Essen. Der Vize-Kanzler und Wirtschaftsminister setzt auf die Innovationskraft. Im Gründerzentrum „Bryck“ macht Habeck die Probe aufs Exempel.
Diese Erdbeeren sind ganz nach dem Geschmack von Robert Habeck. Maximilian Hartmann und Claas Ahrens haben sie gezogen. Nicht auf einem Erdbeerfeld in Haarzopf oder Schuir, sondern an einer sieben Meter hohen Wand im Gründerzentrum Triple Z in Katernberg. „Erde haben diese Erdbeeren noch nie gesehen“, gesteht Hartmann. Alles, was die Früchte zum Gedeihen brauchen, wird mittels künstlicher Intelligenz gesteuert: CO2, Licht, Nährstoffe.. . .
Eine Kostprobe servierten die beiden Startup-Gründer am Montag (16.9.) dem Vize-.Kanzler und Bundeswirtschaftsminister, als dieser gemeinsam mit Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur dem Gründerzentrum „Bryck“ im FUNKE-Turm am Berliner Platz einen Besuch abstattete. Vor zweieinhalb Jahren ist „Bryck“ mit Unterstützung der RAG Stiftung angetreten, um Startups dabei zu unterstützen, wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Das Essener Gründerzentrum hat bislang mehr als 80 Startups begleitet
Denn Innovationskraft tut Not in Deutschland, wo derzeit viel von wirtschaftlichem Abschwung die Rede ist, im Ruhrgebiet vielleicht noch mehr als anderswo. Die wichtigsten Erfindungen der vergangenen Jahrzehnte seien nicht in Deutschland gemacht worden und auch nicht in Europa, sagt Habeck in Anspielung auf die großen Tech-Konzerne in den USA, und fügt adressiert an die versammelte Startup-Szene hinzu: „Eines von euch muss zum neuen Google oder Microsoft werden.“
Mehr als 80 Startups hat „Bryck“ seit seiner Gründung unterstützt, berichtet Geschäftsführer Christian Lüdtke. Ein neues Google ist noch nicht darunter. Dafür Startups wie „Genesys“, das an Hardware für KI tüftelt, damit es für künstliche Intelligenz nicht mehr riesige Rechenzentren braucht, oder „Greenlyte“, das ein Verfahren entwickelt hat, um Kohlendioxid aus der Außenluft abzusaugen. Das Startup „Shit2Power“ gewinnt aus Klärschlamm erneuerbare Energie. Einige stehen noch am Anfang, andere sind schon weiter und machen bereits mehrere Millionen Euro Umsatz.
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„Wir haben kein Problem, Startups zu finden“, sagt Robert Habeck. Aber anders als in den USA, wo Investoren risikofreudiger sind, fehlt es an Kapitalgebern. „Bryck“ hat sich deshalb beworben beim Wettbewerb der Bundesregierung „Startup Factory“. Die großen Universitäten im Ruhrgebiet sind mit im Boot. Habeck spricht von einem „Flaggschiff“. Das weckt Erwartungen.
Industrieunternehmen im Ruhrgebiet sollen „Reallabore“ für Startups sein
Den Gewinnern winken zehn Millionen Euro vom Bund, verteilt über fünf Jahre, und mindestens die gleiche Summe von privater Hand, erläutert Christian Lüdtke. Damit ließe sich einiges bewegen. Für „Bryck“ spricht in seinen Augen ein Standortvorteil: Gerade die großen Industrieunternehmen könnten als „Reallabore“ dienen, in denen Startups ihre Entwicklungen in der Praxis erproben. Bestenfalls bleiben sie im Revier und wandern nicht ab nach Berlin oder gehen gleich in die USA.
„vGreens“, das Startup der Erdbeerzüchter aus Katernberg, eröffnet bald Labore in Singapur und Malaysia. Erdbeeren ließen sich künstlich an jedem Ort der Welt züchten, 365 Tage lang. Das spart Energie und macht lange Transportwege überflüssig. Das Essener Startup entwickelt dafür Software-Lösungen. Maximilian Hartmann glaubt nicht, dass „vGreens“ den Schlüssel gefunden hat zur Lösung der weltweiten Ernährungsprobleme. Seine Erdbeeren seien mehr Ergänzung als Ersatz. Erste Tests liefen auch für Blaubeeren und Melonen. Auch das dürfte Robert Habeck schmecken.
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