Essen. Eine Einheit für die Jüngsten soll für mehr Feuerwehrnachwuchs sorgen. Denn die Behörde braucht besonders auf Sicht deutlich mehr Personal.
Essens Retter planen Nachwuchs: Jahrelang hat die Stadt eine Kinderfeuerwehr als wenig sinnvoll und viel zu aufwendig abgelehnt, doch nun wird das Thema erstmals heiß diskutiert - durchaus auch kontrovers. Denn so manchem in den Reihen der Blauröcke erscheinen zusätzliche Aufgaben inzwischen kaum noch stemmbar, da man personell eh schon permanent auf dem Schlauch stehe, wie es heißt.
Doch eine eigene Einheit für die Jüngsten als Vorstufe zur Jugendfeuerwehr ist inzwischen nicht nur politisch gewollt. Auch der aktuelle Brandschutzbedarfsplan, der eine millionenschwere Runderneuerung der Behörde an der Eisernen Hand für notwendig erachtet, legt der Feuerwehr verstärkte Nachwuchsförderung über zusätzliche Jahrgänge ans Herz - mit dem erklärten Ziel, mehr künftige Kräfte für die freiwilligen als auch hauptamtlichen Abteilungen gewinnen zu können.
„Zur langfristigen Sicherung der Personalverfügbarkeit ist auch weiterhin die intensive Unterhaltung der Jugendfeuerwehr und gegebenenfalls der Kinderfeuerwehr von besonderer Wichtigkeit“, heißt es dazu in dem kürzlich vorgestellten Gutachter-Bericht.
Ordnungsdezernent fordert ein vernünftiges pädagogisches Konzept
Ordnungsdezernent Christian Kromberg bestätigte auf Nachfrage entsprechende Pläne unter gewissen Voraussetzungen: „Natürlich begrüße ich ein solches Projekt, wenn dahinter ein vernünftiges pädagogisches Konzept steht, das von qualifizierten Leuten umgesetzt werden kann.“ Zu beachten sei, dass der Umgang mit Kindern und ihr Heranführen an Feuerwehrinhalte nun einmal anders sei als bei den Jugendabteilungen, wo auch schon mal ein etwas kerniger Ton herrscht.
Derzeit hat die Jugendfeuerwehr insgesamt 251 Mitglieder und keine Nachwuchssorgen. In den nächsten fünf Jahren, so heißt es, sei sogar ein Potenzial von 211 Übertritten in den aktiven Dienst absehbar. Eine auf den ersten Blick eigentlich gute Bilanz, doch es gibt einen Knackpunkt: Erfahrungsgemäß kann nur rund ein Drittel der potenziellen Nachwuchskräfte tatsächlich langfristig vor Ort gebunden werden.
Bei der Freiwilligen Feuerwehr sind von ehedem 550 Kräften aktuell 474 aktiv, deren Verfügbarkeit zwischen Montag bis Freitag allerdings eingeschränkt ist. Mehr als die Hälfte von ihnen arbeiten außerhalb des Essener Stadtgebiets oder sind unter der Woche grundsätzlich nicht abkömmlich.
Die Freiwillige Feuerwehr kommt auf etwa 200 gleichzeitig alarmierungsfähige Kräfte
118 Ehrenamtliche arbeiten im Schichtdienst. Rechnet man sie zumindest anteilig zu den täglich zur Verfügung stehenden Kräften, finden sich unterm Strich noch 200 gleichzeitig alarmierungsfähige Feuerwehrleute, deren Durchschnittsalter bei 35 Jahren liegt.
Doch nicht bei den Freiwilligen, sondern auch bei der Berufsfeuerwehr braucht es auf Sicht deutlich mehr Personal und damit mehr Ausrüstung für mehr Funktionen an mehr künftigen Standorten und auf Fahrzeugen, um in einer sich ständig verändernden Stadt innerhalb von 8 Minuten an einem Einsatzort eintreffen zu können. Von einer 150 Mann und Frau starken Verstärkung, die eigentlich notwendig wäre, ist bereits die Rede.
Momentan weiß allerdings noch niemand, woher all diese Kräfte kommen sollen. Gute Leute sind rar. Um vor diesem Hintergrund eine gewisse Entlastung schaffen zu können, soll zumindest geprüft werden, ob einige der 16 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr mancherorts stärker in Einsätze einzubinden sind.
Eine Kinderfeuerwehr ist gesetzlich durchaus vorgesehen
Da dazu auf Sicht wiederum eine verlässliche Größenordnung von Freiwilligen dazu bereit, willens und in der Lage sein müsste, um sicher planen zu können, kommt nun bei der Nachwuchsförderung nach der Jugendfeuerwehr die Kinderabteilung ins Spiel, die es in vielen anderen Kommunen bereits seit Jahren gibt - so wie es das Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG) für Nordrhein-Westfalen vorsieht.