Essen. Mit bald 87 Jahren frischer denn je: Der großartige Jazz-Klarinettist Michel Portal und sein Quintett sorgten im Grillo-Theater für Begeisterung.

Mit dem sensationellen Auftritt des legendären französischen Klarinettisten Michel Portal ging am Sonntagabend das letzte „Jazz in Essen“-Konzert vor der Sommerpause über die Bühne. Wer im Grillo-Theater dabei war, der erlebte ein Generationen-übergreifendes Quintett von mitreißender Spiel- und Reaktionsfreudigkeit.

Dass satte 52 Jahre Altersunterschied zwischen dem Schlagzeuger Lander Gyselinck und seinem weißhaarigen Bandleader liegen, sah man zwar deutlich, hörte es aber zu keiner Sekunde. Verfügt der bald 87-jährige Portal doch immer noch über eine hochvitale Intonation quer durch alle Lagen auf seiner mal zart singenden, dann wieder sonor aufbrausenden Bassklarinette. Die Jazz-Pott-Preisträger Nils Wogram mit geschmeidig-vibrierender Posaune in oft rasanten Unisono-Passagen superb doppelte.

Michel Portal wurde auch als Begleiter von Edith Piaf oder als Filmkomponist bekannt

Ihre wundersame Synthese aus bewegenden Melodien und delikater Improvisationsartistik unterfütterte der intern als „Musical Director“ amtierende Bojan Z. an Flügel und Fender Rhodes mit sagenhaft variablen Soundscapes, die sich gewitzt zwischen knackigem Electro-Jazz, ruppiger Attacke und flirrender Eleganz bewegten. Bruno Chevillon sorgte mit raffinierten Doppelgriffen und genialen Flageoletts zudem für eines der schönsten Bass-Soli der letzten Jahre.

Der intensive Spielfluss entfaltete ebenso gelassen wie hochdynamisch einen tänzerisch-tändelnden Zauber, in dem neben klug reflektierter Jazzhistorie auch Michel Portals Leben, etwa als Begleiter von Edith Piaf oder als Filmkomponist, in diskreter Eleganz aufblitzte. Kein Wunder also, dass die Zuhörer das jugendlich frische „Michel Portal Quintet“ mit frenetischem Jubel feierten.