Essen-Kettwig. Das Vertrauensverhältnis sei nicht mehr gegeben, heißt es aus der Gemeinde St. Peter und Laurentius. Mitarbeiter und Heimkinder sind fassungslos.
Die Leiterin des Kinderheims St. Josefshaus, Daniela Westmeyer, ist mit Wirkung zum 9. Oktober von ihren Aufgaben als Heimleiterin wie als Geschäftsführerin der Kinder- und Jugendhilfe St. Peter gGmbH entbunden worden. Dies teilt der Kirchenvorstand mit. Er schränkt jedoch ein, dass die getroffene Entscheidung vom Erzbistum Köln noch geprüft und bewilligt werden muss.
Als Geschäftsführer fungiere deshalb zunächst kommissarisch Andreas Beck, der derzeitige Geschäftsführer der St. Josefshaus GmbH (Altenheim). Andreas Beck solle auch künftig beide Positionen bekleiden. „Er hat das vollste Vertrauen des Gesellschafters“, heißt es in der Stellungnahme der Pfarrgemeinde St. Peter und Laurentius.
Das Kinderheim sei dadurch pädagogisch nicht gänzlich führungslos, „denn eine Vertretung hat es ja bisher für den Urlaub- und Krankheitsfall auch gegeben“, erklärt Tobias Hessel als Sprecher des Verwaltungsrates (dieser ist organisatorisch für das Kinderheim und den Betrieb der Pfarrkitas zuständig).
Homepage der Kinder und Jugendhilfe St. Peter ist offline
Bei den Beschäftigten des Kinderheims – immerhin 60 an der Zahl, die sich um 50 Kinder stationär und weitere 20 in Wohngruppen und ambulant kümmern – stößt diese Entscheidung auf komplettes Unverständnis. Vor allem, weil sie nicht nur plötzlich kam, sondern völlig lautlos verlief – und verlaufen soll.
„Leider können wir uns zu der vollkommen überraschenden und willkürlichen Abberufung unserer Geschäftsführerin und Kinderheimleiterin auf unserer eigenen Homepage der Kinder und Jugendhilfe St. Peter nicht mehr äußern, da uns der Zugang gesperrt wurde“, schreibt Michael Malzer, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung. Und nicht nur das: Seit dem 13. Oktober ist die Seite komplett offline, weil sie sich „im Wartungsmodus“ befindet.
Mitarbeiter fordern die Wiedereinsetzung der Heimleiterin
„So ein massiver Eingriff in die Struktur der Einrichtung ohne jedwede Beteiligung der Mitarbeitervertretung ist absolut willkürlich, gegen alle Regeln des christlichen und kirchlichen Miteinanders und damit auch der gesamte Vorgang der Abberufung rechtsunwirksam. Die gesamte Mitarbeiterschaft steht geschlossen hinter Frau Westmeyer und fordert deren sofortige Wiedereinsetzung“, betont Michael Malzer.
Über die Gründe der Kündigung, die die Betroffene am Samstag (10. Oktober) erhielt, schweigen sich Kirchenvorstand und Verwaltungsrat aus. Das Vertrauensverhältnis zur bisherigen Geschäftsführung sei nicht mehr gegeben gewesen, heißt es. Heike Wagner, Bereichsleiterin im Kinderheim, erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion, dass „wohl von den fünf Leuten im Verwaltungsrat drei nach dem Beschluss ausgetreten sind.“
Heimkinder wollen von der Öffentlichkeit gehört werden
Was das Ganze für die Heimkinder bedeutet, lasse sich nur schwer ermessen, so Wagner. „Die sind sehr verunsichert, manche geben sich sogar die Schuld.“ Die Betreuer versuchten, ihnen weiter einen geschützten Raum zu geben und die Herbstferien sowie den Alltag positiv zu gestalten. In einem offenen Brief schreiben die Kinder unter anderem: „Bei uns stand jeder auf Augenhöhe und sie (Westmeyer) braucht uns und wir brauchen sie.“ Und an der Heim-Tür steht: „Wir möchten gehört werden. Jetzt!“
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