Essen-Altenessen. In Essen-Altenessen soll ein „Forumtheater“ entstehen. Was das Theater besonders macht und wie es Altenessenern eine Stimme geben will.

Theater zum Mitmachen: In Altenessen soll sich mit dem sogenannten „Forumtheater“ eine besonders Form des Schauspiels etablieren. Auf der Bühne des Zentrums für Kooperation und Inklusion KD 11/13 an der Karl-Denkhaus-Straße sollen Schauspielerinnen und Schauspieler gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern auftreten – um auf die Probleme und Herausforderungen des Stadtteils aufmerksam zu machen.

„Das Forumtheater wird auch ‘Theater der Unterdrückten’ genannt, weil es soziale Missstände aufzeigt“, sagt Theaterpädagogin Janna Plate. Sie leitet das Projekt, das vom Land NRW finanziell gefördert wird. Seinen Ursprung hat die interaktive Form des Schauspiels in Lateinamerika. Dort wurde es von Augusto Boal entwickelt.

Jugendliche aus Altenessen sollen auf der Bühne zeigen, was sie beschäftigt

Das Besondere sei, „dass den Leuten die Möglichkeit gegeben wird, selbst auf der Bühne zu zeigen, was sie beschäftigt.“ Da vor allem junge Menschen in Altenessen mit diversen Herausforderungen konfrontiert würden, wolle Plate sich zunächst darauf konzentrieren.

Im ersten Schritt werde sie daher Jugendliche treffen, um gemeinsam ein Thema festzulegen. Dieses wird dann in eine rund 30-minütigen Kernszene verpackt, die erwachsene Schauspieler darstellen.

In anderen Städten werden im Forumtheater zum Beispiel oft Situationen umgesetzt, in denen ein Schüler gemobbt wird, so Plate. „Am Ende der Szene tritt dann ein Moderator auf die Bühne und stellt Fragen ans Publikum: Wie fühlen sich die Personen? Wie hätten sich die Personen verhalten können, damit die Situation sich zum Guten verändert?“

Mobbing und Corona-Pandemie als mögliche Themen des Theaterstücks

Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollen diese Fragen nicht bloß beantworten, sondern ihre Vorschläge auf der Bühne performen. „Wir wissen alle, was man machen sollte. Aber das ist oft viel leichter gesagt als getan“, so Plate.

Ob das Altenessener Stück sich Themen wie Mobbing oder doch mit stadtteilspezifischen Herausforderungen auseinandersetzt, wird erst nach den Gesprächen vor Ort beschlossen. Vor allem „die Pandemie, Migration, Wertewandel und Generationenkonflikte“ betreffen die Altenessener Jugendlichen, weiß Detlef Even vom Verein „LICU“, der die Projektidee angestoßen hat.

„Die Jugendlichen beschäftigt in Corona-Zeiten sehr viel. Aber viele wissen nicht, wie sie das ausdrücken sollen. Dafür ist das Theater ein wunderbares Mittel“, betont auch KD11/13-Geschäftsführerin Kristina Wendland.

Ziel des Theater-Projektes ist auch eine neue Spielstätte in Altenessen zu etablieren

Sobald die Kernszene feststeht, wird diese im zweiten Schritt in Schulen aufgeführt. Die ersten Vorstellungen finden nach den Sommerferien am Leibniz-Gymnasium statt. Schulen, die Interesse an einer Aufführung haben, können sich per E-Mail (j.hoffmann@licu-culture.de) melden.

Im dritten Schritt soll das KD 11/13 schließlich als Spielstätte etabliert werden. Langfristig sollen alle Altenessenerinnen und Altenessener die Chance haben, beim Forumtheater teilnehmen zu können. Dann sollen Themen auf die Bühne gebracht werden, die die Menschen vor Ort beschäftigen, so Even: „Es geht darum, ein Stück zu entwickeln, das wirklich zum Ruhrgebiet und zum Stadtteil passt.“