Essen. Essener Imbissbesitzer klagen über extrem gestiegene Preise für Frittenfett – auch wegen des Ukraine-Krieges. Werden nun die Pommes teurer?

  • Pflanzenöl ist derzeit knapp und teuer. Das macht sich auch bei Essener Imbissbesitzern bemerkbar.
  • Die Preise für Frittierfett seien extrem in die Höhe geschossen, beklagen die Essener Gastronomen. Sie rechnen mit Engpässen.
  • Preiserhöhungen, so fürchten die meisten, würden die Kundinnen und Kunden aber nicht akzeptieren.

Wer in den vergangenen Tagen Sonnenblumen- oder Rapsöl kaufen wollte, ging häufig leer aus oder zahlte sogar drauf: In vielen Supermärkten ist das Pflanzenöl rar oder teurer geworden. Dafür gibt es mehrere Gründe, einer von ihnen ist der Krieg in der Ukraine. Inhaber von Imbissbuden treffen die Preissteigerungen derzeit besonders hart – weil sie Frittenfett brauchen. Viele machen sich nun große Sorgen um ihre Existenz.

Ömer Polat hat den Olympia-Grill in Frohnhausen erst vor zwei Jahren übernommen und viel Geld investiert. Dann kam Corona – und jetzt der Ukraine-Krieg. „Das ist ein Problem. Und zwar ein richtiges“, betont er. In der Vergangenheit habe er für zehn Liter Frittieröl im Großhandel 15,90 Euro bezahlt. Nun seien es 23,60 Euro. Er habe deshalb schon die Preise seiner Speisen erhöhen müssen. Denn alle anderen Lebensmittel seien ja auch teurer geworden. Und den gestiegenen Benzinpreis für die Autos seines Lieferdienstes müsse er auch bezahlen.

Ömer Polat und Özlem Ergin haben den Olympia-Grill in Essen-Frohnhausen gerade erst übernommen. Nun fragen sie sich, wie lange sie die hohen Preise für Frittenfett noch zahlen können.
Ömer Polat und Özlem Ergin haben den Olympia-Grill in Essen-Frohnhausen gerade erst übernommen. Nun fragen sie sich, wie lange sie die hohen Preise für Frittenfett noch zahlen können. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Sorge um die Existenz bei Essener Imbissbesitzer

Polat ist sich sicher: „In Zukunft wird es auch Engpässe geben.“ Aber was solle er tun? „Ich kann mir ja keine Palette mit Öl hinstellen, das kann ich mir gar nicht leisten.“ Der Gastronom glaubt, dass viele Betriebe in Folge dieser Krise in die Insolvenz abrutschen werden. Auch um seine eigene Existenz macht er sich Sorgen. „Natürlich habe ich Angst, dass wir irgendwann zum Amt müssen“, sagt der fünffache Vater. „Ich kann den Betrieb schon jetzt nur am Laufen halten, weil meine Frau und ich von 9 Uhr bis nachts hier stehen und die Kinder mithelfen.“ Und die Stammkunden? „Die würden heulen, wenn wir schließen müssten.“

Frittenfett ist derzeit Mangelware – auch in Essen.
Frittenfett ist derzeit Mangelware – auch in Essen. © picture alliance/dpa | Christoph Soeder

Auch Baki Salihu, Inhaber der Rü-Imbisserie in Rüttenscheid, berichtet: „Früher habe ich zehn bis 15 Euro für zehn Liter Öl gezahlt. Jetzt sind es 23 Euro.“ Im Moment nehme er das in Kauf, denn die Gerichte, könne und wolle er nicht teurer machen. Doch früher oder später müsse die Politik eingreifen, die Mehrwertsteuer senken oder dafür sorgen, dass mehr Öl aus anderen Ländern herangeschafft würde. Eine Angestellte eines anderen Essener Imbisses spricht davon, dass die Preise für Öl von 1,20 Euro auf 3 Euro pro Liter gestiegen seien. „Ich arbeite seit 20 Jahren hier, aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt sie. „Noch nicht mal während Corona war es so schlimm.“

„Ohne Pommes geht nichts“: Essener berichten von befürchteten Engpässen

Ukraine-Krieg nur ein Grund für Engpässe

Laut Maik Heunsch, Sprecher des Verbands der Ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID), ist die Ukraine der größte Rohöl-Lieferant Deutschlands für Sonnenblumenöl. Die Lieferwege seien nun blockiert.Noch sei in den Lagern Ware für etwa vier bis sechs Wochen vorhanden, so Heunsch. Wie es dann weitergehe, sei aber unklar.Für die aktuellen Engpässe und gestiegenen Kosten gibt es aber noch weitere Gründe. So gab es zum Beispiel im vergangenen Jahr in Kanada Ernteausfälle beim Raps und die Corona-Pandemie hat zu Verzögerungen in der Lieferkette geführt.

Christa Rosenau betreibt ihren gleichnamigen Imbiss in Altenessen-Süd schon seit 30 Jahren. Auch sie betont: „So eine Situation habe ich noch nie erlebt.“ Ihr Pommeslieferant habe ihr gerade gesagt, dass er Probleme habe, an Frittierfett zu kommen. Für 14 Tage sei sie noch bevorratet. Doch wie es danach weitergehe, stehe in den Sternen. „Meine Sorgen sind sehr groß“, sagt die Imbissbesitzerin. Denn Fritten seien naturgemäß das gefragteste Gericht.

„Wenn wir die nicht mehr anbieten können, können wir im Grunde zumachen. Pommes ohne Fett, das wird nichts. Und gar keine Pommes ist noch schlimmer“, so die 68-jährige Gastronomin. „Ich habe mir bisher immer gesagt: Drei Jahre mache ich noch weiter. Zum ersten Mal denke ich das nicht.“ Die Pommes könne sie nicht teurer machen, zu groß ist die Befürchtung, dass die Kundinnen und Kunden sonst ausbleiben.

„Ohne Pommes geht nichts“, sagt auch Behzdad Ebrahimi, seit zehn Jahren Inhaber des Pommes-Ministers in Rellinghausen. Doch das Frittenöl, das er normalerweise verwende, sei momentan nicht mehr zu bekommen. „Ich musste auf eine Alternative zurückgreifen. Hauptsache, es gibt überhaupt welches, aber das alte Öl hatte die beste Qualität“, bedauert der Imbissbetreiber. „Während Corona gab es auch Engpässe, aber die haben wir überwunden.“ Wie es jetzt weitergehen solle, wisse er nicht.