Essen. Das Unesco-Gymnasium ist Schauplatz des offiziellen Auftakts: Das milliardenschwere Förderprogramm „Startchancen“ von Land und Bund beginnt.
Mehr als 150 Schulleiterinnen und -leiter aus dem gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf kommen am Freitag, 30. August, zur Unesco-Schule ins Südostviertel. Staatssekretär Urban Mauer vergibt dort Plaketten. Die feierliche Veranstaltung ist ein „symbolischer Auftakt“, so das Schulministerium, für das „Startchancen“-Förderprogramm.
Mit einem beispiellosen finanziellen Aufwand von knapp fünf Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren unterstützen Bund und Land 920 Schulen in NRW, die sich in so genannten „herausfordernden Lagen“ befinden, also in besonderem Maß mit den Folgen von Armut, Migration und Bildungsferne zu tun zu haben.
Unesco-Gymnasium in Essen hat als eines Gymnasium in NRW einen Sozialindex von 9
„Wir sind das einzige Gymnasium in Nordrhein-Westfalen mit einem Sozialindex von 9“, berichtet Silvia Lichtenstein, die Leiterin des Unesco-Gymnasiums an der Steinmetzstraße im Südostviertel. Mit dem Sozialindex - eins ist der niedrigste, neun der höchste Wert - wird in NRW bezeichnet, wie viele Kinder an einer Schule zum Beispiel aus einem Hartz-4-Haushalt kommen oder nicht Deutsch als Muttersprache sprechen. Der Sozialindex soll seit Ende 2023 dafür sorgen, dass an NRW-Schulen die Fördermittel oder Stellen für Schulsozialarbeiter passender als früher verteilt werden.
Sozialindex der Essener Schulen: Wo steht die Schule meines Kindes?
Knapp 40 Schulen in Essen haben einen Sozialindex von acht oder neun, und als erste Gruppe wurden 28 Essener Schulen ausgewählt, die jetzt am „Startchancen“-Programm teilnehmen. Das sind 20 Grund-, zwei Gesamt-, zwei Real- und zwei Hauptschulen sowie ein Berufskolleg und das Unesco-Gymnasium. Eine zweite Gruppe mit weiteren Schulen geht 2025 an den Start.
28 Essener Schulen in diesem, weitere im nächsten Jahr
Der zentrale Auftakt des „Startchancen“-Programms für alle teilnehmenden Schulen im Regierungsbezirk Düsseldorf, zu dem Essen gehört, findet im Unesco-Gymnasium statt. „Mich freut, dass wir und alle Schulen in so genannten herausfordernder Lage durch das ,Startchancen‘-Projekt in den Blick genommen werden“, sagt Silvia Lichtenstein, die Leiterin des Unesco-Gymnasiums. „Wir empfinden das als besondere Geste der Wertschätzung.“
Das Unesco-Gymnasium ist eine besondere Schule. Sie nimmt nur Kinder und Jugendliche in den Jahrgängen sieben und elf auf. Die Schule, vor 60 Jahren gegründet, richtete sich von Anfang an an Schülerinnen und Schüler, die zunächst an andere Schulen gehen, zum Beispiel an Realschulen, und dann feststellen, dass sie besonders begabt sind und deshalb eine gymnasiale Laufbahn in Frage kommt. Während die Schule zunächst vor allem Arbeiterkinder ansprach, wird die Schule heute auch von Gymnasiasten besucht, die eine vergleichsweise kleine Schule bevorzugen, unter anderem Schülerinnen und Schüler aus Kriegs- und Krisengebieten.
Am Essener Unesco-Gymnasium: 45 Nationen, 60 Sprachen
475 Schülerinnen und Schüler gehen derzeit auf das „Unesco“, sie kommen aus 40 bis 45 Nationen, mehr als 60 Sprachen werden gesprochen, es gibt die unterschiedlichsten sozialen, kulturellen und religiösen Hintergründe.
„Unsere Arbeit leistet einen wertvollen und notwendigen Beitrag für den friedlichen Zusammenhalt in einer von Diversität geprägten Gesellschaft“, sagt Silvia Lichtenstein. „Das hat nichts mit Sozialromantik zu tun, sondern ist ein klarer Blick auf unsere Lebensrealität.“
Wie viel Geld das Unesco-Gymnnasium und die anderen Schulen aus dem großen Förderprogramm erhalten, ist noch unklar. „Mit Geld allein leistet man keine gute pädagogische Arbeit. Es müssen auch die nötigen Lehrkräfte vor Ort sein, die in ihrer Arbeit den besonderen gesellschaftlichen Auftrag sehen“, betont Silvia Lichtenstein. „Welche Projekte wir mit dem Fördergeld realisieren werden, weiß ich noch nicht.“ Es habe sich in der Vergangenheit aber gezeigt, dass man an der Unesco-Schule mit Sport- und Musikprojekten besonders viel bewirken könne. „Wer Sport treibt oder Musik macht, fördert seine Resilienz, ist gesellschaftlich integriert und lernt besser“, sagt Silvia Lichtenstein.
Schülerinnen und Schüler kommen nicht nur aus Essen
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Grundsätzliches Ziel der Schule ist es, die Vielzahl der Kooperationen, die man bereits unterhält, stetig auszubauen. Die Schule arbeitet beispielsweise eng mit dem Rotary-Club Baldeney und anderen Organisationen wie „Inner Wheel“ zusammen; kooperiert mit dem Krankenhausbetreiber Contilia und dem Förderkreis Theater und Philharmonie. Die Schülerinnen und Schüler am „Unesco“ kommen nicht nur aus Essen, sondern auch aus angrenzenden Städten wie Oberhausen, Mülheim oder Bochum.
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