Essen. Allein Straßen.NRW hat seit dem vergangenen Dezember 8000 Bäume auf dem Essener Stadtgebiet gefällt. Die städtische Grün und Gruga legte zwischen November und Januar 190 „Risikobäume“ flach. Besonders die Rückschnitte entlang der A 44 bei Kupferdreh und Überruhr fallen Pendlern sofort auf.

Rund 8000 Bäume hat allein der Landesbetrieb Straßenbau (Straßen.NRW) seit Dezember auf Essener Stadtgebiet gefällt. Schon sprechen besorgte Bürger von Kahlschlag, sorgen blau-markierte Platanen entlang der Ruhrallee für Unmut. Doch die Markierung dient nur als Hinweis, dass die Platanen weiter gepflegt werden sollen. Und für die Fällaktionen gab es gute Gründe.

Straßen.NRW ist für die Bäume an Autobahnen und Landesstraßen zuständig und muss dabei neben der Hege des Grüns eine mögliche Gefährdung des Straßenverkehrs im Blick behalten. Dass die Arbeiten jetzt sehr umfänglich ausfielen, erklärt Bernd Löchter vom Landesbetrieb so: „Wir haben in dieser Saison sehr gutes Wetter gehabt und konnten daher an vielen Stellen schneiden, an denen das im vergangenen strengen Winter nicht möglich war.“

Grün und Gruga prüft die Bruchgefahr

Besonders die Rückschnitte entlang der A 44 bei Kupferdreh und Überruhr fallen Pendlern sofort auf. Gerade hier habe die Verkehrssicherheit im Vordergrund gestanden, betont Straßen.NRW. In dem Wildwuchs, den viele Anwohner auch als Lärmschutz schätzten, habe sich ein kranker Baumbestand verborgen: Allein 1000 Bäume mussten in Kupferdreh weichen. Ähnlich radikal fielen die Arbeiten am Dreieck Ost der A 40 aus. Löchter beruhigt: „Das sieht auf den ersten Blick schlimmer aus, als es ist.“ Mit dem sommerlichen Grün werde der Anblick freundlicher.

Doch nicht nur an den Autobahnen wurde in jüngster Zeit gerodet, auch im Stadtgebiet wurden Bäume gefällt. Zuständig für die „Fällung von Risikobäumen außerhalb des Waldes“ ist Grün und Gruga. „Wir arbeiten mit der so genannten Visual-Tree-Assessment-Methode, um Bäume auf eine mögliche Bruchgefahr und damit auf eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit zu überprüfen“, erklärt Dr. Martin Gülpen von Grün und Gruga. Bei diesem Verfahren achten die Baumpfleger auf Unregelmäßigkeiten in der Baumgestalt, die Rückschlüsse auf mögliche Krankheiten im Baum zulassen.

Werden Schädigungen festgestellt, erarbeiten die Mitarbeiter der Baumpflege ein Profil dieser Bäume, das neben Angaben zum Zustand, Standort und Alter auch mögliche Baumarten zur Nachpflanzung enthält. „Die Liste erhalten die Bezirksvertretungen der betroffenen Stadtteile zur Vorlage“, erläutert Gülpen.

In diesem Winter wurden in den Stadtbezirken I und VI Risikobaumfällungen durchgeführt. Bis Ende Februar durfte gefällt werden, dann begann die Vegetationsphase, in der nur gefällt werden darf, wenn die Verkehrssicherheit akut gefährdet ist. Wegen eines Pilzbefalls musste beispielsweise ein Spitzahorn an der Karolingerstraße weichen. An die Stelle des 30 Jahre alten Baumes wird im Frühjahr eine Robinie gepflanzt. Insgesamt mussten im Stadtbezirk I vom 1. November bis 31. Januar 83 einzeln stehende Bäume entfernt werden. 107 Risikobäume fielen im Stadtbezirk VI.

