Essen-Altenessen. Die Familie des Café-Besitzers Eyyüphan Duy hat in der Türkei ihr Zuhause verloren. Jetzt ist der Essener selbst ins Erdbebengebiet geflogen.

Das Erdbeben in der Türkei und Syrien Anfang Februar hat zehntausende Menschenleben gefordert. Viele haben ihr Zuhause verloren und trauern um Angehörige. Menschen in den Krisengebieten sind erschüttert, aber auch jene, die in Deutschland leben und sich um Angehörige dort sorgen. Dazu gehört Eyyüphan Duy. Der Altenessener mit türkischen Wurzeln betreibt das Dein-Kult-Café an der Karl-Denkhaus-Straße.

Café-Betreiber konnte nach Erdbeben Familie nicht erreichen

Einer seiner Auszubildenden habe sechs Familienangehörige bei dem Erdbeben verloren, jetzt biete ihm das Café in Altenessen Halt. Eyyüphan Duy erzählt im Gespräch mit dieser Zeitung, er versuche, alles in seiner Macht stehende zu tun, um seinen Auszubildenden zu unterstützen. Er helfe ihm, mit der Trauer umzugehen. Sie würden täglich darüber und die Zustände in den betroffenen Regionen sprechen.

Auch die Familie von Eyyüphan Duy selbst kommt aus der Türkei. Sie seien bei dem Erdbeben glimpflich davongekommen, lebten aber nun im türkischen Adana auf der Straße. Das Erdbeben, das mit einer Stärke von 7,7 auf der Richterskala angegeben wurde, habe ihnen ihre beiden Häuser genommen: „Zwei Tage lang habe ich meine Familie nicht erreichen können. Ich dachte nicht, dass es so schlimm ist. Ich befand mich in einer gefühlten Ohnmacht.“

Familie von Altenessener lebt nach Erdbeben in der Türkei in Zelten

Duys Nichte Asya (42), die mit ihrer Tochter und ihrem Mann in Adana lebt, habe das Erdbeben wie im Film wahrgenommen. Duy: „Sie hat erzählt, alles habe gebebt und gewackelt. Menschen hätten geschrien, Dinge fielen um.“ Seine Nichte habe geweint und Todesangst gehabt. Körperlich seien sie unversehrt, hätten aber noch große Angst. Ihre Lebensgrundlage sei außerdem komplett zerstört worden – darunter auch ihr eigenes Restaurant.

Eyyüphan Duy, Betreiber des Dein-Kult-Cafés in Essen fliegt am Dienstag (14.2.) zu seiner Familie in die Türkei.
Eyyüphan Duy, Betreiber des Dein-Kult-Cafés in Essen fliegt am Dienstag (14.2.) zu seiner Familie in die Türkei. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Der Altenessener erzählt weiter, dass seine Familie momentan auf einem benachbarten Grundstück in Zelten lebe. Dort würden sie von verschiedenen Hilfsorganisationen mit Essen versorgt. Die Koordination funktioniere aber nicht sehr gut: „Ich weiß nicht, ob sie hungern, ich hoffe es nicht!“, sagt Duy im Gespräch mit dieser Zeitung.

Altenessener fliegt mit Spenden ins Erdbebengebiet

Der gebürtige Türke möchte seiner Familie helfen und fliegt am Dienstag (14.2.) selbst in die Türkei. „Das ist momentan das einzige, was ich tun kann.“ Duy möchte seine Familie möglichst bald in die 600 Kilometer entfernte Stadt Bursa bringen, wo seine Mutter lebt. Sie habe eine Eigentumswohnung, die derzeit renoviert wird und nicht von den Erdbeben betroffen ist. Da könne die Familie unterkommen.

Mitnehmen will Duy Medikamente und Geldspenden, auch von Bekannten und Freunden. Asyas Ehemann sei an Diabetes erkannt – Medikamente demnach lebensnotwendig. Er weiß, dass die meisten Menschen in und um Adana derzeit ohne Strom leben. Was er daher ebenfalls noch besorgen will seien Taschenlampen, Generatoren und Powerbanks, damit auch Handys geladen werden können.

Duy hofft, dass auch die Essener weiter für seine Landsleute in der Türkei spenden, um das Leid dort zu lindern. Er weiß aber auch: „An den Grenzen herrscht ein Organisations-Chaos und Sachspenden kommen nur spärlich an.“ Geld helfe daher am meisten. Dann könne von den Hilfsorganisationen vor Ort gezielt das gekauft werden, was wirklich gebraucht wird.

Hier können Essener für die Türkei spenden

Die zentrale Sammelstelle an der Messe (Tor 3, Lührmannstraße, 45131 Essen) ist bis zum 25. Februar täglich zwischen 16 und 20 Uhr geöffnet.Benötigt werden Sach- und Geldspenden. Spender werden gebeten, die Spenden in Kartons anzuliefern und diese gut zu beschriften. Dringend benötigt werden: mobile Krankenstationen, mobile Toiletten, medizinische Geräte, Rollatoren und Rollstühle, Medikamente, mobile Heizkörper (Gas/Öl) und Unterkunftsmöglichkeiten (z. B. Zelte). Ferner: Decken, Handschuhe, Mützen, Taschenlampen, Batterien, thermische Unterwäsche und Campingsets etc. Ebenfalls benötigt werden haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Bohnen, Salz, Zucker, Mehl, Öl.Geldspenden: Konto Stiftung Universitätsmedizin (IBAN DE09 3702 0500 0500 0500 05 / BIC BFSWDE33XXX) mit dem Verwendungszweck „Medizinische Erdbebenhilfe“.