Essen. Leere Regale in Essener Supermärkten: Speiseöl und Mehl sind vielerorts ausverkauft. Deshalb wird die Abgabe rationiert. Besserung bis Ostern?
Der Anblick leergekaufter Supermarkt-Regale verstört den Verbraucher. Bei Corona wurde Klopapier gehamstert, durch den Ukraine-Krieg gibt’s aktuell massive Lieferengpässe bei Speiseöl und Mehl. Die Supermärkte haben inzwischen reagiert: Die Abgabe etwa bei Öl wird pro Kunde auf zwei Flaschen rationiert.
Manfred Burkowski betreibt vier Edeka-Märke in Essen und einen Bochum, auch er berichtet von Verknappung und „Fehlartikeln“: Vor allem preiswerte Öle seien teilweise ausverkauft, weil der Großhandel nicht mehr die Mengen liefere, die bestellt worden seien. „Es kann deshalb vorkommen, dass es mehrere Stunden gar nichts gibt.“
Nicht nur private Haushalte hamstern, auch Inhaber von Pommesbuden horten Speiseöl
Verknappungen gibt’s nicht nur bei Öl, sondern auch bei Mehl. Das liege zum einen an den Hamsterkäufen der Essener Privathaushalte, aber auch an der zunehmenden Nachfrage durch Gewerbetreibende. Gemeint sind nicht nur Restaurants, sondern auch die Inhaber von Imbissbuden. Sie horten Öl zum Frittieren von Pommes Frites. Ihre Sorgen sind existenzieller Natur: Geht ihnen das Öl aus, müssen sie schlimmstenfalls den Laden schließen. Burkowski: „Die starke Nachfrage bei Gewerbetreibenden spüren wir seit einigen Tagen.“
Seine Edeka-Märkte haben die Abgabemengen bei starker Nachfrage inzwischen drastisch reduziert. „Jeder Kunde erhält höchstens zwei Flaschen Öl“, sagt Manfred Burkowski. Bei Reis und Nudeln müsse der Kunde keine Engpässe befürchten.
Gehamstert wird auch bei Rewe Stilleke in Burgaltendorf: Speiseöle und Mehl sind ausverkauft, dafür sind Reis und Nudeln noch vorrätig. Die Abgabemengen sind neuerdings reduziert, kleine Schilder an den Regalen weisen die Kunden auf die Lieferengpässe hin.
Essener Groß-Discounter Aldi Nord: „Einzelne Artikel sind kurzzeitig vergriffen“
Dasselbe Bild zeichnet Groß-Discounter Aldi Nord, der seine Unternehmenszentrale in Essen hat. „Stand jetzt schwankt der Abverkauf einiger Warengruppen, unter anderem bei Speiseölen und Mehl, derzeit sehr stark von Tag zu Tag“, teilt ein Konzernsprecher am Freitag (19. März) mit – und fügt hinzu: „Dadurch kann es aktuell sein, dass einzelne Artikel kurzzeitig vergriffen sind.“
Aldi bittet seine Kunden, nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen. „Bei größeren Nachfragen behalten wir uns wie immer vor, die Abgabemenge pro Kunde vorübergehend einzuschränken.“
Globus (früher Real) im Kronenberg-Center Altendorf werde täglich mit neuer Ware beliefert, berichtet Geschäftsleiter Tarik Danaci. Aber die Nachfrage bei Sonnenblumenöl und Mehl sei so stark, dass die Regale schon nach kurzer Zeit wieder leer sind. Die Unternehmenszentrale habe inzwischen große Mengen Öl und Mehl bestellt, so dass in Kürze weitere Lieferungen in Essen einträfen. Die gute Nachricht des Geschäftsleiters: „Bis zum Ostergeschäft sollen die Nachschubprobleme behoben sein.“
Nicht alle Kunden, die in diesen Tagen Mehl und Öl verlangen, füllen damit ihre eigenen Vorratsregale daheim auf. Manfred Burkowski berichtet von Kunden, die Hilfspakete zusammenstellen und an hilfsbedürftige Menschen in der Ukraine schicken – ähnlich wie die Care-Pakete nach dem Zweiten Weltkrieg, die hilfsbereite Amerikaner den ausgebombten Deutschen über den Atlantik schickten. Burkowski selbst hat Paletten mit Baby-Windeln zusammengestellt, die der Essener Kaufmann und Hilfsorganisator Thomas Schiemann in die Ukraine schicken wird.