Essen. 2021 starb die bekannte Essener Theologin Uta Ranke-Heinemann. Teile ihrer Kleidung findet man nun in einem Rüttenscheider Second-Hand-Laden.
- Die 2021 verstorbene Essener Theologin Uta Ranke-Heinemann war für ihren auffälligen Kleidungsstil bekannt.
- Nun gibt es einige ihrer Klamotten in einem Rüttenscheider Second-Hand-Laden zu kaufen.
- Ladeninhaber Christian Wegmann hatte die Haushaltsauflösung von Ranke-Heinemanns Wohnsitz im Moltkeviertel übernommen.
Der Ständer steht in der hinteren Hälfte des Ladens, fast etwas versteckt. Auf der Stange reihen sich bunte Kleidungsstücke aneinander: Wild gemusterte Blusen, Cordhosen in mint und rot, eine flauschige, cremefarbene Teddyjacke, gesäumt von einer Schaufensterpuppe, die ein auffälliges, rotes Cocktailkleid trägt. Einzig ein handgeschriebener Zettel verrät, dass diese Kleidung nicht irgendwem gehört hat. Getragen hat sie einst die 2021 verstorbene, bekannte Essener Theologin, Uta Ranke-Heinemann.
Zu kaufen gibt es die Klamotten jetzt im Rüttenscheider Second-Hand-Laden„Platzhirsch“ (Alfredstraße 41), der sowohl gebrauchte Möbel als auch Kleidung anbietet. Ranke-Heinemanns Erben hatten nach ihrem Tod ihr Haus in der Henricistraße im Moltkeviertel mitsamt aller Habseligkeiten verkauft. Die Käufer engagierten für die Hausauflösung dann Christian Wegmann, Inhaber des „Platzhirsch“.
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Für Wegmann, eigentlich ein alter Hase im Geschäft, war diese Hausauflösung eine ganz besondere. Er ist fasziniert von der bekannten, polarisierenden Essener Persönlichkeit. Ranke-Heinemann, Tochter des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann, war die erste Frau weltweit, die einen Lehrstuhl für katholische Theologie innehatte. Im Jahr 1987 entzog ihr der damalige Bischof Franz Hengsbach die Lehrbefugnis, weil sie das Dogma der Jungfräulichkeit Marias öffentlich in Zweifel zog. 1988 veröffentlichte sie das Buch „Eunuchen für das Himmelreich“, in dem sie die Sexualmoral der katholischen Kirche scharf kritisierte.
In ihrer häuslichen Umgebung hat man Ranke-Heinemann ein ums andere Mal im Fernsehen oder in Zeitschriften gesehen. Umso spannender war es für Wegmann, ganz real in ihrem verlassenen Haus zwischen all ihren Hinterlassenschaften zu stehen. „Wir verkaufen hier ja nur alte Sachen. Wenn aber so eine Geschichte dahintersteht, ist das Ganze aber natürlich noch viel faszinierender“, sagt er. Eine Faszination, die er offenbar mit seinen Kundinnen teilt.
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Sobald die Herkunft der Kleidung bekannt gewesen sei, berichtet der Vintageladen-Inhaber, hätten Gespräche nur noch um die berühmte Theologin gekreist. „Manche kannten sie aus der Nachbarschaft und haben ihre persönlichen Geschichten mit mir geteilt“, erzählt Wegmann. Der neue Besitzer einer asiatischen Holzdose habe sich „einen Keks gefreut“, als er erfuhr, dass diese sich zuvor im Besitz von Ranke-Heinemann befand.
Ranke-Heinemann war nicht nur für ihre kämpferische Haltung, sondern auch für ihren auffälligen Kleidungsstil bekannt. Ihr Markenzeichen war das mintgrüne Lederkostüm. Bei einem TV-Auftritt erzählte sie einmal, sie habe es 1987 für 450 D-Mark im Ausverkauf erstanden und trage es seitdem bei fast allen öffentlichen Auftritten. Das allerdings befand sich allerdings nicht mehr im Haus, als Wegmann es ausräumte. Doch auch im Platzhirsch seien es die extravaganten Outfits, die besonderen Anklang gefunden hätten, berichtet er: „Die ganzen auffällig gemusterten Mäntel sind leider schon weg.“ Ein absoluter Verkaufsschlager seien auch die Seidenhalstücher der Theologin gewesen: „Davon hatte sie hunderte in den schrillsten Farben.“
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Etwa die Hälfte der Habseligkeiten aus Ranke-Heinemanns Nachlass ist schon verkauft, es gibt aber immer noch einige Blusen, Hosen, Röcke, Kleider und pelzbesetzte Jacken zu erstehen. Ein Rock kostet in der Regel 30 Euro, eine Jacke 60 Euro. Außerdem sind noch Möbel, Dekoration und Lampen aus dem Besitz der Essener Berühmtheit zu haben, die im Laden aber nicht mit einem entsprechenden Schild gekennzeichnet sind.
Die Stadt Essen möchte Ranke-Heinemann demnächst auf ganz besondere Weise ehren. Eine Grünfläche an der Kreuzung Henricistraße/Franziusstraße in der Nähe der Wiebeanlage im Moltkeviertel soll nach ihr benannt werden. Laut Stadtsprecherin Silke Lenz ist eine solche Benennung allerdings erst ein Jahr nach dem Todesdatum möglich. Das wäre Ende März 2022. Der Ältestenrat habe aber im vergangenen Jahr grundsätzlich schon zugestimmt, so Lenz. Die zuständigen Bezirksvertretungen und der Hauptausschuss müssen sich mit dem Thema noch befassen.