Essen. Mit einem Kunst-Kataster sollen Pflege und Erhalt der Kunstwerke im öffentlichen Raum in Essen besser gewährleistet werden. Immerhin 400 Kunstwerke zieren Essens Straßen und Plätze. Anlass für das Konzept ist der zunehmende Vandalismus, etwa an den Rückriem-Skulpturen im Stadtgarten.
An der Kunst im öffentlichen Raum scheiden sich nicht nur in schöner Regelmäßigkeit die Geister. Man denke nur an die Kontroversen um die so genannte „Spitzer-Tonne“, die Stahlplastik des Künstlers Serge Spitzer an der Südwestecke des Kennedyplatzes oder zuletzt die Aufstellung der Heinrich-Reisner-Skulptur neben dem Haus der Technik, die zwar das Placet der Politik nicht aber der Jury Kunst im öffentlichen Raum bekommen hatte.
Einig ist man sich allerdings in der Stadt ungeachtet aller persönlichen Geschmacksfragen, dass die Kunstwerke von den Mack-Stelen an der Gildehofstraße oder Spitzer-Plastik in der City bis hin zum Denkmal im Altenessener Kaiser Wilhelm-Park erhalten und gepflegt werden müssen. In der Kulturausschuss-Sitzung am Mittwoch wird über ein Konzept entschieden, dass nicht nur die Betreuung und Pflege der immerhin etwa 400 Kunstwerke im öffentlichen Raum sicherstellen soll. Darüber hinaus soll auch eine vollständige Übersicht über Lage, Besitzverhältnisse, Qualität und Erhaltungszustand erstellt werden, die eine systematische Arbeit überhaupt erst ermöglicht.
Zusammenarbeit mit Grün und Gruga angestrebt
In Auftrag gegeben wurde das jetzt vorliegende Papier von CDU, Grünen und FDP im Kulturausschuss an die Kulturverwaltung bereits im April vergangenen Jahres. Anlass war unter anderem der zunehmende Vandalismus im Stadtgarten. Dort hatten nicht nur die großen Rückriem-Skulpturen im Umfeld des Aalto-Theaters stark gelitten. Auch andere Kunstwerke oder das Denkmal des früheren Stadtgartendirektors Stefen wurden besprayt, im Herbst gereinigt und sind zum Teil schon wieder neu beschmiert.
Bereits im November war eine Mitarbeiterin des Baudezernats, die auch die nötigen fachliche Voraussetzungen mitbringe, wie es im Kulturbüro hieß, mit der Sichtung der bisher nur auf Karteikarten und der Einpflege in das digitale System „Museum Plus“ beauftragt worden. Sie übernimmt auch die Geschäftsführung der Jury Kunst im öffentlichen Raum. Man müsste, so Ulrike Vetter, Mitarbeiterin im Kulturdezernat, die Zahl der Wochenstunden für diese Stelle von jetzt zehn deutlich erhöhen. Man strebe für dieses auf zunächst zwei Jahre angelegte Projekt auch eine Zusammenarbeit mit Grün und Gruga an, die sich schon jetzt um die Skulpturen im Grugapark kümmern, so Vetter. Fest stehe auch, dass der Kustos am Museum Folkwang, Mario-Andreas von Lüttichau, neben seinem ohnehin stets nachgefragten fachlichen Rat diese Aufgabe nicht auch noch stemmen könne. Außerdem sei längst noch nicht geklärt, ob es vor allem bei älteren Kunstwerken nicht auch private Zuständigkeiten gebe.
Fest steht: Andere Städte verfügen längst über ein derartiges „Kunst-Kataster“ sowie geregelte Mittel zum Erhalt der Werke. Immerhin: Ein Anfang scheint nun gemacht.