Essen.. Zum 1. Januar 2017 bietet die Verkehrsgesellschaft Evag das besonders preisgünstige Happy-Hour-Ticket an. Der Nacht-Fahrschein ist nur online erhältlich.

Für Zigtausende Fahrgäste wird ab dem 1. Januar nächsten Jahres das Fahren mit Bahn und Bus in der Ruhr-Metropole deutlich billiger. Dann kann der Kunde mit einem einzigen Fahrschein für 2,99 Euro das Essener Verkehrsnetz die ganze Nacht nutzen. Egal, wie oft er fährt. Hauptsache, man bleibt in der Essener Tarifzone und schaut auf die Uhr: Das Billig-Ticket, das künftig auf der Handy-App oder im Onlineshop gelöst werden kann, gilt von 18 Uhr bis sechs Uhr früh. Zwölf Stunden lang, jeden Abend, jede Nacht – ab 2017.

Der Verwaltungsrat des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) hatte entschieden, das Happy-Hour-Ticket nach positiven Erfahrungen mehrerer Pilotprojekte unter anderem in Bochum und Wuppertal auf das gesamte Verbundgebiet auszuweiten.

Es bleibt aber ein lokales Angebot, das etwa in Essen nur für die Tarifzone A3 gilt. Wer nachts vom Essener Hauptbahnhof in die Düsseldorfer Altstadt will, muss weiterhin tief in die Tasche greifen: 11,80 Euro kostet derzeit ein Fahrschein (Preisstufe C). Und für die abendliche Heimfahrt nach dem Shoppen im Centro Oberhausen zum Essener Hauptbahnhof sind immerhin 5,70 Euro (Stufe B) fällig.

Eine einzige Normalfahrt kostet auch nachts 2,60 Euro

Für eine einzige Normalfahrt in Essen müssen jetzt auch nachts 2,60 Euro gezahlt werden. Alternativ wäre ein Tagesticket möglich, das aber nur bis drei Uhr früh gilt und zudem mit 6,70 Euro derzeit deutlich teurer als das künftige Happy-Hour-Ticket ist. Mit dem Billig-Ticket kann künftig der Kunde abends erst shoppen, ins Kino oder Restaurant und – wenn er will – bis zur Morgendämmerung in der Disco tanzen und dann nach Hause fahren - kreuz und quer durch Essen für nicht mal drei Euro.

Die Marketinggesellschaft (EMG) ist vom Nachtticket begeistert. „Klasse. Für die Stadt ist das ein Zugewinn. In Essen wird abends und nachts sehr viel geboten. Und das kann man mit diesem Ticket besser nutzen“, sagt Sprecherin Ina Will.

Wichtige kulturelle Einrichtungen, Treffs und Sehenswürdigkeiten sind nicht nur leicht mit dem Nahverkehr zu erreichen, wie das Aalto-Theater und die Rü beispielsweise mit der U 11, das Einkaufszentrum Limbecker Platz mit gleich drei U-Bahn-Linien oder die Zeche Zollverein mit der 107. Die Evag war auch eine der ersten Verkehrsgesellschaften, die ein komplettes Nachtnetz gestrickt hatte – und innerhalb weniger Jahre rund 15 000 neue Kunden nur an den Wochenend-Nächten gewinnen konnte. 16 Bus- und 20 Taxibus-Linien stellt sie ab 23.30 Uhr zur Verfügung, montags bis freitags bis 1.30 Uhr, samstags bis 6.30, sonntags und feiertags sogar bis 7.30 Uhr. Evag-Sprecher Olaf Frei glaubt, dass mit dem Happy-Hour-Ticket nächstes Jahr noch mehr Kunden das Nachtnetz nutzen werden. „Das ist aus unserer Sicht ein innovatives Ticket-Angebot.“

Für das übrigens noch Werbung gemacht werden muss. Die Verkehrsgeselleschaft Bogestra ließ sogar Flyer in den Kneipen im Bochumer „Bermuda Dreieck“ verteilen. „Die Gastronomen profitieren auch davon“, sagt Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. Weil noch mehr Nachtschwärmer kommen. Für den Grünen Ernst Potthoff, der stellvertretend im VRR-Tarifausschuss, sitzt, geht es auch darum: „Ich hoffe, dass mehr Essener ihr Auto stehen lassen.“