nur ein Neubau könne die Lösung sein, so Sabine Ulmann. Die GVE hat dafür eine erste, vorsichtige Kostenschätzung erstellt. Als Referenzobjekt diente die Donauhalle in Regensburg: 11.000 Quadratmeter groß, zwei Eisflächen, Platz für 4000 bis 4500 Zuschauer. 45 bis 50 Millionen Euro würde ein solcher Bau kosten, zuzüglich der Grundstückskosten.

Die Eishalle wird von den Moskitos genutzt, vom Eiskunstlaufverein und von Schulklassen

Die GVE soll ihre Studie nun weiter vertiefen und ergänzen um eine „Bedarfsanalyse“ und um ein „Gesamtkonzept“. Der Bedarf ist zweifellos da. Die Eishalle werde praktisch an sieben Tagen die Woche von 7 bis 24 Uhr genutzt, wie Sabine Ulmann vor dem Ausschuss ausführte – von den Moskitos, vom Essener Jugend-Eiskunstlaufverein, von Eisstockschützen, von Schulklassen und während der öffentlichen Eiszeiten. Nur über die Sommermonate ist die Halle eisfrei.

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In sechs Monaten will die GVE ihre Ergebnisse vorliegen. Sie sollen der Politik als Entscheidungsgrundlage dienen für das weitere Vorgehen. Der nächste Schritt wäre die Freigabe von Planungsmitteln. Ob es gar auf eine Multifunktionshalle hinausläuft, sodass die bei der Kühlung entstehende Abwärme als Heizenergie für eine angrenzende Sporthalle genutzt werden könnte, wird man sehen. Der Rat hatte im April beschlossen, den Bau einer solchen Halle zu prüfen.

Eine Anbindung an den öffentlichen Personen-Nahverkehr gilt für eine neue Halle als unverzichtbar

Parallel zu den weiteren Untersuchungen der GVE soll nach einem geeigneten Standort gesucht werden. „Dort, wo die Eishalle heute steht, können wir keine neue Halle bauen. Dann haben wir drei Jahre Stillstand“, betont Michael Schwamborn (SPD), Vorsitzender des Sportausschusses. Die Vereine, die die Eishalle heute nutzen, würden eine solche Pause wohl kaum überleben. Bau- und Sportdezernentin Simone Raskob hatte schon vor Monaten im Gespräch mit der Redaktion einen naheliegenden Standort ins Gespräch gebracht: den Parkplatz am Westbahnhof. Eine Anbindung an den öffentlichen Personen-Nahverkehr, wie sie die Eishalle heute bietet, gilt jedenfalls als unverzichtbar.

Unendlich viel Zeit wird sich die Politik mit einer Entscheidung nicht lassen können. Investiert werden müsste so oder so. Sicherheitsanforderungen verlangen, dass die Bande um die große Eislauffläche bis spätestens 2029 ausgetauscht wird. Kosten: zwei Millionen Euro. Um den Trainingsbetrieb aufrechterhalten zu können, wurde die kleine Eisbahn unter der Stehtribüne gerade erst für 730.000 Euro erneuert. Sie soll in den kommenden Tagen offiziell eröffnet werden. Die Eishalle werde „im laufenden Betrieb dauernd saniert“, sagte Sabine Ulmann vor dem Sportausschuss. ISo etwas nennt man auch Fass ohne Boden.

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