Ulrich W. Husemann ist neuer städtischer Geschäftsführer der Entsorgungsbetriebe Essen. Der 58-Jährige will Schwung in den Betrieb bringen.
Essen. Mit mehr Personal und zusätzlichen Fahrzeugen wollen die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) „wilden“ Sperrmüll in Zukunft schneller abfahren. Auch das Mehr an Kartonage, das über die Weihnachtsfeiertage an den Depotcontainern erwartet wird, soll zügig entsorgt werden. „Das müssen wir hinkriegen“, sagte der neue städtische Geschäftsführer der EBE, Ulrich W. Husemann, im Gespräch mit der Redaktion.
Damit nicht genug. Husemann kündigte an, dass die Müllabfuhr ihre Arbeit zuverlässig erledigen wird. Dass Tonnen über Wochen und in Einzelfällen gar über Monate nicht geleert werden, wie im vergangenen Sommer geschehen, soll sich nicht wiederholen. „Wir werden alles daran setzen, dass so etwas nicht noch einmal passiert“, sagte der neue EBE-Chef. „Das Kerngeschäft muss funktionieren. Das können unsere Gesellschafter erwarten und die Bürger auch.“
Der Rat der Stadt fordert mehr Verlässlichkeit der Entsorgungsbetriebe ein
Husemann, der bis zu seinem Wechsel zur EBE, als Chef der Gelsendienste die Abfallentsorgung in Gelsenkirchen verantwortete, weiß um die Erwartungshaltung in Essen. In einem bislang beispiellosen Beschluss hatte der Rat der Stadt im August auf Antrag von SPD und CDU mehr Verlässlichkeit beim Erbringen der Leistungen durch die Entsorgungsbetriebe eingefordert. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wie es vielsagend in dem Beschlusstext heißt.
Diese Kritik war gemünzt auf Stephan Tschentscher, den vom privaten Mitgesellschafter Remondis gestellten Geschäftsführer der EBE. Ihm zur Seite steht nun Ulrich W. Husemann, nachdem der Posten des städtischen Geschäftsführers mehr als ein Jahr lang vakant war.
Der neue Chef der EBE pflegt einen anderen Führungsstil als seine Vorgänger
Von Seiten des Betriebsrates war der Antritt Husemanns fast schon sehnsüchtig erwartet worden. Im Gespräch mit der Redaktion hatten Arbeiternehmervertreter über einen Berg an Überstunden geklagt, den die Beschäftigten vor sich her schieben. Geschäftsführer Stephan Tschentscher warfen sie mangelnde Personalplanung vor. Die Belegschaft gilt als überaltert. Der Krankenstand soll auch für die Entsorgungsbranche überdurchschnittlich hoch sein. Um das Betriebsklima scheint es nicht zum Besten bestellt.
Husemann könnte entgegenkommen, dass sich sein Führungsstil offensichtlich von dem seiner Vorgänger unterscheidet. „Ich gebe anderen Verantwortung, fordere diese aber auch ein“, sagt er über sich selbst. An die Adresse der Beschäftigten sagte Husemann: „Die Leute wissen, wo sie dran sind bei mir.“
Zur Person
Ulrich W. Husemann war nach seinem abgeschlossenen Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Duisburg unter anderem Leiter des Controllings der Essener Verkehrs AG. Von dort wechselte er in die Entsorgungsbranche, wo er zunächst als Mitglied der Geschäftsleitung in einem privaten Entsorgungsunternehmen und dann als Geschäftsführer in verschiedenen Gesellschaften der Abfallwirtschaft tätig war.
Im Oktober 2015 übernahm er die Betriebsleitung der Gelsendienste in Gelsenkirchen, bevor er nun nach Essen wechselte. Bei der EBE wird er den kaufmännischen Bereich leiten. Der 58-jährige hat drei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Familie in Mülheim.
Als wichtige Aufgabe bezeichnet der neue EBE-Chef das Vertrauen der Belegschaft zu gewinnen. Sein Ziel sei es, den hohen Krankenstand zu senken, was Zeit brauche. „Wer krank ist, ist krank.“ Es gelte jedoch diejenigen zu identifizieren, „die sich auf Kosten anderer vielleicht einen zusätzlichen Urlaubstag nehmen“, weil am Sonntag ihr Lieblingsverein gespielt hat. „Wir müssen es hinkriegen, dass die EBE ein Arbeitgeber wird, bei dem alle gerne arbeiten.“ Bei Neueinstellungen sei ihm die Motivation der Bewerber wichtiger als ein guter Schulabschluss.
Zurückhaltend äußerte sich Husemann auf die Frage, ob sich die Reinigung von Grünanlagen und öffentlichen Plätzen nicht flexibler organisieren ließe, orientiert am tatsächlichen Bedarf. Dies würde bedeuten, der Stadt „ins Portemonnaie zu greifen“. Die EBE hatte aber bereits angekündigt, das Gespräch mit allen beteiligten Dienststellen zu suchen.