Essen/Mülheim. Die Behörde an der Büscherstraße hat von der Kräfteverteilung auch in diesem Jahr nicht profitieren können. Man schreibt eine „schwarze Null“.

Zum ersten Mal seit Jahren des personellen Aderlasses wollte die Polizei Essen/Mülheim zum Stichtag 1. September endlich auch einmal von der aktuellen Kräfteverteilung des Landes profitieren. Doch das, was Innenminister Herbert Reul jüngst als „Trendwende“ bejubelte, weil keine Behörde in NRW einen Stellenrückgang in Kauf nehmen müsse, ist für das Präsidium an der Büscherstraße mehr als bescheiden ausgefallen.

Nachdem bereits auf dem Planungs-Papier ein schütteres Plus von 0,2 Beamtenstellen für den Vollzugsdienst auftauchte, findet sich jetzt unterm Strich „eine schwarze Null“, heißt es aus der Behörde. Damit ist auch in diesem Jahr mal wieder nichts mit mehr Polizistinnen und Polizisten auf den Straßen der Stadt.

Die 107 Absolventen der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung, die Polizeipräsident Frank Richter am Mittwoch genauso willkommen hieß wie zwölf Beamte für die Spezialeinheiten, 50 Regierungsbeschäftigte und sechs Verwaltungsbeamte, können den Verlust durch Pensionierungen, Vorruhestandsregelungen und Versetzungen von Kräften in andere Behörden allenfalls abfedern. Zahlen dazu will das Präsidium Essen nicht kommunizieren.

Der Essener Kriminalpolizei fehlen deutlich über 100 Ermittler

Für Heiko Müller, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für Essen und Mülheim, ist es bei dieser seit Jahren anhaltenden Entwicklung kein Wunder, dass „alle Direktionen personell auf dem letzten Loch pfeifen“. Extrem angespannt sei die Lage bei der Kriminalpolizei, wo nach Angaben des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Essen bis zu 150 Ermittler fehlen.

Diese Zahl tauchte bereits im vergangenen Jahr in einem Brandbrief der Gewerkschaft auf. Bis heute hat sich an der angespannten Situation allerdings nichts Entscheidendes verändert, sagt der Essener BDK-Vorsitzende Markus Bergmann: Der einzige Vorteil sei, dass die Kriminalitätszahlen aufgrund von Corona niedriger seien als sonst.

Müller kritisiert: Teilzeitarbeit werde nur noch nach gesetzlichen Voraussetzungen ermöglicht, der „Riesenüberstundenberg existiert nach wie vor“. Erschwerend komme hinzu, dass der „Anteil derer, die vorzeitig ausscheiden größer“ werde und gleichzeitig „das Bedürfnis nach Essen zu wechseln überschaubar“ sei.

Die Zuweisungen decken auch in diesem Jahr nicht die Bedarfe

Vor diesem Hintergrund lässt der GdP-Vorsitzende keinen Zweifel daran, dass die Zuweisungen auch in diesem Jahr „längst nicht die Bedarfe decken“.

Es ist eine Mangelsituation mit Ansage: Bereits zum Stichtag des vergangenen Jahres zählte das Präsidium acht Vollzugsbeamte weniger, nachdem man im Jahr zuvor mit einem Verlust von 21 Polizistinnen und Polizisten klarkommen musste. Ein Minus von 26 Ordnungshütern war es 2018 - zusätzlich verbunden mit dem Auftrag, einen vierten Zug der Einsatzhundertschaft mit eigenen Kräften aufzubauen.

Lange ist es her, dass die Neueinstellungen den Verlust durch Pensionierungen oder Versetzungen in andere Behörde auffangen konnten, obwohl die Fülle der Aufgaben unaufhörlich gewachsen ist und auch weiter wächst. Im Vergleich zum Jahr 2000 fehlen mittlerweile 90 Stellen bei der Essener Polizei, hat die (GdP) ausgerechnet und vernehmlich Alarm geschlagen.

Zuständig für das Sicherheitsgefühl von 760.000 Menschen

Essens Polizeipräsident Frank Richter betonte bei der Begrüßung der „Neuen“ auf dem Gelände der Polizeiinspektion Süd an der Theodor-Althoff-Straße: „Wir sind eine Polizei nah am Bürger. Sie alle sind das Gesicht dieser Behörde und für das Sicherheitsgefühl von über 760.000 Einwohnern in Essen und Mülheim zuständig. Aber auch die Tarifbeschäftigten mit ihrem Fachwissen sind ein wichtiger Bestandteil unserer erfolgreichen Arbeit.“

Die Polizeiinspektion Mülheim darf sich über 27, die drei Polizeiinspektionen in Essen über insgesamt 80 neue Beamtinnen und Beamte freuen, teilte die Essener Behörde mit.