Essen. Wie gelingt die Mobilitätswende? Darüber will die Stadt Essen beim zweiten Bürgerforum mit 500 zufällig ausgewählten Einwohnern diskutieren.
Die Stadt Essen lädt ein weiteres Mal zu einem Bürgerforum ein. Nach der Premiere zum Thema „Wo wollen wir wohnen?“ geht es diesmal um die Frage: „Wie gelingt uns die Mobilitätswende?“
Darüber sollen 500 zufällig ausgewählte Essener Bürger und Bürgerinnen am 19. Juni miteinander und mit Experten diskutieren. Oberbürgermeister Thomas verspricht sich davon mehr als nur einen Fingerzeig. „Wir wollen die Mobilitätswende“, betonte der OB, als er das zweite Bürgerforum am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellte. Nun seien die Bürger gefragt, sagt Essens Verkehrsdezernentin Simone Raskob. „Was muss sich ändern, um dieses Ziel zu erreichen?“
Das Ziel hat der Rat der Stadt vorgegeben: Bis zum Jahr 2035 will Essen den Verkehr gleichmäßig verteilen. Davon ist die Stadt noch weit entfernt. 55 Prozent der Wege legen die Essener mit dem Auto zurück. Trotz aller Anstrengungen ist der Anteil des Autoverkehrs ist über Jahrzehnte nahezu stabil geblieben.
Der Öffentliche Personen-Nahverkehr hinkt mit einem Anteil von 19 Prozent mit deutlichem Abstand hinterher. Ebenso groß ist der Anteil, den die Essener zu Fuß gehen. Für nur 11 Prozent der Wege nutzen sie das Fahrrad – so das Ergebnis der letzten repräsentativen Mobilitätsumfrage der Stadt Essen aus dem Jahr 2018.
Durch die „Citybahn“ steigt der ÖPNV-Anteil in Essen ab 2025 um zwei Prozent
Die Verantwortlichen in Politik sind überzeugt, dass sich die Anteile verschieben lassen zugunsten umweltfreundlicherer Fortbewegungsmittel. Allein der Bau der oberirdischen Straßenbahnlinie, der Citybahn, die von Huttrop kommend am Hauptbahnhof vorbei bis nach Bergeborbeck führen wird, soll den ÖPNV-Anteil um zwei Prozent erhöhen.
„Es geht darum, die Angebote zu verbessern“, so Simone Raskob. Noch sei der Öffentliche Nahverkehr im Vergleich zum Auto zu langsam. Nicht immer seien Busse und Bahnen zuverlässig. Dass müsse sich ändern. Raskob nennt Zürich beispielhaft, wo es sexy sei im Abendkleid mit der Straßenbahn in die Oper zu fahren.
Beim Thema Mobilität ist also Musik drin, könnte man sagen. Wobei das selbstgesteckte Ziel kein ideologisches sei, wie Thomas Kufen hervorhob. Niemand wisse, wie sich die Mobilität bis 2035 entwickelt. Nur weitergehen wie bisher, soll es eben nicht.
500 zufällig ausgewählte Essener Bürger werden von der Stadt eingeladen
Von den Bürgern wünscht sich der OB Hinweise über Stärken und Schwächen insbesondere im näheren Wohnumfeld. Was ist zu tun, „damit niemand mehr mit dem Auto zum Bäcker fährt“?, nennt Kufen ein Beispiel.
Antworten auf diese und andere Fragen rund um das Thema Mobilität soll ein möglichst repräsentativer Querschnitt der Essener Bevölkerung geben. Per Losverfahren aus dem städtischen Melderegister ausgewählte Bürger wurden bereits von der Stadt angeschrieben und vom Oberbürgermeister zur Teilnahme eingeladen. Je nach Rücklauf sollen weitere Einladungen verschickt werden.
359.000 zugelassene Kraftfahrzeuge
Das Auto ist in Essen das meistgenutzte Verkehrsmittel. Die aktuelle Statistik des Straßenverkehrsamtes weist für den Januar dieses Jahres Insgesamt 359.221 zugelassene Kraftfahrzeuge aus. Das sind 59 Fahrzeuge weniger als im Dezember 2020.Zurückgegangen ist im Januar auch die Zahl der angemeldeten Zweiräder. Sie sank um 17 Krafträder auf nunmehr 19.288.
Bereits im Vorfeld des Bürgerforums werden Kleingruppen von maximal fünf Personen verschiedene Verkehrsmittel testen, sofern die Coronaschutzvorgaben dies zulassen. Aufgrund der Pandemie findet das Bürgerforum sonst rein digital statt. Mehr als WLAN, ein internetfähiges Gerät und eine Portion Neugier braucht es dafür nicht.