Essen.. Auf dem kombinierten Teil des Schnellwegs Rheinische Bahn gibt es Klagen von Fußgängern über Rüpel-Radler. Hier gilt aber strikte Gleichberechtigung.
Das wachsende Netz an Rad- und Wanderwegen auf stillgelegten Bahntrassen in Essen wird immer beliebter – insbesondere an Wochenenden mit viel Sonnenschein. Die Kehrseite: Je mehr unterschiedliche Verkehrsteilnehmer – Skater, Fußgänger, Gassigeher, Kinder mit Laufrädern, Freizeitradler, Rennradler – sich auf diesen Pisten tummeln, desto größer ist das Konfliktpotenzial.
Beschwerden über rasende Radfahrer häufen sich
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Über einen aktuellen Vorfall vom Niederfeldsee berichtet Leser Horst Hinz. „Ein Radfahrer kam mit circa 30 bis 40 km/h angefahren, auf dem Rad-Fußweg fuhr ein Kleinkind mit dem Roller. Der Radfahrer hat die Eltern angeschrien, sie sollten ihr Kind von der Radautobahn nehmen.“
Der Leser stört sich nicht nur an dem Rüpelraser, sondern auch an der irreführenden Verwendung des Begriffs „Radautobahn“. Der größte Teil des Radweges Rheinische Bahn in Essen sei nämlich beides: Rad- und Fußweg. „Aber viele Radfahrer übersehen dies und rasen auf der Strecke ohne Rücksicht.“
Auf gemeinsamen Rad- und Fußwegen sind alle gleichberechtigt
Der Regionalverband Ruhr (RVR), der den Ausbau des „Radschnellweges RS 1“ durch das Ruhrgebiet vorantreibt, legt großen Wert auf die Einhaltung der Verkehrsregeln. RVR-Sprecherin Barbara Klask stellt klar: Etwa 800 Meter auf Essener Gebiet sowie das Teilstück bis Mülheim Hauptbahnhof seien bereits als Radschnellweg ausgebaut. Das heißt: Die vier Meter breite Asphaltstrecke sei Radweg, während der davon getrennte, zwei Meter breite Weg (mit Schotterschicht) Fußgängern vorbehalten sei.
Beim anderen Teilstück, der so genannten Rheinischen Bahn, pflichtet die RVR-Sprecherin dem Leser bei. Tatsächlich handele es sich um einen kombinierten Rad- und Fußweg, auf dem alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt und deshalb zu gegenseitiger Rücksichtnahme verpflichtet seien.
Umfunktionierte alte Bahntrassen locken Radreisende an
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Simon Knur von Velocity Ruhr und von Beruf Stadtplaner, hält das Werbe-Etikett „Radautobahn“ für unangebracht. „Deshalb benutze ich das Wort nicht“, sagt der Rad-Aktivist. Grundsätzlich freut er sich über die intensiv genutzten alten Bahntrassen, die zunehmend auch auswärtige Radreisende anlockten. „Eine großartige Entwicklung, für die uns viele beneiden.“
Andererseits biete Essen dem Auto immer noch zu viel Raum. So würden Freizeitsuchende – vom Spaziergänger bis zum Rennradler – auf einem verhältnismäßig kleinen Raum wie etwa den Bahntrassen gepresst. „Das ist nie konfliktfrei“, fügt Knur hinzu – und verweist auf verletzte Radfahrer auf Bahntrassen – so wie es jetzt in Gelsenkirchen der Fall gewesen sei.
Verantwortliche betonen: "Es gibt kein Recht auf Raserei"
Wie die RVR-Sprecherin verweist auch der Velocity-Ruhr-Aktivist auf die Grundregel der Straßenverkehrsordnung: Vorsicht und Rücksichtnahme. „Es gibt kein Recht auf Raserei“, betont Knur. Angepasste Geschwindigkeit könne für Radfahrer auch Schrittgeschwindigkeit bedeuten, etwa wenn er sich auf einem Rad- und Fußweg mehreren Kindern nähere.