Fünf Jahre nach Kyrill

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Es ist ein symbolischer Akt, mit dem Johannes Remmel an den verheerenden Orkan
Es ist ein symbolischer Akt, mit dem Johannes Remmel an den verheerenden Orkan "Kyrill" erinnert. Auf einer Schonung in einem Waldgebiet im sauerländischen Arnsberg pflanzt der grüne NRW-Umweltminister am Freitag einen Eichensetzling. Dort, wo der Sturm vor genau fünf Jahren einen ganzen Fichtenbestand wie Streichhölzer umknickte, hat sich inzwischen im Ansatz ein junger Mischwald entwickelt.Der fünfte "Kyrill"-Jahrestag ist für die Förster in NRW Anlass, in den Wäldern Bilanz zu ziehen: In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 tobte der bislang stärkste Orkan hierzulande mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern über Europa. Die schwersten Schäden in den Wäldern richtete er in Deutschland und hier insbesondere in NRW an. © WR | WR
Förster Joachim Böhmer zeigt, wie es im Reichswald bei Kleve fünf Jahre nach dem Sturm Kyrill aussieht. Hier schaut er sich aufgeforstete Buchen an. Diese Vorher-Nacher-Bilder....
Förster Joachim Böhmer zeigt, wie es im Reichswald bei Kleve fünf Jahre nach dem Sturm Kyrill aussieht. Hier schaut er sich aufgeforstete Buchen an. Diese Vorher-Nacher-Bilder.... © Johannes Kruck/ WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
...zeigen ganz deutlich den Unterschied. Diese Aufnahme entstand im Juni 2002,...
...zeigen ganz deutlich den Unterschied. Diese Aufnahme entstand im Juni 2002,... © Hans Blossey | Unbekannt
...acht Jahre später sind die Kyrillschäden am Hennesee in Meschede im Hochsauerlandkreis noch immer deutlich zu sehen. Auch fünf...
...acht Jahre später sind die Kyrillschäden am Hennesee in Meschede im Hochsauerlandkreis noch immer deutlich zu sehen. Auch fünf... © Hans Blossey | Hans Blossey
...Jahre nach dem Sturm haben viele Waldflächen sich noch nicht erholt. Auch hier,...
...Jahre nach dem Sturm haben viele Waldflächen sich noch nicht erholt. Auch hier,... © Guido Raith/ WR | WR
...auf einer Waldfläche zwischen Kallenhardt und Rüthen hat Kyrill seine Spuren hinterlassen. Genau wie in...
...auf einer Waldfläche zwischen Kallenhardt und Rüthen hat Kyrill seine Spuren hinterlassen. Genau wie in... © Hartwig Sellmann/ WNM | Hartwig Sellmann/WNM
...Lüdenscheid und Herscheid. Unmittelbar nach Kyrill waren die geräumten...
...Lüdenscheid und Herscheid. Unmittelbar nach Kyrill waren die geräumten... © Hans Blossey | Hans Blossey
...Windwurfstellen wegen der Trockenheit im Sommer wie hier in Mühlenberg besonders waldbrandgefährdet. Als sich Kyrill 2008 das erste Mal...
...Windwurfstellen wegen der Trockenheit im Sommer wie hier in Mühlenberg besonders waldbrandgefährdet. Als sich Kyrill 2008 das erste Mal... © IKZ | IKZ
...jährte, waren die Schäden noch deutlich sichtbar. (Aufnahme aus Balve) Die Folgen von...
...jährte, waren die Schäden noch deutlich sichtbar. (Aufnahme aus Balve) Die Folgen von... © Hans Blossey | Hans Blossey
...Orkan Kyrill rund um die Stillenbergskapelle. Die Aufräumarbeiten waren...
...Orkan Kyrill rund um die Stillenbergskapelle. Die Aufräumarbeiten waren... © WP | WP
...auch zwölf Monate nach dem Orkan noch nicht abgeschlossen. Im Bild der Wald im Muttental in Witten-Durchholz. Eine große...
...auch zwölf Monate nach dem Orkan noch nicht abgeschlossen. Im Bild der Wald im Muttental in Witten-Durchholz. Eine große... © Arne Poll | Arne Poll
...Waldfläche am Belkenberg nahe Haus Rhade fiel Kyrill zum Opfer. Noch immer...
