Essen. Der Konflikt im Schönebecker Kamptal scheint vor einer Lösung zu stehen. Bei einer Ortsbegehung mit den Bezirksvertretern schlug der Leiter der Forstverwaltung, Roland Haering, einen möglichen Ausweg aus dem Dilemma Biker gegen Bäume vor. Ein Gutachten soll den Schutz der Bäume voran bringen.

 Die alten Buchen im Schönebecker Kamptal sollen ein Modellfall dafür werden, wie Grün und Gruga wertvolle Baumbestände im Wald künftig wirksam schützen kann. In erster Linie vor Dirtbikern, aber auch vor Hundehaltern und Kindern. Die Bezirksvertretung IV wird nach spontaner Bildung einer großen Koalition im Wald die Anschubfinanzierung übernehmen.

Anfang des Jahres hatte Grün und Gruga einen Hilferuf ausgestoßen. Die Verkehrssicherungspflicht zwingt den städtischen Betrieb, auch illegale Nutzer des Waldes vor Unfallfolgen zu schützen. In letzter Konsequenz müssten deshalb die alten Buchen im Kamptal gefällt werden, weil herabstürzende Äste den Radlern gefährlich werden könnten, die sich dort illegal ihre Querfeldeinpisten gebaut haben (wir berichteten).

Hier muss Ruhe reinkommen

Der Hilferuf wurde in der Bezirksvertretung Borbeck zu einem Aufschrei der Entrüstung: Beim Konflikt Bäume gegen Biker formierte sich sofort eine große Koalition zum Schutz der Bäume. Bei einem Ortstermin zeigte Roland Haering, Leiter der Forstverwaltung, den Bezirksvertretern einen möglichen Ausweg aus dem Dilemma.

Unter den alten Buchen formulierte Haering seine Bitte: Die Bezirksvertreter sollten aus ihrem Etat rund 4000 Euro für ein Gutachten freigeben, das den Geldwert des alten Baumbestandes im Kamptal beziffert und Vorschläge für einen effizienten und rechtssicheren Schutz des Naturschutzgebietes macht.

Vorbild für weitere Gebiete

Mit diesen Argumenten im Rücken sieht sich Grün und Gruga nach Haerings Einschätzung in der Lage, diesen Schutz auch finanziert zu bekommen. Er könnte bestehen aus einer Kombination von Verbotsschilder, Zäunen und Reisigwällen. Haering: „Dies ist ein Kleinod, aus dem wir die Menschen heraus halten müssen. Irgendwie muss hier auch mal Ruhe reinkommen.“ Nach diesem Muster könnte Grün und Gruga später auch die 25 weiteren Flächen schützen, die in den Wäldern der Stadt illegal von Dirtbikern genutzt werden. Auf längere Sicht könnte das Modell auch ein Vorbild sein für weitere Naturschutzgebiete, Altholzbestände und so genannte Referenzflächen, die völlig der Natur überlassen bleiben.

Spontane finanzielle Zusage

Revierförster Tobias Hartung beschrieb, warum die Altholzbestände in den Wäldern aus ökologischer Sicht wichtig sind: „Es gibt alte Bäume, die müssen wir fällen. Und es gibt alte Bäume, die wollen wir nicht fällen. Im morschen Holz haben sich Tierarten über Jahrzehnte auf diesen Lebensraum spezialisiert.“ Neben Insektenarten sind das Vogelarten wie Specht und Kauz.

Spontan sagten Regina Hallmann (CDU) und Ulrich Schulte-Wieschen (SPD) beim Ortstermin auf dem ganz kleinen Dienstweg die finanzielle Unterstützung der Bezirksvertretung zu. Wenn das Geld noch im März frei gegeben wird, könnte Grün und Gruga noch vor der Sommerpause das Gutachten mit der Bewertung des Altholzbestandes auf dem Tisch haben. Haering hofft, im Sommer loslegen zu können mit dem Schutz der alten Buchen.