Essen. In sogenannten Lernhäusern können Kinder und Jugendliche nachmittags kostenlos Nachhilfe bekommen. Nur das laufende Jahr ist gesichert.

Viele Kinder und Jugendliche in Essen benötigen Hilfe, um die Schule zu schaffen. Eine solche Hilfe bieten die sogenannten Lernhäuser des Kinderschutzbundes. An fünf Standorten können Schülerinnen und Schüler gratis nachmittags Hausaufgaben- und Nachhilfe erhalten. „Die Lernhäuser“, sagt Ulrich Spie vom Kinderschutzbund, „zählen zu unseren ältesten und erfolgreichsten Projekten.“ In 15 Jahren, hieß es schon im Jahr 2017, habe man 15.000 Kindern und Jugendlichen geholfen.

Aber ausgerechnet die Lernhäuser, die schon Generationen von Schülerinnen und Schülern zu schulischem Erfolg verholfen haben, sind dauerhaft gefährdet, weil sie permanent auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind. „Die Lernhäuser“, erklärt Spie, „sind zu 80 Prozent spendenfinanziert.“ Besonders Bildungsprojekte wie die Lernhäuser hätten es schwer, permanente Unterstützer zu finden: „Viele sagen, schulische Angelegenheiten seien die Sache von Land und Bund.“ Außerdem würden viele Stiftungen und andere Geldgeber eine einmalige Spende übermitteln; danach müssten sich die Projekte aber von selbst tragen: „Das kann bei Lernhäusern nicht funktionieren, da muss man eher in Zehn-Jahres-Rhythmen denken“, sagt Spie. „Dabei lohnt sich die langfristige Investition in Bildung.“

Lernhäuser in Essen: Das laufende Jahr ist abgesichert

Erst kürzlich hat unter anderem eine Spende des Rotary-Clubs Essen den Betrieb der Lernhäuser gesichert, zumindest für das laufende Kalenderjahr. „Vorher mussten wir ernsthaft abwägen, ob wir zwei Standorte schließen“, räumt Spie ein. Der Gemeindienst des Rotary-Clubs Essen spendete 17.500 Euro. Spie verdeutlicht: „Wir brauchen viele vergleichbare Förderer.“

In den Lernhäusern bekommen Kinder und Jugendliche nicht nur Nachhilfe. Dort erhalten sie zum Beispiel auch berufsvorbereitende Förderungen, wenn sich die Schulzeit dem Ende nähert. Als Lehrer, Coaches und Berater stehen in den Lernhäusern in der Regel Ehrenamtliche bereit, die sich der Kinder und Jugendlichen annehmen.

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Einer von rund 30 Ehrenamtlichen ist Klaus Jägersküpper, der als Gymnasiallehrer über Jahrzehnte Deutsch und Erdkunde unterrichtet hat. Seit dem vergangenen Jahr ist er im „Lernhaus Innenstadt“ aktiv. Dort hilft er unter anderem der Schülerin Sharugaa im Fach Deutsch. Die 18-Jährige, deren Eltern aus Sri Lanka stammen, besucht eine Gesamtschule, will Abi machen und studieren. Jägersküpper bereitet mit ihr zusammen den Deutschunterricht nach, steht ihr bei den Hausaufgaben zur Seite und unterstützt sie bei der Klausurvorbereitung. In den vergangenen Monaten standen auf dem Stundenplan Georg Büchners Drama „Woyzeck“, romantische Lyrik, zum Beispiel von Joseph von Eichendorff, sowie politische Reden, vorrangig aus der Zeit des Nationalsozialismus. „Die Sprache in solchen Texten ist für jeden Jugendlichen eine Herausforderung, aber jemand mit einem anderen kulturellen und historischen Hintergrund hat es doppelt schwer“, erläutert Jägersküpper.

Die Mehrheit der Ehrenamtlichen, die sich in den Lernhäusern engagieren, sind pensionierte Pädagogen; aber auch ehemalige Ingenieure sind dabei, zum Beispiel für Fächer wie Mathe. „Doch im Fach Deutsch“, sagt Jägersküpper, „ist der Bedarf am höchsten.“ Das liegt an der Vielzahl der Schülerinnen und Schüler, deren Familien eine Zuwanderungsgeschichte haben und deshalb Deutsch nicht als Muttersprache erlernt haben.

Lernhäuser benötigen viele Spenderinnen und Spender

Ulrich Spie vom Kinderschutzbund betont: „Wir brauchen viele vergleichbare Förderungen wie das Engagement des Rotary Clubs Essen, damit wir die Kinder auch weiterhin auf ihrem Bildungsweg unterstützen können.“

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