Essen-Huttrop. Die Fläche, die nach der verstorbenen Essener Theologin Uta Ranke-Heinemann benannt werden soll, sei unwürdig. Bürgerin schlägt Alternative vor.

  • Ein kleiner Platz in Essen soll nach der Theologin Uta Ranke-Heinemann benannt werden.
  • Die bekannte Essenerin war vor knapp einem Jahr gestorben.
  • An der vorgesehenen Fläche stehen etliche Wertstoff-Container.

Nicht nur positive Reaktionen gibt es auf die Pläne der Stadt, eine kleine Grünfläche in Huttrop nach der vor knapp einem Jahr verstorbenen Essener Theologin Uta Ranke-Heinemann zu benennen. Was dahinter steckt.

Nach Uta Ranke-Heinemann, der bekannten und Zeit ihres Lebens streitbaren Bewohnerin des Moltkeviertels, soll eine Fläche im Bereich Henricistraße/Franziusstraße benannt werden. Der Ältestenrat der Stadt hatte dem im vergangenen Jahr bereits zugestimmt. Peter Valerius, Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk I (Innenstadt und angrenzende Viertel), geht davon aus, dass sich die Bezirksvertretung in ihrer Sitzung am Dienstag, 22. Februar, mit dem Thema beschäftigen wird. „Wenn die Benennung im März zum ersten Todestag von Uta Ranke-Heinemann realisiert werden soll, gibt es nicht viel andere Möglichkeiten.“

Die Essener Theologin Uta Ranke-Heinemann ist im März 2021 verstorben. Sie galt Zeit ihres Lebens als streitbar und diskussionsfreudig.
Die Essener Theologin Uta Ranke-Heinemann ist im März 2021 verstorben. Sie galt Zeit ihres Lebens als streitbar und diskussionsfreudig. © WAZ FotoPool | Sebastian Konopka

In Sachen Platzbenennung liege die Hoheit allerdings bei Oberbürgermeister Thomas Kufen, der mit der Familie von Uta Ranke-Heinemann in Kontakt stehe. Die Theologin, die an der Henricistraße wohnte, war am 25. März 2021 mit 93 Jahren verstorben. Eine Benennung von Straßen oder Plätzen nach verstorbenen Personen kann laut Presseamt frühestens ein Jahr nach deren Tod erfolgen.

Essener Bürgerin hält die Fläche für eine Hundewiese mit Containern

Nicht bei jedem findet die angedachte Fläche Zustimmung. Einerseits ist die Fläche recht zentral gelegen und wird aufgrund der dort stehenden Wertstoff-Container stark frequentiert. Andererseits sind es genau diese Container, die das Gesamtbild stören und immer wieder Müllansammlungen mit sich bringen. So äußert zum Beispiel Anwohnerin Ulrike Scharnberg Bedenken. Sie findet, dass die Grünfläche zu klein und im Grunde eine „Hundewiese mit Containern am Rand“ sei. „Das wird Uta Ranke-Heinemann nicht gerecht“, hält sie das vorgesehene Areal für unwürdig. Ob die Fläche in der nächsten Zeit deutlich attraktiver wird, bleibt abzuwarten. Nach Auskunft der Stadt ist es aktuell nicht vorgesehen, den Platz in Gänze neu zu gestalten, es würden aber Verbesserungen herbeigeführt. „Er wird also nicht so belassen, wie er jetzt ist“, so Stadtsprecherin Silke Lenz.

Die Bürgerin schlägt vor, doch statt der kleinen Grünfläche lieber einen Teil der großzügigeren Wiebeanlage nach der verstorbenen Theologin Uta Ranke-Heinemann zu benennen.
Die Bürgerin schlägt vor, doch statt der kleinen Grünfläche lieber einen Teil der großzügigeren Wiebeanlage nach der verstorbenen Theologin Uta Ranke-Heinemann zu benennen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Bürgerin schlägt stattdessen den Park Wiebeanlage vor, der in eine obere und eine untere Wiebeanlage geteilt ist. Das Grundstück von Uta Ranke-Heinemann habe an die untere Anlage gegrenzt. Dort sei die bekannte Essenerin fast täglich spazieren gegangen und habe sich an den Kindern erfreut, die dort spielten. „Ich habe sie ab und zu begleitet“, erinnert sich Ulrike Scharnberg. „Diese untere Wiebeanlage könnte ihren Namen tragen, das würde ihr gerecht.“

Uta Ranke-Heinemann war die Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten

Grünanlage ist nach Friedrich Wiebe benannt

Friedrich Wiebe (1843 - 1922), nach dem der Park Wiebeanlage im Moltkeviertel benannt ist, war ab 1899 Beigeordneter der Stadt Essen.Er leitete auch zeitweise das Tiefbauamt.

Uta Ranke-Heinemann war die Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann, der 1976 in Essen starb. Nach ihm sind in Essen zwar eine Brücke und eine Gesamtschule benannt, aber keine Straße. Seine Tochter hatte als erste Frau weltweit einen Lehrstuhl für katholische Theologie inne. Diesen Lehrstuhl entzog ihr im Jahr 1987 der damalige Bischof Franz Hengsbach, weil Uta Ranke-Heinemann das Dogma von der Jungfräulichkeit Marias öffentlich in Zweifel zog. Ihr kirchenkritisches Buch „Eunuchen für das Himmelreich“ zog in die Bestsellerlisten ein.

Die Theologin war auch bekannt für ihre extravagante Kleidung. Oft trug sie bei Fernsehauftritten ein auffälliges türkisfarbenes Kunstleder-Kostüm. Ein Teil ihres Nachlasses wird jetzt in dem Rüttenscheider Second-Hand-Laden „Platzhirsch“ verkauft.