Essen. Einige Regionen bleiben auf ihren Impfstoffen sitzen. Das ist in Essen nicht so, sagt der Leiter des Impfzentrums. Diskussion um früheres Impfen.

Während andere Städte und Bundesländer auf vielen Impfdosen sitzen bleiben, betont Stefan Steinmetz, Leiter des Impfzentrums in den Messehallen: „In Essen wird jede einzelne Impfdose auch verimpft. Nichts kommt weg.“ Im Bundesland Sachsen fanden beispielsweise tausende Impf-Einheiten nicht ihre Abnehmer. Das liegt unter anderem an der weit verbreiteten Skepsis vor dem Impfstoff Astrazeneca.

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Dr. Stefan Steinmetz, ärztlicher Leiter des Impfzentrums in Essen
Dr. Stefan Steinmetz, ärztlicher Leiter des Impfzentrums in Essen © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Falls am Ende eines Arbeitstages im Impfzentrum „mal fünf, maximal zehn“ Einheiten übrig blieben, würden die sofort verbraucht, sagt Steinmetz. Sie würden Ärzten und Pflegern im Impfzentrum verabreicht oder Mitarbeitern von Hilfsdiensten, die im Impfzentrum arbeiten – so wie den Maltesern. „Für den theoretischen Fall“, sagt Steinmetz, „dass dann immer noch Impfstoff übrig wäre, ginge der sofort an Polizei und Feuerwehr, um dort eingesetzt zu werden.“ Welcher Polizist und welcher Feuerwehrmann als erstes den Pieks erhält, sei Sache der Behörden.

Polizeigewerkschaft: Polizisten müssen bevorzugt werden

Unterdessen hatte das Land NRW am Montag bekanntgegeben, dass Grund- und Förderschullehrer sowie Erzieherinnen in der Impf-Prioritätenskala von Stufe 3 auf Stufe 2 heraufgesetzt und somit auf eine Stufe gestellt werden mit allen Bürgern, die älter als 70 sind, oder Menschen mit massiven Erkrankungen. Auch Polizisten gehören nach Angaben von Heiko Müller, dem Sprecher der Polizeigewerkschaft GdP in Essen, bereits zur Stufe 2. Müller sagt jetzt: „Wenn Lehrer künftig in Stufe 2 angesiedelt werden, müssen Polizisten zur Priorität 1 hochgestuft werden.“

Schließlich sei die Gruppe der Menschen, die laut Skala auf Stufe 2 stehen, schon jetzt sehr groß. „Es geht um etwa 100.000 Bürger, die bereits heute zur Stufe 2 gehören“, erklärt Mediziner Stefan Steinmetz. GdP-Sprecher Heiko Müller zieht daraus den Schluss: „Wenn es immer mehr werden, wächst die Gefahr, dass Polizisten immer später geimpft werden. Das kann angesichts des Arbeitsalltags von Polizisten nicht sein.“ Müller erinnert daran, dass Polizisten im operativen Dienst regelmäßig engen Körperkontakt zu anderen Menschen hätten, vermehrt auch körperlich angegriffen oder gebissen werden. „Zuletzt haben bei Einsätzen die Drohungen zugenommen“, berichtet Müller. „Nach dem Motto: ,Ich hab’ Corona, ich huste dich gleich an.’“

Lehrer werden früher geimpft – und was ist mit den Sekretärinnen?

An den Grundschulen wird die vorgezogene Impfmöglichkeit für Lehrerinnen und Lehrer zwar begrüßt, aber: „Unsere Sekretärin hat mich heute morgen als erstes gefragt, warum sie nicht dazugezählt wird“, berichtet Winfried Bega, Leiter der Grundschule am Wasserturm (Südostviertel) und Sprecher der Essener Grundschulleiter. „Wenn an Grundschulen Lehrer geimpft werden können, muss das auch für das gesamte andere schulische Personal gelten – vor allem für die Erzieher im Ganztag, aber auch für Mitarbeiter in Sekretariaten und für Hausmeister. Sie haben oft noch viel engeren Kontakt zu den Kindern als die Lehrer.“

Bei der Berichterstattung über körpernah arbeitende Berufe, die bevorzugt geimpft werden, ist uns ein Fehler unterlaufen: Nicht Friseure und Fußpfleger generell können sich in den nächsten Wochen impfen lassen, sondern nur jene, die regelmäßig in vollstationären Pflegeeinrichtungen arbeiten.

Sofern diese Bedingung erfüllt ist, können weitere Berufstätige mit einer bevorzugten Impfung rechnen: Betreuungsrichter, Rechtspfleger, Prüf- und Begutachtungskräfte insbesondere der medizinischen Dienste, Personal von Hilfsmittel-/Homecare-Diensten und Sanitätshäusern, Medizinprodukteberater bei der Operationsbegleitung in Krankenhäusern und bei ambulanten Operationen, Personen, die im Rahmen der ambulanten Pflege Begutachtungs- und Prüftätigkeiten ausüben, insbesondere der Medizinischen Dienste, Mitarbeiter der ambulanten Spezialpflege, z. B. der Stoma- und Wundversorgung, sofern sie patientennah erbracht wird sowie Heilmittelerbringer in der aufsuchenden ambulanten häuslichen Pflege.