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Vor dem Einzug der Folkwang-Uni muss der preisgekrönte Sanaa-Bau auf dem Zollverein-Gelände ein halbes Jahr schließen. Die nötige Grundrenovierung kostet eine Million Euro.
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Kein Eingeständnis von Schäden
Dennoch: Weder die Folkwang-Uni noch die Zollverein-Stiftung wollen von Sanierungszwängen sprechen, schon gar nicht handele es sich um Bauschäden. Gerüchte, wonach das Gebäude des weltberühmten japanischen Architekturbüros bereits Schimmel zeige und nur stundenweise betreten werden dürfe, weist Zollverein-Sprecher Rolf Kuhlmann deutlich zurück. „Davon kann keine Rede sein.“ Mag auch die ambitionierte, mit warmen Grubenwasser gespeiste Heizung nicht so recht funktionieren, von echten Schäden sei nichts bekannt. Genauer: fast nichts.
„Das Dach darf zurzeit nicht betreten werden“, berichtet Uni-Kanzler Fricke. Das hängt mit dem gewählten Bodenbelag zusammen, der bei Regen extrem rutschig wird, so dass die Unfallgefahr nicht beherrschbar erscheint. „Das ist natürlich sehr schade, denn die Dachfläche ist unglaublich schön“. Bei Führungen - als sie dort oben noch stattfinden durften - war der Panoramablick auf das Weltkulturerbe Zollverein stets eine Top-Attraktion. So soll es wieder werden, die neuen Nutzer wollen das Dach begehbar machen.
Toilette bedarf gründlicher Nachrüstung
Ausgetauscht wird auch der komplette Teppichboden in allen vier Ebenen, was bei rund 5700 Quadratmetern Nutzfläche auch nicht ganz billig kommt. Obwohl in den letzten Jahren keinesfalls eine intensive Nutzung stattfand, sei der Boden schon reichlich abgelatscht. Auch einige lockere Platten sollen bei der Gelegenheit gleich mitrepariert werden. Die Toiletten bekamen von den japanischen Architekten aus ästhetischen Gründen einen nackten Betonboden verpasst - die Hygienevorschriften sehen aber Fliesen oder wenigstens eine reinigungsfreundliche Versiegelung vor. Das wird also nachgeholt.
Draußen geht’s weiter: „Benötigt werden einige Parkplätze am Haus und ein Zugangsweg“. sagt Fricke. Bisher gibt es mehr oder weniger nur Trampelpfade. Parkplätze direkt am Sanaa-Gebäude waren von den Architekten ursprünglich nicht gern gesehen, weil sie die äußere Anmutung des Hauses als für sich stehender Solitär tatsächlich empfindlich stören. Laut Fricke ist das aber kein Problem. Und schließlich muss, ganz prosaisch, ein geeigneter Platz für die Mülltonnen her.
"Gesamtnutzen überwiegt Mängel"
Eine durchaus stolze, aber wohl nötige Liste an Bauarbeiten, die es da abzuarbeiten gilt. Selbst nach kompletter Fertigstellung ist aber noch längst kein Umzug möglich. Denn ohne den in der benachbarten Design-Stadt wohl 2013 bezugsfertigen Neubau ist die Folkwang-Uni mit ihren rund 600 Studierenden am Standort Zollverein nicht arbeitsfähig. Der schöne Würfel mit den 132 neckisch versetzten Fenstern ist eben nur sehr bedingt für den Lernbetrieb geeignet. Immerhin: Eine Cafeteria im Erdgeschoss, Ausstellungsflächen, einige Seminar-Räume und Büros in den oberen Etagen sind möglich. Entscheidend ist für Fricke aber das Repräsentative: Ein solches Gebäude sei für einen Fachbereich Gestaltung ein Glücksfall. Vorausgesetzt eben man sieht über „Form follows function“ hinweg.
Aber wer mag bei einem Kunstwerk kleinlich sein. Thomas Franke, Leiter des Amtes für Stadtplanung und Bauordnung hat vermutlich Recht, wenn er sagt: „Es schmückt uns. Das ist eins der spektakulärsten Bauwerke Essens, das Scharen von Touristen und Architekten anzieht. Kurz: Der Gesamtnutzen für die Stadt überwiegt die funktionalen Mängel.“