Essen. Die Polizei Essen muss mit acht Beamten weniger auskommen. Bei der Kripo stehen Pensionierungen an, ohne dass es Ersatz gibt, klagt der BDK.

Die Befürchtungen eines weiteren personellen Aderlasses im Polizeipräsidium Essen haben sich bestätigt. Mit dem Stichtag der Neueinstellungen am Dienstag ist es nun amtlich: Die Behörde muss zum wiederholten Mal in Folge mit weniger Vollzugsbeamten auskommen. Unterm Strich der Zuweisungen, Abgänge und Versetzungen steht ein Minus von acht Beamten.

Dass es nicht noch schlimmer kam, ist der großen Bereitschaft von Polizisten und Polizistinnen zu verdanken, die große Personalnot durch eigene Opfer zu lindern, indem zum Beispiel Elternzeiten beendet wurden.

In der Verwaltung zumindest konnte sich Polizeipräsident Frank Richter über 37 Regierungsbeschäftigte und vier Verwaltungsbeamte zusätzlich freuen. Insgesamt begrüßte der Behördenleiter am Dienstagmorgen 141 neue Mitstreiter. Die meisten von ihnen erlebten in ihren ersten Arbeitstag in Essen.

Bei der landesweiten Kräfteverteilung abermals auf der Strecke geblieben

Die Behörde an der Büscherstraße ist bei der aktuellen landesweiten Kräfteverteilung der Vollzugsbeamten also abermals auf der Strecke geblieben. Bereits zum Stichtag des vergangenen Jahres zählte das Präsidium 21 Polizisten weniger, nachdem man im Jahr zuvor bereits mit einem Minus von 26 Ordnungshütern klarkommen und auch noch den vierten Zug der Einsatzhundertschaft mit eigenen Kräften ausstatten musste.

Lange ist’s her, dass die Neueinstellungen den Verlust durch Pensionierungen oder Versetzungen in andere Behörde auffangen konnten, obwohl die Fülle der Aufgaben unaufhörlich wächst. Im Vergleich zum Jahr 2000 fehlen mittlerweile 90 Stellen bei der Essener Polizei, hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ausgerechnet und wie zuletzt auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) vernehmlich Alarm geschlagen.

Allein der Kriminalpolizei fehlen bis zu 150 Ermittler

Allein der Kriminalpolizei in Essen und Mülheim fehlen 130 bis 150 Ermittler, heißt es in einem Brandbrief des örtlichen BDK. Verschärft werde die Situation, weil in den letzten zehn Jahren insgesamt 50 Beamtenstellen ganz weggefallen seien. Der Essener BDK-Bezirksvorsitzende Markus Bergmann bemängelte die dramatischen Folgen: „Kriminalität wird mittlerweile in mehreren Kommissariaten nur noch verwaltet.“

Der Vergleich mit anderen Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen zeige, wie schlecht die Kriminalpolizei Essen/Mülheim aufgestellt sei. Im vergleichsweise komfortabel ausgestatteten Münster etwa entfalle rein statistisch ein Kriminalbeamter auf 1284 Bürger. In Essen/Mülheim, Schlusslicht dieser Mini-Tabelle, komme ein Kriminalbeamter hingegen auf 1941 Bürger. „Essen und Mülheim werden eklatant benachteiligt“, findet der hiesige BDK, der die Direktion Kriminalität in einer Art „Notbetrieb“ sieht.

Das Durchschnittsalter in manchen Kommissariaten liegt bei Mitte 50

Und die Aussichten sind nicht gut: Das Durchschnittsalter in manchen Kommissariaten liegt bei Mitte 50 und für die aktuell anstehenden Pensionierungen wird es keinen Ersatz geben, klagt der BDK. Wenn die Beamten überhaupt so lange durchhalten: Weil er sich der Belastung nicht mehr gewachsen sah, soll sich ein erfahrener Kripoermittler auch schon auf einen Job im Polizeigewahrsam beworben haben.