Essen. Jahrelang war Swaantje Taube (51) Juristin. Nun hat sich die Essenerin einen Traum erfüllt und mit ihrer Schwester eine Modemarke gegründet.
Jura-Studium, Promotion, Jobs als Expertin für Medien-, Marken- und Urheberrecht in großen Kanzleien. Lange Jahre ging Swaantje Taube (51) einen Weg, den sie schon in jungem Alter vorgezeichnet hatte. Doch manchmal kommt eben alles doch ganz anders. Und so entschied sich die promovierte Juristin, in das Modeunternehmen ihrer Schwester Katja Bär (58) einzusteigen. Im vergangenen Jahr haben sich die beiden einen langgehegten Traum erfüllt: Sie gründeten „KajSaj“, ihr eigenes Modelabel.
Aber erst einmal von vorn. „Eigentlich hätte ich nie gedacht, dass ich Hamburg, meine Perle, jemals verlasse“, sagt Taube, nicht ohne einen Hauch von norddeutschem Dialekt, und lacht. Mit ihrem Mann, einem Mediziner, verschlug es sie berufsbedingt aber dann doch nach Hessen, nach Denver im US-Bundesstaat Colorado und schließlich nach Leiden in den Niederlanden. Dort arbeitet sie erstmalig nicht als Juristin, sondern übernahm das Marketing einer großen Kanzlei.
Essenerin stieg ins Unternehmen ihrer Schwester ein
Dass sie überhaupt einmal nach Deutschland zurückkehren würde, damit hätte Taube zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr gerechnet. Doch dann erreichte ihren Mann der Ruf der Essener Ruhrlandklinik. So zog das Paar mit seinen zwei Kindern, heute zwölf und 13 Jahre alt, von den Niederlanden ins Ruhrgebiet. Für Taube keine große Umgewöhnung: „Ich habe mich in Essen schnell unglaublich wohlgefühlt, die Menschen hier waren sehr nett und besonders Rüttenscheid ist ein tolles Viertel“, sagt sie.
Beruflich sei irgendwie immer klar gewesen: „Wenn ich nach Deutschland zurückkomme, dann arbeite ich mit meiner Schwester zusammen.“ Katja Bär ist seit 1994 Eigentümerin von „Winat“, einem Modegeschäft mit Filialen in Hamburg-Volksdorf und Quickborn. Dort betreibt sie auch ein „Fashion Café“, wo Kundinnen erst einen Kaffee trinken und danach einkaufen können. Mit ihrem Konzept hatte sich die 58-Jährige schon analog, eine große Fangemeinde aufgebaut. Gemeinsam mit ihrer Schwester Swaantje Taube machte sich Bär nun daran, „Winat“ in den digitalen Raum zu tragen.
Mitten im gemeinsamen Projekt wird bei der Essenerin Krebs diagnostiziert
Taube übernahm das Marketing, begann, einen Online-Shop und den Instagram-Kanal aufzubauen. „Das war unser Corona-Projekt“, sagt sie rückblickend. Bär zog damals bei Taube in Essen ein, passte mit auf die Kinder auf und baute zusammen mit ihrer Schwester die Website. Das Projekt gestaltete sich gar nicht so einfach. „Wenn man nicht so bekannt ist und nicht über die großen Online-Händler wie Amazon oder Zalando verkauft“, betont Bär. Ihre Sichtbarkeit hätten sie sich erst erkämpfen müssen. „Mittlerweile haben wir ein sehr gesundes Wachstum.“
Genau in dieser Phase schlug das Schicksal mit voller Wucht zu. Bei Taube wurde Brustkrebs diagnostiziert, eine aggressive Form. Nach drei Monaten musste sie die Chemotherapie abbrechen, zu schlecht ging es ihr. „Ich war in einem sehr kritischen Zustand“, sagt die 51-Jährige heute. Zusätzlich stellten die Ärzte fest, dass sie unter einer leichten Form von Mukoviszidose, einer angeborenen Stoffwechselerkrankung, leidet. Glücklicherweise hatte die Chemotherapie allerdings schon nach wenigen Monaten gut angeschlagen. Inzwischen gilt Taube als geheilt.
„Wir wollen zeigen, dass man kein Model sein muss, um modische Kleidung zu tragen“
Kleidung wird in Italien produziert
Die Kleidung von „KajSaj“ wird von Swaantje Taube und Katja Bär designt und in Italien produziert. Blusen, Pullover und Strickjacken gibt es ab 169 Euro.Kaufen kann man die Kollektion im Online-Shop von „Winat“ oder vor Ort in Katja Bärs Läden in Norddeutschland. Die Schwestern könnten sich aber auch gut vorstellen, die Kleidung in inhabergeführten Läden auf der Rüttenscheider Straße zu verkaufen.
„In so einer Situation denkt man umso mehr darüber nach, was man eigentlich will“, sagt Taube. Und das sei ganz klar gewesen: mit ihrer Schwester Mode machen. Und so begannen die beiden, ihre eigene Kollektion zu entwickeln. Katja Bär hatte in ihren Geschäften zuvor nur Mode anderer Marken verkauft und schon lange von einer eigenen geträumt. Gemeinsam brachten die Schwestern ihr Label „KajSaj“ – eine Wortschöpfung aus ihren Vornamen – auf den Markt.
„Unsere Kleidung muss einfach in den Alltag passen. Sie ist ein bisschen sportlich, aber auch elegant – so, dass man sie mit allem kombinieren kann“, beschreibt Taube den Stil des Labels. Bewusst setzten die Schwestern auf fröhliche Farben, zum Beispiel rosa und weiß, die ein positives Lebensgefühl vermitteln sollen. Zur Kollektion gehören Blusen, Pullover und Cardigans. Viele Stücke haben eine Einheitsgröße. Was den beiden besonders wichtig ist: „Wir wollen zeigen, dass man kein Model sein muss, um modische Kleidung zu tragen.“ Deshalb sehen Kundinnen die Kleidung im Online-Shop von „Winat“ auch nicht an Mannequins, sondern an den beiden Gründerinnen persönlich.