...Waldfläche am Belkenberg nahe Haus Rhade fiel Kyrill zum Opfer. Noch immer... © Guido Raith/ WR | WR
...waren Waldarbeiter damit beschäftigt umgeknickte Bäume zu stapeln und abzutranportieren.
...waren Waldarbeiter damit beschäftigt umgeknickte Bäume zu stapeln und abzutranportieren. © Franz Luthe/ WR | WR
Der Fichtenwald hinter dem stadtischen Betrieb Grün und Wald in Mülheim existiert praktisch nicht mehr.
Der Fichtenwald hinter dem stadtischen Betrieb Grün und Wald in Mülheim existiert praktisch nicht mehr. © Ilja Höpping/ WAZ | WAZ
Die Auswirkung des Orkan Kyrill auf die Umgebung von Schmallenberg ist deutschlich zu sehen: Ein abgeholzter Hang vor Schmallenberg.
Die Auswirkung des Orkan Kyrill auf die Umgebung von Schmallenberg ist deutschlich zu sehen: Ein abgeholzter Hang vor Schmallenberg. © Franz Luthe/ WR | WR
Auch in Olpe Korbach gut sichtbare Schäden des Wintersturm Kyrill.
Auch in Olpe Korbach gut sichtbare Schäden des Wintersturm Kyrill. © Hans Blossey | Hans Blossey
Ebenso am Biggesee Olpe.
Ebenso am Biggesee Olpe. © Hans Blossey | Hans Blossey
Auch in Brilon sind ein Jahr nach dem Sturm, der am 15. Januar 2007 entstand, und sich nach dem nach dem 22. Januar 2007 auflöste.
Auch in Brilon sind ein Jahr nach dem Sturm, der am 15. Januar 2007 entstand, und sich nach dem nach dem 22. Januar 2007 auflöste. © WP | WP
In Velbert stürzte damals ein Baum auf ein Auto. Die gefällten und abgeknickten Bäume...
In Velbert stürzte damals ein Baum auf ein Auto. Die gefällten und abgeknickten Bäume... © Uwe Möller/ WAZ | WAZ Uwe Möller
...wurden in Nasslagern wie diesem gestapelt. Der fünfte
...wurden in Nasslagern wie diesem gestapelt. Der fünfte "Kyrill"-Jahrestag ist für... © WR | WR
...die Förster in NRW Anlass, in den Wäldern Bilanz zu ziehen:
...die Förster in NRW Anlass, in den Wäldern Bilanz zu ziehen: © Gerd Lorenzen/ WP | WP
In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 - tobte der bislang stärkste Orkan hierzulande mit Windgeschwindigkeiten von...
In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 - tobte der bislang stärkste Orkan hierzulande mit Windgeschwindigkeiten von... © Michael Kleinrensing/ WP | WP Michael Kleinrensing
bis zu 200 Stundenkilometern über Europa. Die schwersten Schäden (Im Bild der Blick auf den Mühlberg in Kreuztal) in den Wäldern
bis zu 200 Stundenkilometern über Europa. Die schwersten Schäden (Im Bild der Blick auf den Mühlberg in Kreuztal) in den Wäldern © Roland Abel | Roland Abel
...richtete er in Deutschland und hier insbesondere in NRW an. Im Bild: Neuenrade Stadtwald im März 2007.
...richtete er in Deutschland und hier insbesondere in NRW an. Im Bild: Neuenrade Stadtwald im März 2007. © Rudi Rust | Rust, Rudi
Der damalige NRW-Minsterpräsident Jürgen Rüttgers besuchte die Waldbauern im Sauerland. Durch den Orkan Kyrill haben sie sehr viel Wald veroren.
Der damalige NRW-Minsterpräsident Jürgen Rüttgers besuchte die Waldbauern im Sauerland. Durch den Orkan Kyrill haben sie sehr viel Wald veroren. © Bodo Goeke | Bodo GOEKE
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Im Weitmarer Holz in Bochum steht Stadtförster Lothar Kühnen an entwurzelten Buche. Bei der Wiederaufforstung fahren...
Im Weitmarer Holz in Bochum steht Stadtförster Lothar Kühnen an entwurzelten Buche. Bei der Wiederaufforstung fahren... © Karl Gatzmanga/ WAZ | WAZ
...private Waldbauern, denen rund drei Viertel der NRW-Waldfläche gehören, und ihre den Staatsforst betreuenden Kollegen zweigleisig. Auf 55 Prozent der...
