Essen.. Ein Kunstwerk, das drei Frauen darstellt, blieb beim Umzug vor drei Jahren auf dem Gelände des Berufskollegs Holsterhausen zurück: Die Transportkosten waren zu hoch. Sabine Peretzke, die seit drei Monaten Kunstwerke im öffentlichen Raum erfasst, plädiert für die Rettung der “Drei Grazien“, wie sie von den Schülern genannt wurde.
Fast drei Jahre ist es her, dass das Berufskolleg Holsterhausen umzog in den Bildungspark im Norden der City. Zurück blieben eine Brache, eine Ruine – und ein Kunstwerk. Es stellt drei Frauen dar, die sich von Gestrüpp und Graffiti ihre Anmut nicht haben nehmen lassen. Bloß fragten wir uns: Wer hat sie geschaffen, warum blieben sie zurück, wo werden sie später aufgestellt?
Die erste Frage kann Sabine Peretzke beantworten, die im Auftrag von Bauordnungsamt und Museum Folkwang seit drei Monaten damit beschäftigt ist, Kunstwerke zu erfassen, die auf Essens Straßen, Plätzen oder in Parks stehen. Sie kann dabei auf einen alten Bestand an Karteikarten und Fotos zurückgreifen, die sie sortiert, einscannt, aktualisiert und in das digitale System „Museum plus“ einpflegt. „Zu der drei Frauen gibt es eine Karteikarte: Heinrich Adolfs hat die Skulptur 1959 geschaffen, aus Krensheimer Muschelkalk.“ Zudem fand sich ein 26 Jahre altes Foto mit dem Vermerk „Drei Frauen“; der Werkname sei das eher nicht.
Manchmal setzt erst der Anruf eines Bürgers die Recherche in Gang
Häufig hat die Architektin und Kunstwissenschaftlerin mit noch dürftigeren Informationen zu tun, so dass sie die Herkunft eines Werkes erst ermitteln muss. Manchmal fehlt jede Notiz über eine Skulptur und erst der Anruf eines Bürgers setzt ihre Recherche in Gang. 400 bis 500 Kunstwerke im öffentlichen Raum gebe es wohl in Essen, schätzt sie. Adolfs zähle wohl zu den Hauskünstlern der Stadt, die in den 50er Jahren regelmäßig öffentliche Aufträge erhielten.
Spirale von Serge Spitzer
„Die drei Frauen müssen gerettet werden“, sagt Peretzke. Dazu müsse geklärt werden, ob ein neuer Bauherr sie am alten Standort integrieren könne oder ob ein Umzug anstehe. Dann könnte es sich trotz des reifen Alters der Skulptur um eine Neuaufstellung handeln und die Jury „Kunst im öffentlichen Raum“ müsste ein Votum dazu abgeben. Eine oft heikle Aufgabe, sagt Jury-Mitglied Peter Brdenk.
Dass der Berliner Bär nicht auf dem gleichnamigen Platz passe, leuchte ein: „Der ist einfach zu klein, die Proportionen stimmen nicht.“ Andere Fragen seien schwieriger zu beantworten, wie der anhaltende Unmut über die Spitzer-Tonne zeige: „Wenn Sie ins Museum gehen, schauen Sie sich Kunst bewusst an, Kunstbetrachtung im öffentlichen Raum ist eher ein Zufallsdelikt. Da reagieren die Betrachter emotionaler.“
"Die drei Grazien"
Emotionen haben auch die Frauen aus Muschelkalk ausgelöst. „Die Schüler haben sie geliebt und gepflegt“, sagt die Leiterin des Berufskollegs im Bildungsparks, Ingrid Kratkey. „Die drei Grazien“ wie man sie nannte, hätten auch das alte Schullogo geziert. Nur weil niemand den teuren Transport übernahm, sei das Werk in Holsterhausen geblieben. Noch hofft Kratkey, dass die Stadt einem Umzug an den neuen Standort zustimmt und ein Sponsor die Kosten trägt: „Einen schönen Platz für die Grazien haben wir.“