Essen. Deniz Soruklu (27) aus Essen besitzt Spinnen, viele Spinnen! In den Sozialen Netzwerken postet er regelmäßig Bilder und Videos. Seine Geschichte.
- Der 27-jährige Deniz Soruklu aus Essen-Bergerhausen postet Spinnen und Co auf Social Media.
- Allein auf Tiktok hat er unter dem Pseudonym „Codadrea“ mehr als 1,2 Millionen Follower.
- Mit seinen Inhalten auf den Plattformen verdienst er mittlerweile sein Geld.
Nicht jeder kann sich für Spinnen, Bartagamen und Co. erwärmen. Wohl aber Deniz Soruklu, als Spinnen-Influencer in den sozialen Medien besser bekannt als Codadrea. Mit 1,2 Millionen Followern auf Tiktok und über 100.000 Abonnenten auf Youtube kann der 27-Jährige aus Essen-Bergerhausen inzwischen von seiner Leidenschaft für die Tiere leben. Mit Nachbarn und Vermieter hat er nach eigener Aussage trotz seiner ungewöhnlichen Vorliebe kein Problem.
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Schon früh entdeckte Deniz Soruklu seine Liebe zu (Kriech-)Tieren. „Mit Menschen bin ich als Kind nicht so gut klargekommen, war eher Einzelgänger. Die anderen fanden mich seltsam, auch weil ich gern draußen in der Natur war und auf Bäume geklettert bin. Ich wiederum fand die anderen meist kindisch. Tiere waren damals meine besten Freunde“, sagt der 27-Jährige.
Essener Influencer hat schon als Kind seine Liebe zu Spinnen entdeckt
Seine Eltern hätten es nicht immer leicht gehabt – angesichts von Kellerasseln in der Hosentasche oder Maden in der Kaffeedose. Damals habe er unbedingt Biologe werden wollen. Zwischenzeitlich sei seine Leidenschaft für die Natur und Tiere aller Art ein bisschen auf der Strecke geblieben, andere Dinge wie Reisen, Erfolg und Geld seien wichtiger geworden.
Vor zweieinhalb Jahren sei die alte Liebe wieder aufgeflammt. „Der Erfolg kam dann vor anderthalb Jahren. Jetzt kann ich das tun, was ich gern mache und verdiene damit mein Geld“, erzählt der Bergerhauser, der seit 2005 in Essen lebt. Eine Ausbildung zum operativen Assistenten sei nicht das Richtige für ihn gewesen, Arzt zu werden, habe er sich hingegen schon vorstellen können. „Aber eigentlich wollte ich schon als Jugendlicher Creator werden. Mir sind Freiheit und Flexibilität wichtig“, sagt der Essener, der als Fotograf und Videograf jetzt hauptberuflich mediale Inhalte erstellt. Der Mann mit den roten Dreadlocks, der türkisch-südamerikanische Wurzeln hat, ist heute so bekannt, dass er auf der Straße angesprochen wird.
In der ersten Zeit habe er zwei bis drei Videos pro Tag auf Tiktok, Youtube oder Instagram gestellt, jetzt ist es meist eins. „Geld gibt es über Sponsoren, Spenden aus der eigenen Community und über die Plattformen selbst, die pro 1000 Klicks bezahlen“, erklärt er. Inzwischen bekomme er auch Dinge wie Kameras zugeschickt, die er testen, bewerben und so für die Produkte Reichweite erzielen soll. „Die Anfragen landen in der Regel bei meinem Management. Aber ich bewerbe nur Sachen, von denen ich wirklich überzeugt bin“, legt er Wert auf Glaubwürdigkeit.
Einnahmen generiert der 27-Jährige auch über den Verkauf von Spinnen. „Ich kaufe die Tiere lieber auf Messen oder beim Händler, als dass ich sie online bestelle. Dabei ist die Gefahr größer, dass sie falsch verpackt werden und verletzt oder tot ankommen.“ Ganz billig seien die Achtbeiner nicht: Seltene, große Exemplare könnten auch mal bis zu 450 Euro kosten.
Als „Codadrea“ vermittelt der Bergerhauser auf den verschiedenen Kanälen Interessantes aus der Welt von Vogelspinne, Springspinne, Bartagame und mehr. Er kennt die lateinischen Namen, Herkunftsländer und Lebensgewohnten der Tiere, erklärt seiner Community, warum sie mit sehr wenig Platz auskommen und dass abgetrennte Beine nachwachsen können. Manche Erkenntnisse verwundern dabei, zum Beispiel, dass die Vogelspinnen-Weibchen bis zu 30 Jahre, die Männchen dagegen eher sechs Jahre alt werden können.
Spinnen sind genügsame Hausgenossen
Spinnen sind recht genügsame Hausgenossen, erläutert der Experte. „Sie fressen oft nur einmal im Monat. Ob sie Nahrung brauchen, erkennt man an der Größe des Hinterleibs. Die Tiere bewegen sich kaum, brauchen deshalb wenig Energie. Das ist sehr effizient.“ Als Nahrung hält er lebendige Heuschrecken bereit. Neben rund 80 Spinnen, etlichen Bartagamen und einem Chamäleon lebt Soruklu auch mit zwei Katzen zusammen.
Insgesamt besitzt er rund 1200 Spinnen, die zum Teil bei einem Geschäftspartner untergebracht sind. Die wichtigsten und größten Exemplare leben in Terrarien in seiner Wohnung und haben sogar Namen. Sonic sei der Liebling der Community, erzählt er und nimmt das in Indien beheimatete Tier auf die Hand. „Ich kann das machen, weil die Spinne an mich gewöhnt ist, aber anderen würde ich das nicht raten, sie gehört zu den Top 3 der giftigsten Vogelspinnen.“ Für die Haltung dieser Spinne sei eine Genehmigung erforderlich, die er habe.
Die meisten Spinnen seien mehr oder weniger giftig, sie bräuchten das Gift zur Selbstverteidigung, zum Lähmen der Beute und zur Verdauung. Je nach Art könne es für Menschen durchaus gefährlich sein, gebissen zu werden, aber normalerweise würden sie nicht beißen, wenn man ruhig und gelassen agiere. „Ich selbst bin noch nie von einer Spinne gebissen worden, wohl aber von einer Schlange.“
Auch an Ereignissen wie dem Tod einer Spinne – vor kurzem verschied ein Exemplar an Krebs – lässt Soruklu seine Community teilhaben. „Es ist nicht schön, wenn eine Spinne stirbt, aber das ist natürlich kein Vergleich zu anderen Haustieren wie Katzen. Spinnen sind keine empathischen Wesen, da baut man keine gefühlsmäßige Bindung auf.“
Der Bergerhauser will Menschen von ihrer Spinnenphobie befreien
Dass nicht alle Menschen seine Leidenschaft für Spinnen teilen, sondern bei ihrem Anblick oft sogar in Panik ausbrechen, ist Deniz Soruklu klar. „Wenn es gewünscht wird, versuche ich Menschen von ihrer Spinnenphobie zu befreien.“ Dabei gehe er nicht wissenschaftlich, sondern eher intuitiv vor, schaue, auf welche Distanz man eine Spinne noch gerade ertragen könne und versuche dann, den Abstand nach und nach zu verkleinern.
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