Essen. RAG und RAG-Stiftung bauen auf dem Zollverein-Areal in Essen ein Gebäude, das neue Maßstäbe setzen soll – architektonisch wie umweltbewusst.

RAG und RAG-Stiftung setzen mit ihrem Umzug nach Zeche Zollverein ein Achtungszeichen und das vor allem auch architektonisch: Der neue Firmen- und Stiftungssitz zeichnet sich durch besondere Gestaltung und Nachhaltigkeit aus. Architekt Gerhard Wittfeld sprach am Montag bei der Grundsteinlegung von einem bundesweit bisher einmaligen Gebäude.

Das Dach wird begrünt und begehbar sein, mit gerade einmal zwei Stockwerken schmiegt sich das L-förmige Haus an den Rand der ehemaligen weißen Seite der Kokerei. Die Fassade wird nicht der auf Zollverein vorherrschenden Backstein-Optik folgen, sondern rostrote Bleche nehmen das Material und die Farbe der schlängelnden Rohrleitungen auf.

Mietzahlungen reduzieren

Das Besondere aber sind die Baustoffe, die für die neue RAG-Zentrale verwendet werden. „Cradle to Cradle“, übersetzt „Wiege zu Wiege“ heißt das Nachhaltigkeits-Prinzip, das sinnbildlich zum Strukturwandel von Zollverein aber auch zu dem des Bergbaukonzerns RAG passt. Es bedeutet, dass alle Baumaterialien bei Abriss oder Umbau wieder verwendet bzw. verwertet werden können. Eine Art Rohstofflager also. „Das Bauen wird dadurch zwar etwas teurer, aber auf lange Sicht rechnet sich das“, sagte Marcus Kruse, Geschäftsführer des verantwortlichen Projektentwicklers Kölbl Kruse.

Zwischen 25 und 28 Millionen Euro investiert die RAG-Stiftung als Eigentümerin in das neue Gebäude. Sie ist bislang Untermieter im Steag-Gebäude an der Rüttenscheider Straße. Die RAG wird von Herne nach Essen ziehen und mietet sich ein. „Um die Mietzahlungen zu reduzieren, empfiehlt sich ein Neubau“, sagte Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung, Werner Müller zu den Beweggründen.

150 Millionen Euro Investitionen auf Zollverein

Im Herbst kommenden Jahres ist der Einzug geplant. Müller mahnte daher die Beteiligten, den Zeitrahmen einzuhalten. Der Aufsichtsrat sei für seine Dezembersitzung 2017 bereits nach Zollverein eingeladen, sagte er scherzhaft und fügte mit einem Seitenhieb auf die Pannen um den Berliner Großflughafen und die Elbphilharmonie hinzu: „Ich bitte jedwede Erlebnisse tunlichst zu vermeiden“.

Die RAG bringt aus Herne 220 Mitarbeiter mit nach Essen. Ein Gewinn für die Stadt, aber vor allem für den Wirtschaftsstandort Zollverein. Bei der gleichnamigen Stiftung hofft man nun auf Nachahmungseffekte. Gleiches gilt für die RAG Montan Immobilien – die Immobilientochter des RAG-Konzerns. Sie zog schon 2014 auf das Welterbe und besitzt dort auch noch große Flächen, die als Bürostandort verkauft werden wollen. Einfach ist das schon aufgrund der Lage nicht, aber mit dem Zugpferd RAG rechnet man mit weiteren Investoren. „Es gibt Interessenten, aber die Gespräche sind noch nicht soweit, dass sie schon spruchreif wären“, sagte der Geschäftsführer der RAG Montan Immobilien, Hans-Peter Noll.

Insgesamt sind derzeit auf Zollverein 150 Millionen Euro Investitionen geplant. Außer der RAG-Zentrale entsteht auf dem einstigen Lagerplatz von Schacht 1/2/8 die neue Folkwang-Uni. Auch die Stiftung saniert Bestandsgebäude und -anlagen.