Essen-Karnap. Warum man am Thusneldapark in Essen-Karnap künftig häufiger auf Barfußgänger treffen könnte. Und wieso dort Obstpflücken ausdrücklich erlaubt ist.

Drei Runden sollten es schon sein, um das richtige Gefühl für die Sache zu bekommen. Drei Runden, die im wahren Wortsinn über Stock und Stein führen: Anfang vergangenen Jahres hatte sich das Karnaper Bürgerbündnis 1999 (KBB) am Thusneldaplatz in Karnap daran gemacht, einen Barfußpfad für das Viertel anzulegen. Jetzt präsentierte KBB-Geschäftsführer Thorsten Kaiser stolz das Ergebnis, das mit Mitteln der Aktion Mensch und der Grüne Hauptstadt Agentur realisiert werden konnte. Elf Felder, aufgeschüttet mit Sand, Kies, dicken Steinen, Holzstämmen oder Baumscheiben, bepflanzt mit Gras und gesichert mit hölzernen Geländern führen einmal im Halbkreis um eine Sitzbank – und einen kleinen Obst-Naschgarten.

Stadtteil Essen-Karnap kämpft mit Vorurteilen

Ein „Ort der Ruhe und Erholung“, den, so Kaiser, das KBB in den vergangenen drei Wochen noch einmal „richtig schön gemacht“ habe; noch fehlt dem Geländer eine schützende Lasur, aber da wollen die Ehrenamtlichen demnächst auch noch ran. Ein Ort, nimmt Kaiser die nächste Frage vorweg, der tatsächlich sehr gut nach Karnap passe: „Wir kämpfen hier im Stadtteil noch immer mit dem Vorurteil, dass hier alles hässlich sei. Und genau deshalb machen wir solche Projekte.“

Im herzen des Halbrundes befindet sich ein kleiner Obstgarten für die kleine Stärkung zwischendurch.
Im herzen des Halbrundes befindet sich ein kleiner Obstgarten für die kleine Stärkung zwischendurch. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Das Karnaper Image allerdings ist nur ein Beweggrund. Ein anderer: Das KBB will den Menschen vor Ort ein Angebot machen, zusammenzukommen – „und einfach mal ein wenig zu entspannen“. Der Standort am Thusneldaplatz scheint dafür geradezu ideal: unmittelbar neben dem nachhaltigen Nachbarschaftsprojekt „Kistengarten“, bei dem fleißig in Hochbeeten gegärtnert wird, und direkt am neu gestalteten Spielplatz, den die Stadt für gut 95.000 Euro gerade modernisiert hat. Kaiser hat gemeinsam mit Andreas Opper stellvertretend für das KBB die Patenschaft übernommen. Und auch die „Zielgruppe“ wartet quasi um die Ecke: Bewohner des Seniorenheims an der Lohwiese, die Kinder der Kita „Rasselbande“ – und „natürlich die Anrainer“.

Barrierefreies Konzept macht Barfußpfad für alle zugänglich

Und auch am eigentlichen Konzept des Barfußpfades hat das Karnaper Bürgerbündnis kräftig gefeilt. „Wir haben uns im Vorfeld umfassend informiert und zum Beispiel sehr darauf geachtet, dass bei den Feldern ein Wechsel zwischen hart und weich, warm und kalt eingehalten wird, um das Sinneserlebnis möglichst intensiv zu gestalten.“

Ein zweiter Rundweg um den eigentlichen Pfad macht zudem eine barrierefreie Nutzung möglich: „Durch den zweiten Weg sind Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind, nicht auf dem Barfußpfad gefangen. Sie kommen von außen und durch Zwischenräume im Geländer an die einzelnen Felder heran – und jederzeit wieder auf den ebenen und damit leichteren Weg zurück.“

Der Kinderspielplatz auf dem Thusneldaplatz wurde gerade von der Stadt modernisiert.
Der Kinderspielplatz auf dem Thusneldaplatz wurde gerade von der Stadt modernisiert. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die „Belohnung“ für drei Runden über den Pfad: kribbelnde Füße, ein ruhiger Kopf – und kostenloses Obst aus einem kleinen Gärtchen im Herzen des Halbrundes. Denn für die kleine Stärkung zwischendurch hat der Sportpark Karnap hier Spalierobst und Beerensträucher gepflanzt – Birnen, Äpfel, Johannis- und Stachelbeeren, gar Pfirsiche. Die Pflege der gesamten Anlage, sagt Kaiser, übernähmen die Ehrenamtlichen beider Vereine, „viele von uns wohnen ohnehin in der Nähe“. Ein 1.000-Liter-Tank der Aktion Gießkannenhelden der Ehrenamt Agentur soll demnächst noch die Bewässerung erleichtern.

Am 29. Juli ab 14 Uhr will das Karnaper Bürgerbündnis Pfad und Gärtchen in einer offenen Veranstaltung noch einmal im Detail vorstellen; die Initiative „Nordfünkchen“, die sich gegen Altersarmut im Essener Norden stark macht, hat ihren Besuch bereits angekündigt. Der Auftakt, sagt Kaiser, für regelmäßige Veranstaltungen am Barfußpfad.