Essen-Bredeney. Im Kruppwald in Essen sind 70 Bäume illegal gefällt worden. Die Polizei ermittelt. Die Täter sind äußerst professionell vorgegangen.
Offensichtlich Holzdiebe waren im Essener Kruppwald am Werk: Zwischen Heiligabend und Neujahr schlugen sie rund 70 Bäume. Die illegale Fällung in dem neben der Villa Hügel gelegenen Naherholungsgebiet wurde äußerst professionell ausgeführt und ist nun Gegenstand polizeilicher Ermittlungen.
An sieben Stellen im Wald sind große Holzstapel entlang der Waldwege aufgeschichtet. Dass die Bäume erst kürzlich geschlagen wurden, ist an der frischen Schnittkante gut zu erkennen. Für Spaziergänger ist dies zunächst einmal kein ungewöhnlicher Anblick.
Der Wald dient als reines Naherholungsgebiet
Der Wald neben der Villa Hügel mit seinen 260 Hektar ist in Privatbesitz, Eigentümer ist der Thyssenkrupp Konzern. Mitarbeiter Bernhard Lendeckel ist unter anderem für diesen Forstbestand zuständig und hat bei seiner Waldbegehung Anfang Januar den Schaden entdeckt. "Der Spaziergänger wird es für normale Holzstapel halten", sagt er. Doch es handelt sich um gesunde Bäume "und die schlagen wir hier nicht".
Denn: Der zwischen dem Hügelweg, dem Bredeneyer Berg und der Freiherr-vom-Stein-Straße gelegene Mischwald steht als reines Naherholungsgebiet für die Bürger zur Verfügung und wird wirtschaftlich nicht genutzt. Der Baumbestand ist Jahrzehnte alt und werde lediglich ausgedünnt, "wenn Bäume zu dicht beieinander stehen oder es sich um kranke Bäume handelt", erläutert Lendeckel.
Polizei sicherte Reifenspuren entlang der Waldwege
Gefällt wurden indes gesunde Buchen. Und das wohl auf sehr professionelle Art und Weise. Lendeckel konnte die Polizei nicht nur zu den Stellen führen, an denen die auf eine Länge von zwei Metern zerlegten Baumstämme zum Abtransport an den Schotterwegen bereitlagen. Es konnten zudem Spuren von schweren Fahrzeugen, mit denen die Unbefugten in den Wald einfuhren, von den Beamten gesichert werden. Möglicherweise handelt es sich um Reifenspuren eines Traktors und seines Anhängers.
Zuvor öffneten die bislang unbekannten Täter gewaltsam einen Schlagbaum an der Freiherr-von-Stein-Straße und gelangten über befestigte Wege in das ansteigende Waldgebiet, hat die Polizei ermittelt.
Dazu passt die Beobachtung von Jörg Löcker. Der Frohnhauser ist häufig im Kruppwald mit seinem Hund unterwegs. Vor gut drei Wochen, berichtet er unserer Redaktion, habe er einen vermeintlichen Waldarbeiter beobachtet, wie er gerade Buchenstämme aufschichtete. "Das war ein Profi, wie er das machte." Auch habe dieser Mann einen für Waldarbeiten typischen Traktor gefahren, "der hinten so einen extra Prallschutz hat, wenn Bäume gezogen werden".
Auch seien ihm, sagt Löcker, laute Motorsägen-Geräusche bei den Spaziergängen zuvor aufgefallen, über die er sich insbesondere an Samstagen doch sehr gewundert habe. "Ich vermute, da sind sogar schon einige Holzstämme abtransportiert worden." Dass es sich bei seinen Beobachtungen möglicherweise um illegale Aktionen gehandelt habe, sei ihm aufgrund der offenbar sehr professionellen Vorgehensweise des Arbeiters nicht direkt in den Sinn gekommen.
Mehrere tausend Euro Schaden sind entstanden
Der Wert des illegal geschlagenen Holzes dürfte mehrere tausend Euro betragen. Burkhard Lendeckel geht von 6000 bis 8000 Euro aus. "Eine Übersicht über den genauen Schaden werden wir erst in den kommenden Tagen haben."
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Der tatsächliche Schaden am Wald selbst wiege allerdings erheblich höher, so der Mitarbeiter des Thyssenkrupp Konzerns. Es seien zwar keine Lichtungen in den Waldbestand geschlagen worden, doch der gesunde Bestand sei schwer betroffen worden.
Polizei sucht nach Zeugen des Vorfalls
Das gut besuchte Waldgebiet liegt unmittelbar am Park der Villa Hügel. Aufgrund
der Weihnachtsferien und der zahlreichen Waldbesucher hofft die Polizei auf
Beobachtungen von Zeugen. Sicherlich haben Spaziergänger, Jogger, Rad- oder
Autofahrer entsprechende Waldarbeiter, Fahrzeuge mit Hebemaschinen oder
Motorengeräusche der Kettensägen wahrgenommen, die im Zusammenhang mit den geschilderten Straftaten stehen könnten.
Hinweise nimmt das ermittelnde Kriminalkommissariat 34 unter der zentralen
Rufnummer 0201-829-0 des Polizeipräsidiums Essen entgegen.