Das Hochwasser hat große Mengen Unrat an- und weggespült. Doch nicht allein deshalb braucht es Freiwillige, die am Ruhr-Ufer Müll sammeln.

Im September geht der „RuhrCleanup“ in Essen in die zweite Runde. Diesmal – so hoffen die Organisatoren – mit noch mehr freiwilligen Müll-Sammlern, ganz nach dem Vorbild des etablierten „RhineCleanup“. Doch warum ist eine große Ufer-Säuberungsaktion durch Ehrenamtliche überhaupt notwendig?

„Das sollte man mal die Leute fragen, die E-Scooter und Fahrräder in die Flüsse werfen,“ sagt Janina Krüger von der Ehrenamt-Agentur Essen, die zusammen mit der Stadt die Ufer-Säuberungsaktion organisiert.

Ruhr in Essen transportiert Abfall in den Rhein

32 Kilometer der Ruhr verlaufen auf Essener Stadtgebiet. Neben privaten Eigentümern, der Stadt und den Bezirksregierungen Arnsberg und Düsseldorf nennt auch der Ruhrverband einige Uferbereiche sein eigen – ist dort also für Säuberungs- und Rückschnittarbeiten zuständig. Den RuhrCleanup hält Markus Rüdel vom Ruhrverband für eine „sehr wichtige Aktion“.

Auf der einen Seite würde am Ruhrufer alltäglicher Abfall aber auch Autoreifen hinterlassen, „auf der anderen Seite ist durch das Hochwasser viel Unrat angeschwemmt worden“, so Rüdel. Bis September würde der Uferstreifen zwar grob gereinigt, doch „sicherlich nicht so gründlich, wie es viele Hände schaffen können“.

Die Umweltbelastung geht über Elektroschrott am Grund der Flüsse und abgelegte Autoreifen an den Ufern hinaus: Plastikmüll wird in Flüssen durch Bewegung, Wasser und UV-Licht zerkleinert und in die Meere geschwemmt. Die Ruhr spült folglich Mikroplastik an ihrer Mündung in Duisburg-Ruhrort in den Rhein und dieser transportiert die Partikel weiter in die Nordsee.

RuhrCleanup nach dem Vorbild des RhineCleanup

Aus diesem Grund findet bereits seit 2018 der sogenannte RhineCleanup statt. Die mittlerweile europaweite Aktion entlang des Rheinufers, an der in diesem Jahr 35.000 Ehrenamtliche teilnehmen sollen, diente 2020 Freiwilligen als Vorbild, um in einer „kleinen Aktion“ auch das Ruhrrufer in Essen von Müll zu befreien, so Janina Krüger von der Ehrenamt-Agentur.

Im letzten Jahr sammelten Freiwillige aus Essen ebenfalls am 12. September beim CleanUp Müll im Uferbereich am Baldeneysee auf.
Im letzten Jahr sammelten Freiwillige aus Essen ebenfalls am 12. September beim CleanUp Müll im Uferbereich am Baldeneysee auf. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

In diesem Jahr darf und soll es größer werden. Die Ehrenamt-Agentur, an deren „Sauberzauber“-Aktion sich im März mittlerweile über 20.000 Freiwillige engagierten, rechnet mit einer großen Hilfsbereitschaft.

Aktuell müssten sich die Menschen noch von der Flut erholen, doch nach dem Ende der Sommerferien hoffen die Organisatoren neben Anmeldungen von Freiwilligen auch auf Vereine entlang der Ruhr, die Materialien an Helferinnen und Helfer verteilen.

Achtlos weggeworfene Autoreifen, Plastiktüten und vieles mehr verschmutzt die Uferbereiche der Ruhr in Essen.
Achtlos weggeworfene Autoreifen, Plastiktüten und vieles mehr verschmutzt die Uferbereiche der Ruhr in Essen. © FFS | Andre Hirtz

Essener Entsorgungsbetriebe übernehmen Abfalllogistik beim Cleanup

Zu diesen Materialien zählen Zangen, mit denen der Ruhrverband die Müllsammel-Aktion unterstützt sowie Müllsäcke und Handschuhe, die die Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) stellen – und die die Abfalllogistik übernehmen. Der RuhrCleanup verläuft entlang der sogenannten „Leinenpfade“, erklärt Janina Krüger, also auf den Ufer-Spazierwegen, auf denen früher Pferde die Boote im Fluss gezogen haben.

Hoffnung mache Janina Krüger die „unglaublich große Hilfe“, die Essenerinnen und Essener in diesen Tagen bei der Hochwasserhilfe leisten. „Wir merken gerade: Die Leute sind auf zack und sagen sich: Für die Stadt und gegen den Klimawandel schaffen wir es nur zusammen,“ sagt Krüger. „Die wollen loslegen – und wir bieten einfach den organisatorischen Rahmen, in dem einfach und niederschwellig jedermann mitmachen kann.“

Der „Broken-Windows Theorie“ und dem Phänomen der Vermüllung in Großstädten will man bei der Ehrenamt-Agentur mit vielen positiven Signalen entgegenwirken. Ob „Sauberzauber“, „Wasteworker“-Gruppen oder Aktionen wie dem RuhrCleanup: „Immer mehr Menschen treibt Sauberkeit und Umweltbewusstsein um,“ so Krüger, „und irgendwann wächst auf der Verschmutzerseite der Gedanke: Vielleicht ist es doch nicht so toll, wenn ich meine Umwelt verschmutze.“