Essen. NRW unterstützt stärker als bisher den Verein „Brotzeit“: Die von TV-Star Uschi Glas gegründete Initiative sorgt für Gratis-Schulfrühstück.

Die Zahl der Grundschulen im Ruhrgebiet, die ihren Kindern morgens vor dem Unterricht ein komplettes, kostenloses Frühstück anbieten, soll sich in kürzester Zeit mehr als vervierfachen. Die Summe der Schulen steigt von derzeit etwa 60 auf künftig rund 250. Denn das Land NRW beteiligt sich stärker als bislang am bundesweiten Frühstücksprojekt „Brotzeit“. Diese Initiative hat Schauspielerin Uschi Glas gegründet. Sie war gemeinsam mit Vertretern der Landes- und Kommunalpolitik am Mittwoch bei einem Ortstermin an einer Grundschule im Essener Stadtteil Bochold zu Gast.

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An bislang etwas mehr als 60 Schulen im gesamten Revier richten ehrenamtlich aktive Seniorinnen und Senioren morgens ein Frühstück für die Jungen und Mädchen aus – die Lebensmittel spendet in der Regel der Discounter Lidl; die Kosten für Kühlschränke und die Schulung der ehrenamtlich Aktiven trägt der Verein „Brotzeit“, der seit dem Jahr 2009 bundesweit aktiv ist. Gegründet wurde er von Schauspielerin Uschi Glas (79), die heute im Aufsichtsrat des stetig wachsenden Vereins sitzt und durch publikumswirksame Auftritte weiter für Aufmerksamkeit sorgt. Bundesweit sind mittlerweile mehr als 300 Schulen ans „Brotzeit“-Netzwerk angeschlossen. Am Mittwoch schaute Uschi Glas in Essen beim Ortstermin vorbei.

Ein Radiobericht über hungernde Schulkinder schockierte Uschi Glas

„Ich weiß noch genau, wie ich im Auto saß und die Radionachricht hörte, dass in München 3000 Schulkinder Hunger leiden“, erzählt die Schauspielerin am Rande des Termins am Mittwoch in Essen. „Ich war schockiert und sagte mir sofort, dass man da etwas tun muss.“ Das war im Jahr 2008. Sie gründete den Verein „Brotzeit“, fand Mitstreiter – unter anderem „Lidl“ – und bescherte der Initiative ein beständiges Wachstum: Überall in Deutschland entstanden sogenannte „Förderregionen“; das Ruhrgebiet ist in drei von ihnen aufgeteilt. Die meisten Schulen im Revier, die bei „Brotzeit“ mitmachen, liegen in Duisburg.

„Es geht nicht nur um die Mahlzeit“, sagt die Leiterin der Bischof-von-Ketteler-Schule in Essen, Anja Banse-Gräf, an diesem Morgen. „Es geht auch um das Miteinander.“ Am gemeinsamen Frühstück nähmen längst nicht nur bedürftige Kinder teil, die aus armen Familien kommen. Nicht zu unterschätzen sei auch die Bedeutung der Kontakte, die zwischen den Kindern und den ehrenamtlich aktiven Senioren entstehen: „Die Kinder schütten einem irgendwann ihr Herz aus und erzählen von ihren Problemen“, sagt zum Beispiel Helfer Michael Langguth (64). Der gelernte Hotelfachmann steht kurz vor der Rente, ist also noch aktiv im Job, und hilft trotzdem regelmäßig vor Ort beim Frühstückmachen. „Das will ich mir auch nicht nehmen lassen.“ Andere Seniorinnen und Senioren, die sich regelmäßig die rote „Brotzeit“-Schürze umbinden, waren früher in Altersheimen als Pflegerinnen aktiv – oder in anderen Berufen, in denen körperlich hart gearbeitet wird. „Das frühe Aufstehen“, sagt eine Helferin lachend, „das hat man noch so drin.“

„Die Kinder schütten einem irgendwann ihr Herz aus“

Das Land NRW, das die Initiative „Brotzeit“ bislang mit einer knappen Million Euro unterstützt hat, stockt diese Förderung jetzt um weitere 1,5 Millionen Euro auf. Damit werden zum Beispiel Kühlschränke angeschafft und die Mitarbeiter geschult. „Als wir anfingen, musste auch ich sehr viel dazulernen“, berichtet Schauspielerin Uschi Glas. „Dass zum Beispiel die Logistik von Frischwaren ein komplexes Thema ist, weil man die Kühlketten gewährleisten muss, vor allem im Sommer.“

An der Bischof-von-Ketteler-Schule im Essener Nordwesten kommen an jedem Morgen etwa 50 bis 60 Jungen und Mädchen, die Brot mit Aufschnitt, Obst und Fruchtjoghurt vertilgen. Damit eine Schule mitmachen kann, muss sie sich im sogenannten „Sozialindex“, mit dem das Land NRW sämtliche Schulen einstuft, auf der Skala zwischen sechs und neun bewegen. Der Index reicht von eins bis neun; eins bedeutet: So gut wie kaum Kinder aus Migrantenfamilien, so gut wie kaum Kinder aus Familien, die Sozialleistungen beziehen. Die Bischof-von-Ketteler-Schule ist mit „sechs“ eingestuft worden. „Das Projekt ist von vorne bis hinten gut durchdacht und hat ausschließlich positive Effekte“, lobt die Schulleiterin.

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