Essen-Bergerhausen. 30 Meter hoch, volle Konzentration: Rund 150 Bewerber bei der Feuerwehr Essen klettern die Drehleiter hoch. Eine Aufgabe beim Einstellungstest.

Die Drehleiter ragt 30 Meter in den Himmel und steht auf der Bezirkssportanlage am Krausen Bäumchen: Zwei Tage lang absolvieren hier Bewerber bei der Feuerwehr Essen den Sporttest – auf den Sprossen, im Wasser und in der Sporthalle. Mehr als 150 Teilnehmer gibt es – darunter vier Frauen.

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Eine gelernte Krankenschwester ist unter ihnen, die 24-Jährige hat sich beworben, möchte gern Feuerwehrfrau werden, da sie abwechslungsreiche Arbeit schätzt. Sie wäre dann eine der (noch) wenigen Frauen bei der Essener Berufsfeuerwehr. Bevor ihr Weg aber dorthin wie auch zu den Einsätzen in Essen führen wird, stehen noch vor der Ausbildung die sportlichen Herausforderungen und ein theoretischer Test an, die es zu bestehen gilt.

Für die Übung auf der Drehleiter bleibt gerade einmal eine Minute Zeit

Auf der Bezirkssportanlage am Krausen Bäumchen in Essen-Bergerhausen haben die Kräfte der Feuerwehr Essen die Drehleiter aufgestellt, über die die Bewerber 30 Meter in die Höhe klettern müssen.     
Auf der Bezirkssportanlage am Krausen Bäumchen in Essen-Bergerhausen haben die Kräfte der Feuerwehr Essen die Drehleiter aufgestellt, über die die Bewerber 30 Meter in die Höhe klettern müssen.      © Mike Filzen | Foto

Vor der Drehleiter heißt es: hinauf in die Höhe, mit dem Oberkörper über die letzte Sprosse, Arme herausstrecken und das zügig, denn für diese Übung bleibt nicht viel Zeit. Wer richtig flott oben ist, bleibt unter 40 Sekunden. Wird es bei den Einsätzen für Feuerwehrleute ernst, ist es dieser Weg nach oben, der bestenfalls Leben rettet.

Beim Sporttest sichern die Feuerwehrleute am Boden die Bewerber, feuern sie an. „Ich war schon sehr nervös und habe auch gezittert“, gesteht die 24-Jährige, als sie die Drehleiter wieder hinabgestiegen ist, die Sicherheitsgurte abgelegt hat. Ihre Hände sind jetzt ruhiger.

Geschafft, auch wenn oben doch die Kraft ein wenig fehlte („Ich habe schon etwas gejapst“). Bis dahin lautete ihr Trick: „Nicht nach unten schauen.“ Oben angekommen, hat sie dann doch noch einen Blick Richtung Innenstadt geworfen, unten geht es gleich auch für sie weiter: zum Schwimmen. Am meisten Respekt hat die junge Bewerberin jedoch vor den Wechselsprüngen, die Kraft, Schnelligkeit wie Ausdauer erfordern und die später bei weiteren Sportübungen in der Halle anstehen.

Mit zehn Jahren zur Jugendfeuerwehr, dann zur Freiwilligen Einheit in Essen-Kupferdreh

Sprosse für Sprosse geht es zügig auf der Drehleiter der Feuerwehr nach oben, dabei gilt es, im Rhythmus zu bleiben.       
Sprosse für Sprosse geht es zügig auf der Drehleiter der Feuerwehr nach oben, dabei gilt es, im Rhythmus zu bleiben.        © Mike Filzen | Foto

„Durchatmen, Aussicht genießen“, lautet da bereits auch die Anweisung für Tom van der Heuvel, der jetzt vor der Drehleiter steht. Der 20-Jährige qualifiziert sich über eine handwerkliche Ausbildung zum Tischler bei der Stadt Essen für die Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr zum Brandmeister-Anwärter. Denn eine abgeschlossene Ausbildung ist weitere Voraussetzung für den Beruf.

Wichtig ist ihm, ein Job in einer „helfenden Organisation“, so beschreibt er seine Motivation, zu der auch der Kontakt zu Menschen zählt. „Es bleibt spannend in diesem Beruf“, ist er überzeugt und greift nach der ersten Sprosse. Da er gern klettert, hat er wegen möglicher Höhenangst überhaupt keine Bedenken.

Beim ersten Aufstieg Sprosse für Sprosse mitgezählt

Bevor es auf die Drehleiter geht, werden die Bewerber von den Essener Feuerwehrkräften gesichert.     
Bevor es auf die Drehleiter geht, werden die Bewerber von den Essener Feuerwehrkräften gesichert.      © Mike Filzen | Foto

Respekt vor der Aufgabe hat er durchaus: „Eine große Herausforderung ist es, den Rhythmus beim Steigen auf der Drehleiter beizubehalten.“ Darauf habe er sich fokussiert, es ist an diesem Morgen sein zweiter Aufstieg. Nur hat er dieses Mal nicht mehr Sprosse für Sprosse mitgezählt, um ja in der Zeit zu bleiben. Oben angekommen, ist er dann doch wieder erleichtert („da ging die Pumpe schon ordentlich“).

Derweil ist auch Alexander Thausing die Drehleiter hinaufgestiegen, hat dabei auf den Ablauf und die Koordination geachtet, um nicht abzurutschen. Vor allem beim letzten Drittel, auf dem die Leiter enger wird: „Anstrengend, aber machbar“, lautet das Fazit des 20-Jährigen, der mit zehn Jahren zur Jugendfeuerwehr kam und inzwischen zur Freiwilligen Feuerwehr Kupferdreh zählt. Aus seinem Ehrenamt weiß er längst, ganz gleich, ob er zum Brand, zum Verkehrsunfall oder vollgelaufenen Kellern ausrückt: „Es kommt darauf an, dass man helfen kann.“

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