Essen. Ein Mädchen namens Corona kam 2020 in Essen zur Welt, außerdem Allah, Osama und Shalom. Die beliebtesten Babynamen überraschen hingegen nicht.

Viel getan hat sich bei den beliebtesten Vornamen für Essener Babys nicht: Im Jahr 2020 ist zwar ausnahmsweise Sophie bei den Mädchen auf Platz 1 vor Marie, aber damit haben die beiden Namen nur die Plätze getauscht. Bei den Jungen liegt diesmal Elias knapp vor Alexander, der schon 2011, 2012 und 2017 den ersten Rang belegte. Auch Elias errang 2015 schon mal den Spitzenplatz - damals auf Platz 2? Alexander. Doch eine Überraschung gibt es im hinteren Teil der Liste: Im vergangenen Jahr kam in Essen eine kleine Corona zur Welt. 

Auf der Homepage der Stadt Essen sind die Lieblingsbabynamen der Essener seit 2007 nachzulesen und so lassen sich einige Langzeitbeobachtungen machen: Zum einen gilt, dass bei den Jungen ein bisschen mehr Bewegung auf den vorderen Rängen herrscht als bei den Mädchen. Leon, Luca, Maximilian, Alexander, Elias, Ben und Noah haben es seit 2007 auf Platz 1 geschafft. Bei den Mädchen wechselten sich im selben Zeitraum Marie und Sophie ab, wobei letztere in der Regel die Zweitplatzierte war.

Seit 2007 kamen in Essen 1443 Maries zur Welt - und 1365 Sophies

Hinzu kommt, dass die beiden Allzeitfavoriten bei den Mädchennamen Jahr für Jahr viel häufiger vergeben werden als die beliebtesten Jungennamen: So bekamen im vergangenen Jahr 47 Jungen den Top 1-Namen Elias und weitere 45 den Namen Alexander. Mit 80 bzw. 76 erreichten Sophie und Marie ganz andere Werte. Das zuletzt ein Jungenname ähnlich oft gewählt wurde, ist mehr als ein Jahrzehnt her: 2008 wurde Luca 75 mal vergeben. Aber auch das ist nichts im Vergleich zu den 130 Maries, die im Jahr 2009 in Essen geboren wurden - oder den 126 Sophies, die es zwei Jahre vorher waren.   

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In jeder Kita, auf jedem Schulhof der Stadt dürfte man mit einigem Erfolg nach einer Marie, einer Sophie rufen: 1443 mal wurde der Name Marie seit 2007 in Essen vergeben, 1365 kleine Mädchen namens Sophie kamen im selben Zeitraum hinzu. Wie sich an der Hitliste für 2020 beispielhaft ablesen lässt, sind übrigens auch ähnlich klingende Mädchennamen äußerst populär: So belegt Maria mit 68 Nennungen Platz 3, Sophia landet auf Platz 8 (34), nur Sofie ist diesmal abgeschlagen auf Platz 116: sechs kleine Essenerinnen tragen den Namen in dieser Schreibweise.

Ali belegt Platz 4 und Mohammed könnte Spitzenreiter sein - gäbe es nicht so viele Schreibweisen

Weitere Langzeittrends: Mit einem kurzen Namen mit Anfangsbuchstaben L landet man ziemlich sicher im Mainstream; so wie Lia, Liya, Lina, Leni, Lena, Lea, Luisa und Luise, die wiederum ziemlich gute Chancen haben, später einen Freund namens Liam, Louis, Leo, Leon, Luca und Lukas zu treffen. Sie alle haben es in die Top 30 der Essener Namenscharts geschafft. 

Bei den Jungs landet übrigens der aus dem Arabischen stammende Name Ali mit 42 Nennungen auf Platz 4. Ali ist auch bundesweit im Aufwind und war in Essens Nachbarstadt Gelsenkirchen im zu Ende gegangenen Jahr der beliebteste Jungenname. Dem populärsten arabischen Namen bleibt in Essen dagegen weiter ein Spitzenplatz verwehrt, weil es zu viele Schreibweisen gibt: Zusammengenommen wurden Mohammad, Mohammed, Mohamad, Muhammad, Muhammed und Mohamed 67 mal vergeben, würden also Elias (47) locker den Spitzenplatz abnehmen. Einen vergleichbar häufig vergebener arabischer Mädchenname findet sich in den Essener Namenscharts übrigens nicht.

Emily-Edeltraud, Alim-Ullah, Adelheid, August, Franz, Heinz, Roswitha und Rosalind gibt es nur einmal

Für werdende Eltern mit Originalitätsanspruch lohnt sich naturgemäß ein Blick auf die hinteren Ränge, wo sich all jene Namen finden, die im vergangenen Jahr nur jeweils eins der insgesamt 5729 Kinder auf der Liste erhalten hat. Wie die kleine Corona, die lebenslang daran erinnert wird, dass ihre Geburt ins Pandemie-Jahr fiel. Bei anderen Kindern scheinen eher Opa, Oma oder Onkel Pate gestanden zu haben. Die Palette reicht hier von Adelheid, August und Augustina über Berta und Bernadette, Beppo und Franz, Hanno, Hektor, Heinz und Jörg bis zu Olga. Auch Rosalind und Roswitha, Stefan, Siegfried und Sigrid, Wanda und Wolfgang sind hier wieder jung.

Ein Alleinstellungsmerkmal haben naturgemäß auch jene Kinder mit ungewöhnlichen Doppelnamen wie Anastasia-Melodie, Andreia-Simina, Alexandru-Andrei, Alim-Ullah, Emily-Edeltraud, Eduard-Sasha, Felin-Annsophie, Geneza-Frunza, Guilano-Emilian, Iasmina-Florentina, Ionut-Patrick, Laurent-Timur, Maja-Wiktoria, Maxime-Marcel, Tra-My, Valentina-Marie, Zoe-Alexandra und Zoe-Isabella. Und jene mit ganz kurzen Namen wie: An, Ain, Alik, Alim, Alina, Alon, Anh und Ante, Bo, Jot, Kyei, Naa, Nam, Nay, Naz, Rai, Rey, Xuan, Yaa, Yul, Zia, Zari und Zuri.

Werden sich Allah, Shalom und Osama im Kindergarten treffen? Freunden sich Corona und Charleston an?

Werden sich Lord und Queen im Kindergarten begegnen? Wird Lucky ein glückliches Kind, Victory ein Siegertyp und Shalom ein Friedensstifter? Wie musikalisch sind Amadeus, Charleston und Dylan, werden Salvatore und Tizian im Kunstunterricht glänzen? Wissen die Lehrer, dass Beirut ein Mädchenname ist und Allah ein kleiner Junge Jahrgang 2020 wie übrigens auch Osama und Roosevelt. Nomen est Omen, das möge zumindest für diese drei Mädchen gelten: Light, Delight und Hope: Wäre doch schön, wenn der Jahrgang 2020 auch Licht, Freude und Hoffnung bringt.

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