Essen. Das Bürgerforum zu den Wohnbauflächen blieb bis zuletzt umstritten. Stadt und Teilnehmer aber waren zufrieden, deshalb gibt’s einen neuen Anlauf.
Als die Schlacht im Saale geschlagen war, da zogen die Bürger ihr Fazit mit an die Wand gepappten Smileys: Über 400 Grinsegesichter lachten den Beobachter da an, und nur ein einziger Teilnehmer des Bürgerforums „Wo wollen wir wohnen?“ ließ demonstrativ die Mundwinkel hängen. Für die Stadt das klare Signal, diese Form der Bürgerbeteiligung zu wiederholen: Am 20. Juni ist es soweit.
Diesmal gilt es allerdings nicht, gute von weniger guten Baugrundstücken zu unterscheiden, Brachflächen gedanklich zu besiedeln oder exklusive Wohnwünsche im Grünen abzuwehren. Vielmehr soll sich das zweite Essener Bürgerforum der Mobilität in dieser Stadt widmen: Wie kommen wir zwischen Karnap und Kettwig halbwegs stressfrei und umweltschonend von A nach B? Wie lassen sich über 350.000 zugelassene Kraftfahrzeuge ohne Dauerstau und schlechte Luft im Alltag nutzen? Und wie organisiert man eine Verkehrswende, die diesen Namen auch verdient?
Wieder werden 500 Bürger gesucht – quer durch alle Bevölkerungsschichten
Bürgerforum Nr. 2 ist, so sieht es Stadt-Sprecherin Silke Lenz, die logische Schlussfolgerung aus dem Forum Nr. 1 zum Thema Bauflächen: „Wir haben bei den Diskussionen festgestellt, dass für viele die Frage der Mobilität eng mit der Suche nach Wohnraum verbunden war.“ Schon damals habe es deshalb das Versprechen gegeben, bei nächster Gelegenheit den Verkehr in den Blick zu nehmen.
Am 20. Juni soll es soweit sein, die Ausschreibung für eine Agentur, die den Arbeitssamstag moderiert, ist bereits raus. Im Kern soll es laufen wie beim ersten Bürgerforum in der Messe: Rund 500 zufällig ausgewählte Essener aus allen Stadtbezirken und quer durch alle Bevölkerungsgruppen sollen zur Teilnahme eingeladen werden.
Auch Pendler von auswärts sollen eingebunden werden – nur wie?
Aber eben nicht nur sie: Auch Pendler umliegender Städte sollen - da sie ja einen nennenswerten Anteil der Verkehrswege zurücklegen – irgendwie eingebunden werden. Wie, darüber rätseln die Macher selber noch. Genauso wie über die Frage, wie konkret denn diese Bürgerbeteiligung ausfallen kann.
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Denn fest steht: Diesmal soll es keine Abstimmungen geben, keine Prioritätenliste „guter“ oder „schlechter“ Verkehrswege und ganz sicher auch keine hitzigen Debatten zum Für und Wider verkehrspolitischer Mega-Projekte wie A52-Weiterbau oder A40-Deckel.
Die Stadt will „sensibel dafür machen“, dass die Verkehrswende bei jedem anfängt
Sondern? „Wir wollen vor allem informieren“, sagt Lenz: den Bürgern nahebringen, welche ehrgeizigen Ziele man sich für die Verkehrswende gesetzt hat. Denn bis zum Jahr 2035 einen Anteil von jeweils 25 Prozent für Fuß - wie Radverkehr, öffentlichen Nah- und motorisierten Individualverkehr anzupeilen, das funktioniere ja nur m i t den Menschen und nicht g e g e n sie: „Es geht darum, sensibel dafür zu machen, dass die Verkehrswende bei mir selber anfängt“.
Dass dies am Ende nicht in einem heillosen Durcheinander gut gemeinter Debattenbeiträge endet, dafür sollen die Moderatoren genauso wie verschiedene Kooperations-Partner sorgen. „Das Feedback ist uns wichtig“, sagt Stadt-Sprecherin Lenz – überzeugt, dass sich „die von manchen geäußerte Kritik am ersten Bürgerforum sicher nicht 1:1 übertragen“ lässt. Nutzen in Form einer Rangliste vermeintlich geeigneter Bauflächen ist allerdings auch nicht zu erwarten. Mal zählen, wie viele Smileys kleben bleiben.