Essen/Mülheim. Langsame Datenübertragung, Lücken im Netz – Ruhrbahn Fahrgäste sind enttäuscht vom „WLAN an Bord“. Das sagt das Verkehrsunternehmen dazu.
Es klang verheißungsvoll, als die Ruhrbahn im Mai 2017 ihren Kunden „WLAN an Bord“ schmackhaft machte. „Die Welt wird immer digitaler. Wir wollen unseren Fahrgästen den Aufenthalt in unseren Bussen somit angenehmer gestalten, ohne dass sie auf ihren elektronischen Begleiter verzichten müssen“, erklärte Ruhrbahn-Chef Michael Feller zum Start eines Pilotprojektes. Unterwegs „mal eben mit dem Smartphone E-Mails abrufen oder die neuesten Nachrichten lesen“, das wollte die Ruhrbahn testen. Fünf Jahre danach macht sich unter Ruhrbahn-Kunden Frust breit. Denn das kostenlose „WLAN an Bord“ ist langsam und lückenhaft.
Er habe es mehrfach getestet, schreibt ein Leser der Redaktion. „Auf der Strecke von Altendorf über den Hauptbahnhof nach Stoppenberg war die Geschwindigkeit im WLAN nicht einmal bei zehn Prozent dessen, was mein Handy im Mobilfunknetz schafft“, lautet das ernüchternde Fazit des Nutzers. „Am Limbecker Platz habe ich meistens keine Verbindung bekommen.“ Wolle er übers Smartphone Musik hören nutze er nicht das WLAN, sondern das Netz seines eigenen Anbieters.
106 Linienbusse der Ruhrbahn haben kostenloses „WLAN an Bord“
2017 startete die Ruhrbahn ihr Pilotprojekt mit sechs Bussen. Mittlerweile haben 106 der insgesamt 285 Linienbusse „WLAN an Bord“. Der kommunale Verkehrsbetrieb hatte angekündigt, seine Fahrzeugflotte nach und nach mit der Mobilfunktechnik auszurüsten. Den für die Fahrgäste kostenlosen Service lässt sich die Ruhrbahn pro Fahrzeug und Monat 35 Euro Kosten. 42.400 Fahrgäste machten nach Angaben des Unternehmens im vergangenen Jahr davon Gebrauch.
Technisch funktioniert das „WLAN an Bord“ so: In jedem Linienbus ist ein Mobilfunkhotspot mit einer 4G-Mobilfunkkarte eines Anbieters hinterlegt. Die Mobilfunkgeschwindigkeit hängt laut Ruhrbahn davon ab, wie viele Fahrgäste das WLAN nutzen. Soll heißen: Wählen sich zeitgleich viele Fahrgäste in das WLAN ein, dauert es länger, bis die gewünschten Daten übertragen und abrufbar sind. Da die Mobilfunkanbieter im Stadtgebiet eine unterschiedliche Netzabdeckung bereitstellen, könne es vorkommen, dass es schneller geht, wenn man an Bord das eigene mobile Netz nutzt.
Die U-Bahnhöfe der Ruhrbahn sind mit einem 4G Mobilfunknetz ausgerüstet
In Straßenbahnen und U-Stadtbahnen gibt es kein WLAN. Es sei aber geplant, dass die neuesten Schienenfahrzeuge damit ausgerüstet werden. Die U-Bahnhöfe sind laut Ruhrbahn mit einem 4G Mobilfunknetz der gängigsten Anbieter ausgestattet.
Sprecherin Sylvia Neumann betont, dass die Ruhrbahn kostenloses WLAN anbiete, damit Fahrgäste sich kurz informieren oder Nachrichten austauschen könnten zum Beispiel über den Messangerdienst Whatsapp oder die Fahrplan-App der Ruhrbahn ZÄPP. „Eine für uns wichtige Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, die in der Regel ein Smartphone besitzen, aber häufig nur über ein geringes Datenvolumen verfügen“, sagt Sylvia Neumann.
Kabelloses Netzwerk
WLAN steht für Wireless Local Area Network, ein drahtloses lokales Netzwerk. Das W weist darauf hin, dass die Verbindung zum Internet ohne Kabel möglich ist. Der Router wird per Funksignal mit dem Smartphone oder dem Computer verbunden.Die neue Baureihe der Niederflurbahnen, NF4, verfügt an jeder Sitzbank über zwei USB-Anschlüsse, an denen Fahrgäste ihre mobilen Geräte aufladen können.
Ausdrücklich nicht gedacht sei das WLAN zum Streamen von Videos oder Filmen mit einer entsprechend größeren Datenmenge. Fahrgäste, die sich so die Zeit verkürzen wollen, müssen auf ihre eigenen mobilen Daten zurückgreifen – oder werden enttäuscht sein vom kostenlosen Service der Ruhrbahn.
Fährt das Nahverkehrsunternehmen mit ihrem Angebot auf Höhe der Zeit? Die neueste Mobilfunkgeneration heißt 5G mit einer zehnmal so schnellen Datenübertragung wie die Vorgängergeneration. Perspektivisch könnte die Umstellung auf 5G erfolgen, heißt es dazu bei der Ruhrbahn, was allerdings von Kosten und Nutzen abhänge. Eilig scheint es die Ruhrbahn nicht zu haben. Ob auf 5G umgestellt wird, werde zu einem späteren Zeitpunkt geprüft.