Essen. Helmut Rahn hat die erste Halbzeit seines Lebens in Altenessen verbracht. Ein ehemaliger Nachbar will seine Sammlung jetzt weitergeben.
Helmut Rahn startete seine Karriere einst beim SV Altenessen 1912 und verbrachte die erste Halbzeit seines Lebens in Altenessen, bevor er mit Anfang 30 nach Frohnhausen umzog, wo die Realschule seit ein paar Wochen „Helmut-Rahn-Schule“ heißt und an den WM-Torschützen von 1954 erinnert.
Helmut Rahn spielte im Nordsternstadion Fußball - dort steht jetzt die Schurenbachhalde
Rainer Doliv, damals ein kleiner Junge aus der Nachbarschaft, heute 74 Jahre alt, hat Teile dieser besonderen Fußballerlaufbahn selbst miterlebt und kümmert sich um dessen Andenken. Er hat mehrere Aktenordner mit hunderten Fotos, Autogrammkarten und Zeitungsausschnitten. Einen Teil davon möchte er jetzt der Frohnhauser Realschule übergeben- „damit die Schüler und Schülerinnen auch wissen, wer der Namensgeber ihrer Schule ist“.
Er könnte auch einige Geschichtsstunden der besonderen Art geben, kennt er doch unter anderem das Geburtshaus von Helmut Rahn am Leseband in Altenessen: „Die meisten Leute wissen gar nicht, dass er hier aufgewachsen ist“, so Doliv. Der Rentner erinnert sich auch noch an das Nordsternstadion, in dem Rahn 1946 die Heimspiele des SV Altenessen bestritt und auch Doliv gegen den Ball trat - rückblickend etwas weniger erfolgreich als „der Boss“, wie Helmut Rahn später betitel wurde. Wenige Jahre später stieg das Grundwasser, das Nordsternstadion soff ab und noch einige Jahre später wurde genau an der Stelle die Schurenbachhalde errichtet, die heute als Ausflugsziel für Spaziergänger, Wanderer und Mountainbikefahrer dient.
Unweit entfernt, an der Heßlerstraße, gab es früher die Gaststätte „Kleff“. „Hier war die Waschküche, ein älterer Herr hat das Wasser erhitzt und die Spieler haben sich hier im Hof gewaschen“, erinnert Doliv an die Zeiten, als Fußballer noch keine Millionäre, sondern Menschen aus der Mitte der Gesellschaft waren. „In der Nachbarschaft hatte jemand ein paar Brieftauben“, erzählt Doliv. Um die habe sich Helmut Rahn gerne gekümmert. Die Tiere und auch seine Kumpels aus Altenessen seien ihm wichtig gewesen: „In Madrid oder Barcelona wäre er eingegangen wie eine Primel.“
Das gesellschaftliche Engagement liegt auch Rita Numsen-Williams am Herzen. Der Leiterin der neuen Helmut-Rahn-Schule ist es wichtig, den „Namen mit Inhalt zu füllen“. Er habe zwar das entscheidende Tor bei der Weltmeisterschaft 1954 geschossen, aber „er ist mehr als das Tor“ und die verschiedenen Facetten sollten hervorgehoben werden. Dazu gehört einerseits sein Engagement, auch für den Stadtteil, andererseits aber auch einige Eskapaden, bei denen Alkohol eine Rolle spielte. Aber: „Wer von uns ist bitteschön ohne Fehl und Tadel?“, fragt die Schulleiterin Rita Numsen-Williams.
Rainer Doliv stand selbst mit Fähnchen in der ersten Reihe, als Helmut Rahn 1954 zurückkehrte nach Altenessen. Kurze Zeit später hat der damals 14-Jährige sein Idol auch selbst kennengelernt und ein Autogramm abgeholt - an einer Trinkhalle an der Emscherstraße. „Die Bude hat damals der Fußballer Willi Rupnik betrieben. Hier hat man nur über Fußball diskutiert“, schaut Doliv zurück und betont: „Das hier war Rahns erste Halbzeit. Die Friesenstube war dann nur die Schlussphase, um in der Fußballsprache zu bleiben.“
Festakt für geladene Gäste
Mit einem Festakt für geladene Gäste in der Apostelkirche Essen-Frohnhausen feiert die Helmut-Rahn-Realschule am Freitag, 24. September, ihren neuen Namen. Die traditionsreiche, ehemalige Realschule Essen-West hatte sich vor den Sommerferien umbenannt. Zur Feierstunde haben auch die Söhne des legendären WM-Torschützen, Klaus und Uwe Rahn, ihr Kommen zugesagt.
Die Friesenstube ist eine Kneipe in Frohnhausen, wo der Fußballer sich wohlfühlte. Noch heute erinnern zahlreiche Fotos dort an Helmut Rahn. Kurz vor seinem 30. Lebensjahr zog der Fußballer in den Essener Westen und verbrachte dort sein restliches Leben bis zum Tod im Jahr 2003. „Ich habe mir die Beerdigung im Fernsehen angeschaut und bin danach noch selbst zum Friedhof gefahren, um mich zu verabschieden“, erinnert sich Rainer Doliv, der die Erinnerung in seinen Ordnern wach hält und jetzt Teile davon an die Schule übergeben will. Rita Numsen-Williams: „Das Angebot nehmen wir supergerne an.“