Essen. Aus dem Kaufhof in Essen wird der neue Königshof. Der Bauherr legt großen Wert auf eine hochwertige Fassade. Ein Muster wirft Fragen auf.

Aus dem alten Kaufhof am Willy-Brandt-Platz in Essen wird der neue Königshof. Baustellen dieses Kalibers laden Neugierige gerne zum Verweilen ein. Und werfen lauter Detailfragen auf. Aktuell wird am Bauzaun eifrig die Frage erörtert, ob das vor kurzem eingebaute und überwiegend silbrig glänzende Fassaden-Element tatsächlich die spätere Verkleidung des Königshofes darstellt. „Natürlich nicht“, sagt Oliver Berief, Geschäftsführer der Koerfer-Gruppe in Köln, die Bauherrin des Essener Millionenprojektes ist. „Es handelt sich nur um ein Muster.“

Fassade aus Natursteinoptik besteht aus beschichtetem Leichtmetall, nicht aus Stein

So soll der neue Königshof in Essen aussehen: Der Entwurf des Düsseldorfer Büros RKW Architektur + sieht eine Fassade in Natursteinoptik vor und erinnert an das alte Defaka-Warenhaus, das 1976 dem Horten-Neubau (später Kaufhof) weichen musste.
So soll der neue Königshof in Essen aussehen: Der Entwurf des Düsseldorfer Büros RKW Architektur + sieht eine Fassade in Natursteinoptik vor und erinnert an das alte Defaka-Warenhaus, das 1976 dem Horten-Neubau (später Kaufhof) weichen musste. © Unbekannt | RKW Architektur +

Der Entwurf des Düsseldorfer Architekturbüros RKW + sehe eine Fassade in Natursteinoptik vor. „Dabei soll es auch bleiben“, bekräftigt Berief, der zugleich anfügt, dass Natursteinoptik keinesfalls bedeute, dass auch Naturstein verbaut werde – so wie einst beim architektonischen Vorbild, dem alten Defaka-Warenhaus (1937 – 1976), das dem Kaufhof weichen musste.

Vorgesehen für das an exponierter Stelle entstehende Geschäfts- und Bürohaus ist eine so genannte Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Aluminium, die dem Koerfer’schen Selbstverständnis entsprechend „hochwertig und nachhaltig“ sein soll. Gerne verweisen die Kölner auf das stilistisch anspruchsvolle Deutschlandhaus, Essens erstes Hochhaus, das Unternehmensgründer Jacob Koerfer 1928/29 im Geist des „Neuen Bauens“ entworfen hat. Es steht auf der Lindenallee nur wenige Schritte vom Königshof entfernt.

Fenster haben den Farbton „DB 703“ und bestehen aus filigranen Profilen

Baustelle Königshof am Willy-Brandt-Platz: Die künftige Fassade besteht aus gekanteten Kassetten aus beschichtetem Blech. Der genaue Naturstein-Farbton wird noch ermittelt. Fest steht, dass das rechte der drei Musterfenster mit dem Farbton DB 703 künftig verbaut wird.
Baustelle Königshof am Willy-Brandt-Platz: Die künftige Fassade besteht aus gekanteten Kassetten aus beschichtetem Blech. Der genaue Naturstein-Farbton wird noch ermittelt. Fest steht, dass das rechte der drei Musterfenster mit dem Farbton DB 703 künftig verbaut wird. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Es sind in erster Linie statische Gründe, die eine Fassade aus massivem Naturstein am alten Kaufhof gar nicht zulassen. Sie wäre schlichtweg zu schwer. Doch wie findet man nun das passende Material und vor allem den optimalen Farbton? Und was ist mit den Fenstern? Weil dunkles Anthrazit dafür zu sehr nach altem Kohlenpott aussehen würde, entschied man sich für ein um Nuancen helleres Anthrazit: für DB 703. Ein Farbton, den die Deutsche Bahn kreiert hat – deshalb auch die Abkürzung DB: zu sehen auf dem rechten der drei Musterfenster. Wer sich die schmalen und filigranen Profile genau anschaut, entdeckt sogar einen schicken, feinen Glimmereffekt.

Bei Bauprojekten in exponierter Lage wie dieser geht’s fast so zu wie beim Maßschneider. Es wird immer wieder probiert, angehalten und dann doch wieder verworfen. Solange bis es endlich passt und dem Bauherrn gefällt.

Hinter dem Fassaden-Muster in der ersten Etage haben sie sogar eigens ein provisorisches Musterbüro geschaffen: mit Tür und Rigipswand, mit Fußboden und abgehängter Decke, mit Deckenbeleuchtung und elektrisch regulierbarem Sonnenschutz. Während im Erd- und Kellergeschoss Einzelhandel und Gastronomie Einzug halten werden, sind die Geschosse darüber für Büros vorgesehen. Bei der alten Kaufhof-Fassade war einst bewusst auf Fenster verzichtet worden: Man brauchte möglichst viel Wand für die Verkaufsregale. Die Baufirma hat bereits riesige Betonteile aus der Fassade gerissen, um Licht in die Büroetagen des neuen Königshofs zu bringen.

Essener Unternehmen übernimmt Herstellung und Montage der Fassadenteile

Im Musterbüro in der ersten Etage: Polier Uwe Hirzel öffnet das Fenster zum Willy-Brandt-Platz. Die neue Fassade lässt viel Licht in das Gebäude. Der alte Kaufhof brauchte viel Wand, um Verkaufsregale aufstellen zu können.
Im Musterbüro in der ersten Etage: Polier Uwe Hirzel öffnet das Fenster zum Willy-Brandt-Platz. Die neue Fassade lässt viel Licht in das Gebäude. Der alte Kaufhof brauchte viel Wand, um Verkaufsregale aufstellen zu können. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Weil das Gebäude-Ensemble am Willy-Brandt-Platz mit Handelshof, Eickhaus und Hauptpost viel hochwertige und vor allem schützenswerte Architektur zu bieten hat, geschieht die Suche nach der passenden Natursteinoptik für den Königshof in enger Abstimmung mit dem städtischen Denkmalamt. Sobald der endgültige Farbton gefunden ist, erhält das Walzwerk grünes Licht für die Beschichtung des Blechs. Zuerst befindet es sich auf einer Art Endlosmetallrolle, daraus werden Stück für Stück gekantete Kassetten geformt. Für Herstellung und Montage zeichnet ein Essener Mittelständler verantwortlich: die Ernst Weirich GmbH aus Kray-Leithe, ein Spezialist für Fassaden- und Metallbau, Dacheindeckungen und Gebäudesanierung.

Passanten, die ungeduldig auf die neue Königshof-Fassade warten, müssen sich wohl noch etwas gedulden. Weil die Nachfrage nach Aluminium und überhaupt nach Baumaterial riesig sei, vermag Geschäftsführer Oliver Berief noch keinen Termin für die Montage nennen.