...private Waldbauern, denen rund drei Viertel der NRW-Waldfläche gehören, und ihre den Staatsforst betreuenden Kollegen zweigleisig. Auf 55 Prozent der... © WR | WR
...betroffenen Flächen wurden Setzlinge gepflanzt. Der andere Teil soll sich durch natürliche Verjüngung...
...betroffenen Flächen wurden Setzlinge gepflanzt. Der andere Teil soll sich durch natürliche Verjüngung... © Gerd Lorenzen/ WP | WP
...zu neuem Mischwald entwickeln - ausgehend von verbliebenen Laub- und Nadelbäumenie, die auf zerstörten Flächen als
...zu neuem Mischwald entwickeln - ausgehend von verbliebenen Laub- und Nadelbäumenie, die auf zerstörten Flächen als "Samenspender" für den jungen Wald dienen. © WR | WR
Holzverlade-Bahnhof Scheuerfeld. Auf dem Scheuerfelder Bahnhof wird das von Kyrill umgelegte Holz mit der Westerwaldbahn abgefahren.
Holzverlade-Bahnhof Scheuerfeld. Auf dem Scheuerfelder Bahnhof wird das von Kyrill umgelegte Holz mit der Westerwaldbahn abgefahren. © Markus Döring | Markus Döring
Der Orkan zerstörte soviel Holz, wie sonst in fünf Jahren aus dem Wald...
Der Orkan zerstörte soviel Holz, wie sonst in fünf Jahren aus dem Wald... © Marco Siekmann/ WP | WP
geholt wird. Auf über 1,5 Milliarden Euro belief sich der finanzielle Schaden. Bei vielen...
geholt wird. Auf über 1,5 Milliarden Euro belief sich der finanzielle Schaden. Bei vielen... © IKZ | IKZ
...Waldbauern vor allem im Sauerland und Siegerland wurde die Arbeit einer ganzen Generation zerstört.
...Waldbauern vor allem im Sauerland und Siegerland wurde die Arbeit einer ganzen Generation zerstört. © Sonja Glaser-Stryak/ WAZ | WAZ
(Bild: Weitmarer Holz)
(Bild: Weitmarer Holz) © Karl Gatzmanga/ WAZ | WAZ
Essen-Kettwig, Waldbauern im Scheidtschen Wald
Essen-Kettwig, Waldbauern im Scheidtschen Wald © WAZ | WAZ
Dachdecker haben nach Orkan Kyrill noch lange Sturmschäden zu beseitigen. In Nordrhein-Westfalen allein starben
Dachdecker haben nach Orkan Kyrill noch lange Sturmschäden zu beseitigen. In Nordrhein-Westfalen allein starben © Karl Gatzmanga/ WAZ | WAZ
...bei den Aufräumungsarbeiten in den betroffenen Wäldern...
...bei den Aufräumungsarbeiten in den betroffenen Wäldern... © WR | WR
...bis Mitte Januar 2008 weitere sechs Menschen, mehr als 700 Unfälle mit Verletzten wurden gezählt. Im Bild: Neuenrader Stadtwald im März. Forstarbeiter räumen auf.
...bis Mitte Januar 2008 weitere sechs Menschen, mehr als 700 Unfälle mit Verletzten wurden gezählt. Im Bild: Neuenrader Stadtwald im März. Forstarbeiter räumen auf. © Rudi Rust | Rust, Rudi
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Einer Spinne gleich bewegt sich der Spezialharvester auf seinen langen
Einer Spinne gleich bewegt sich der Spezialharvester auf seinen langen "Beinen" am Hang © WR | WR
In Hagen wurde die ehemalige Bahnfläche am Südufer des Hengsteysee als Nasslager für Holz für die Hagener Papierfabrik Stora Enso genutzt.
In Hagen wurde die ehemalige Bahnfläche am Südufer des Hengsteysee als Nasslager für Holz für die Hagener Papierfabrik Stora Enso genutzt. © WP Michael Kleinrensing | WP Michael Kleinrensing
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Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten sei die Verwaltung bemüht, für jeden entfernten Straßenbaum mit eigenem Baumbeet einen neuen Baum zu pflanzen, versichert Gülpen. So ersetzt eine Winterlinde künftig den 41 Jahre alten Bergahorn, der an der Ecke Segerothstraße / Grillo-straße weichen musste: Es gab Anzeichen für einen gefährlichen Baumbruch.