Essen. In den letzten fünf Jahren waren Alba und Schönmackers zuständig – nun bewerben sich mehrere Firmen in einer Ausschreibung um den weiteren Abfuhrbetrieb. Für die Bürger wird dies ohne Folgen bleiben, denn die Verpackungsindustrie zahlt für das Recycling.
Vor einigen Wochen erst hat der Entsorger Schönmackers von der Alba das Geschäft um die Abfuhr der etwa 80.000 gelben Tonnen in Essen übernommen. Für die Bürger änderte sich nichts. Die Abfuhrtage blieben gleich, noch immer steht Alba auf den Tonnen für die Leichtverpackungen mit dem grünen Punkt und auch die Müllfahrzeuge tragen die alte Aufschrift.
Bald schon könnte aber auch das Gastspiel von Schönmackers in Essen enden. Denn Entsorger bekommen immer nur für wenige Jahre den Zuschlag für die Abfuhr. Die laufende Periode endet in diesem Jahr. Die Ausschreibung für die Vergabe der Entsorgung in den kommenden drei Jahre läuft aktuell – und das bereits in der zweiten Runde.
Im Ruhrgebiet einen Fuß in die Tür bekommen
Ruinöses Preisdumping wirft man der Alba in Branchenkreisen vor. Diese habe ihre Entsorgungsleistungen derart günstig angeboten, dass sie allein in Essen jährlich ein sechsstelliges Minus eingefahren habe. Man habe, so ein Branchenkenner, dies in Kauf genommen, um im Ruhrgebiet einen Fuß in die Tür zu bekommen. Die konkurrenzlos günstigen Preise der Alba scheint Nachfolger Schönmackers jedoch nicht mitgehen zu wollen.
In Essen vergibt Landbell die Entsorgungsaufträge
Um wachsender Müllberge Herr zu werden, wurde 1991 die Verpackungsverordnung eingeführt. Danach sind Hersteller verpflichtet, ihre Verpackungen zu recyceln und dafür die Kosten zu tragen. Die Recycling-Aufgabe übernahm zunächst das Duale System Deutschland (DSD). Seit 2004 gilt das DSD-Monopol nicht mehr und die Firmen Landbell (u.a. zuständig für Essen), Interseroh und Remondis bieten eigene Entsorgungssysteme an.
Für Essen wird die Ausschreibung von der Firma Landbell koordiniert. Und die stellte in der ersten Bieterrunde, an der sich angeblich nur zwei Firmen beteiligten, fest, dass die Gebote erkennbar überproportional über dem alten Preis gelegen hätten, wie Landbell mitteilte. Die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE), die sich an der ersten Ausschreibung beteiligten, wollen auch weiter am Ball bleiben – ohne Dumpinggebote mitzugehen. „Wir werden unsere Entsorgungsleistung auf jeden Fall nur zu einem Preis anbieten, der für uns kostendeckend ist“, sagt EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp. Und da die zu 51 Prozent städtische EBE Tariflöhne zahlt, dürfte der Spielraum gering sein.
12.000 Tonnen Verpackungs-Müll
Ebenso will die Schönmackers wieder den Hut in den Ring werfen – auch dort gab man in der ersten Bieterrunde ein zu hohes Gebot ab. Weitere acht Firmen hätten, so Landbell, signalisiert, in die Konkurrenz um die Entsorgung der gelben Tonne in Essen eingreifen zu wollen. Gelegenheit dazu haben sie noch bis zum 30. August.
Wie weit sich der Preis um die Entsorgung der rund 12.300 Tonnen Verpackungsmüll, der jährlich in Essen anfällt, drücken lässt, bleibt abzuwarten. Notfalls will Landbell in eine dritte Ausschreibungsrunde gehen. Doch irgendwann wird man einen Preis akzeptieren müssen, um die Entsorgung in Essen auch weiterhin sicherzustellen. Für die Verbraucher indes ist unerheblich, wie hoch dieser Preis liegt, denn die Entsorgung der gelben Tonne zahlen die Hersteller von Verpackungen.