Essen. Böller-Verkauf: Weil die Stadt Essen den Feuerwerksverkauf in der Eissporthalle verbot, stand die Veranstaltung vor dem Aus. Es geht aber weiter.
Mal schweißtreibende Temperaturen, mal sintflutartiger Regen – während man in Essen und der ganzen Republik noch über einen seltsamen Sommer seufzt, hat Thomas Schiemann vor einigen Wochen gedanklich bereits Weihnachten hinter sich gelassen und freut sich auf Silvester.
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Denn da feiert sein schon totgeglaubter Feuerwerksverkauf in Essen, der größte in ganz Nordrhein-Westfalen und bei der Kundschaft längst Kult, mit lautem Knall eine Fortsetzung an neuer Stelle. Adieu Eissporthalle Essen-West...
Mulmige Gefühle beim NRW-weit größten Böller-Verkauf und der Versuch, Zeichen zu setzen
...und willkommen auf dem Gelände des Autokinos am Sulterkamp in Bergeborbeck. Hierhin soll bei der böllerfreudigen Fangemeinde der Funke überspringen: 15 Autominuten weiter nördlich im Stadtgebiet, nicht ganz so gut an den Nahverkehr angebunden, aber vom Handling her deutlich besser, freut sich Schiemann. Ihm hatte die Stadtspitze vor einiger Zeit eröffnet, sie wolle sein seit Jahrzehnten in der Eissporthalle veranstaltetes dreitägiges Verkaufs-Spektakel fortan nicht mehr dulden.
Ursache dafür, waren nicht etwa missachtete Auflagen bei Verkauf oder Lagerung der explosiven Massenware durch Schiemanns Leute, sondern schlicht das mulmige Gefühl, das Oberbürgermeister Thomas Kufen beschlich, als sich Einsatz- und Rettungskräfte in der Essener Silvesternacht 2022/2023 hier und da Böller-Attacken ausgesetzt sahen. Mit dem Instinkt für mögliche Negativ-Kampagnen wollte Kufen den Verkauf erklärtermaßen nicht mehr in städtischen Räumlichkeiten abgewickelt wissen: wohl wissend, „dass durch ein Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern in unseren städtischen Gebäuden das kriminelle Tun und Handeln von Chaoten nicht gestoppt werden kann“.
Nicht nur das Verbot, auch die zündende Idee für eine Alternative kam aus dem Rathaus
Ein politisches Zeichen also, bei dem auch vertragliche Abmachungen nichts ausrichten konnten. Immerhin kam nicht nur das Verbot, sondern auch die zündende Idee für das neue, nun nicht mehr städtische, sondern private Verkaufs-Domizil aus dem Rathaus. Das liegt nun nicht mehr inmitten von Wohnbebauung, sondern auf dem weitläufigen Areal des Autokinos, nicht weit vom Stadion an der Hafenstraße, wo die örtliche Gastronomie für den 28. bis 30. Dezember demnächst ausnahmsweise Knalleffekte aller Art beschert. Und da die Räumlichkeiten für den erwarteten Ansturm nicht ausreichen, ist für eine angrenzende Halle ein Bauantrag zur Nutzungsänderung gestellt.
Thomas Schiemann ist vom neuen Standort und den „sehr kooperativen“ Vermietern so angetan, dass er bereits einen Drei-Jahres-Vertrag ausgehandelt hat – auch wenn die Miete höher ausfällt als bisher: „Das ist eine gute Lösung und unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit und des Handlings definitiv ein besserer Standort als die Eissporthalle.“
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Vom Chinaböller zur Batterie mit multiplem Wumms: Der Markt hat sich verändert
Dass ihm die Kundschaft folgen muss, darum ist ihm nicht bang. Die komme statt zum Westbahnhof auch nach Bergeborbeck, zumal man dort ebenso über reichlich Parkplätze verfügt und die oft voluminösen Einkäufe direkt ins Auto hieven kann. Denn mit ein paar Chinaböllern geben sich die Hardcore-Fans der kontrollierten Silvester-Sprengung längst nicht mehr zufrieden: „Früher haben Böller die Hälfte des Verkaufs ausgemacht, heute sind es allenfalls noch fünf Prozent“, sagt Schiemann. Die Kundschaft greift stattdessen eher zur Multi-Schuss-Batterie mit allerlei Knattersternen und Knisterkometen, Feuerschweifen und Sprüh-Effekten – eingebettet in ein akustisches Inferno, bei dem manchem die Ohren klingeln.
Und am Ende auch die Kasse. Die Container-Ware aus China geht in diesen Tagen nach Essen auf die Reise.
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