Essen. Über 80 jährige Essener sind können bald einen Termin für die Corona-Impfung vereinbaren. Awo, Kirchen und Seniorenbeauftragte bieten Hilfen an.
Die Stadt Essen plant das Impfzentrum auf dem Messegelände am Montag, 8. Februar, in Betrieb zu nehmen. Dann sollen zunächst die über 80-jährigen Essener geimpft werden. Dafür haben sie jetzt Post mit Informationen zur Terminvereinbarung bekommen. Viele wissen jedoch gar nicht, wie sie zum Impfzentrum kommen sollen.
Kleinbusse von vier Standorten im Stadtgebiet
Senioren, die von einer Begleitperson begleitet werden, können sich glücklich schätzen. Für alle anderen soll es Fahrdienste geben. Die Awo Essen will Kleinbusse einsetzen, die von vier Standorten abfahren, besetzt mit Fahrer, Begleitperson und zwei Senioren. "So könnten die Senioren auch ins Impfzentrum begleitet werden", erklärt Awo-Geschäftsführer Oliver Kern, der weiß, dass viele über 80-Jährige gebrechlich sind und Hilfe brauchen.
Die Busse sollen in Karnap, Horst, Nordviertel und Überruhr stationiert sein, der Sprit soll durch Spenden finanziert werden, der Fahrer arbeitet ehrenamtlich. Oliver Kern wartet noch auf das Okay vom Gesundheitsamt der Stadt und will in der kommenden Woche in die Feinplanung einsteigen.
Der Bürgerbus-Verein Haarzopf/Margarethenhöhe/Rüttenscheid signalisiert, seine Taktung bei starkem Bedarf von Impflingen erhöhen zu wollen und ein weiteres Fahrzeug einzusetzen. Derzeit gibt es zwei Fahrzeuge mit je acht Plätzen für den regulären Fahrbetrieb auf der Strecke von Haarzopf zum Krupp-Krankenhaus.
Taxifahrt von Karnap zur Messe kostet 25 Euro
Auch der evangelische Kirchenkreis Essen wird Senioren mithilfe von Ehrenamtlichen zum Impfzentrum bringen. "Wir können auf viele Erfahrungen zurückgreifen, die unsere Nachbarschaftshilfe während des ersten Lockdowns gesammelt hat und sind der Ansicht, dass dieses Angebot sinnvoll und hilfreich ist", erklärt Michael Druen, Leiter des Projekts „Ehrenamtsmanagement“ des Kirchenkreises, der um die prekäre Lage und Einnahmeverluste vieler Taxiunternehmen weiß und betont, dass sein Angebot keine Konkurrenz sein soll.
Die Fahrt mit Bus und Bahn oder Taxi zum Impfzentrum wäre grundätzlich möglich, Anfahrtsbeschreibungen bekommen die Senioren mit der Post gleich mitgeliefert. Gerd Maschun, Seniorenbeauftragter im Bezirk V - Altenessen, Karnap, Vogelheim, gibt jedoch zu bedenken, dass der ÖPNV wegen der Infketionsgefahr eigentlich zu meiden sei. "Viele Ältere haben auch nicht mehr so eine gute Orientierung", erklärt er. In ihren eigenen vier Wänden und auch in ihrem Stadtteil kämen sie gut zurecht, eine Fahrt nach Rüttenscheid sei jedoch eine immense Herausforderung. Die Fahrt mit dem Taxi findet er keine ideale Lösung solange es keine Kostenerstattung gibt. Eine Strecke von Karnap zur Messe schlägt mit rund 25 Euro zu Buche.
Stadt hätte laut Awo mehr Angebote machen müssen
Awo-Geschäftsführer Oliver Kern hätte sich in diesem Punkt mehr Kreativität seitens der Stadt gewünscht: "Wenn wir wirklich alle über 80-Jährigen impfen wollen, wären mehr Ideen möglich gewesen." Die Stadt hätte sich um einen Fahrdienst oder um die Finanzierung des Transports bemühen können, auch die Senioren, die täglich vom Pflegedienst versorgt werden, hätten laut Kern mehr in den Blick genommen werden können.
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Gerd Maschun hat Sorge, dass einige der rund 41.000 angeschriebenen Senioren den Aufwand scheuen und sich deswegen nicht impfen lassen. "Mir ist es ein Anliegen, dass die Senioren entsprechende Ansprechpartner finden", erklärt er und nimmt sich und seine Kollegen in den anderen Stadtbezirken nicht aus.
Auch Doris Knierim, Seniorenbeauftragte im Essener Süden möchte insbesondere Menschen, denen keine Angehörigen bei der Terminvereinbarung für eine Impfung helfen könnten, beistehen. „Ich kenne mich aus mit Warteschleifen am Telefon", sagt die Bredneyerin zuversichtlich. „Und ich kann sehr gut verstehen, wenn manche Menschen sich da überfordert fühlen."
Bürgerbus-Verein will Taktung erhöhen und weiteres Fahrzeug einsetzen
Ist der Termin vereinbart und die Fahrt organisiert, dürften sich manche Senioren aber auch vor Ort unwohl fühlen. Stadtsprecherin Jasmin Trilling versichert jedoch: "Im Impfzentrum gibt es ganz viel Hilfe und Unterstützung." Die Stadt arbeite mit Hilfsorganisationen zusammen und auch die Ruhr Volunteers - einige dürften sie noch aus dem Kulturhauptstadtjahr 2010 kennen - sind wieder im Einsatz.
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Alle, die über 80 Jahre alt sind können ab Montag, 25. Januar, unter Tel. 0800 116 117 01 einen Impftermin vereinbaren. Die erforderliche Einverständniserklärung der Impflinge kann vor Ort ausgefüllt und abgegeben werden.
Wer Hilfe bei der Terminvereinbarung oder dem Transport zum Impfzentrum benötigt kann sich bei den zuständigen Seniorenbeauftragten melden unter Tel. 0152 29679161 (Gerd Maschun), Tel. 0151 59104389 (Barbara Hofmann) und Tel. 4386896 (Doris Knierim). Der Evangelische Kirchenkreis ist unter Tel. 0176 58884702 zu erreichen.