Essen. Die Stadt Essen hat neue Pläne für ihren Hafen am Rhein-Herne-Kanal. Vogelheim soll näher ans Wasser rücken. Darum geht’s im Detail.
Die Stadt Essen hat neue Pläne für den Stadthafen. Dort sollen sich hochwertige Gewerbebetriebe ansiedeln. Auch Wohnen am Wasser ist ein Thema.
Die städtische Planungsverwaltung legt dem Rat der Stadt deshalb die Aufstellung eines Bebauungsplanes nahe. Überplant werden soll ein 125 Hektar großes Gebiet zwischen dem Rhein-Herne-Kanal im Norden, dem Sulterkamp im Süden, dem Industriegebiet Econova im Westen und der Hafenstraße im Osten.
Der 1934 eröffnete Stadthafen war einmal ein bedeutender Umschlagplatz für die Steinkohleindustrie. Diese wirtschaftliche Bedeutung hat der Hafen längst verloren. In den vergangenen Jahren sei der Güterumschlag kontinuierlich zurückgegangen.
Die Stadt Essen orientiert sich bei ihrer Planung am Dortmunder „Hafenquartier“
Das Planungsamt möchte das Hafengebiet in einem ersten Schritt neu ordnen, denn einen Bebauungsplan gibt es für diesen Bereich bislang nicht. Bauvorhaben werden nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches bewertet und müssen sich der Umgebung anpassen. Die Stadt möchte jedoch verhindern, dass sich am Hafen weitere Gewerbebetriebe ansiedeln, die die Umgebung belasten – sei es durch Lärm oder durch Schadstoffe. Ziel der Planung sei vielmehr die Ansiedlung von hochwertigem Gewerbe, von Dienstleistungs-, Freizeit- und Gastronomiebetrieben.
Die Planer orientieren sich dabei am „Hafenquartier“ der Stadt Dortmund, die sich durch die Ansiedlung von Startup-Unternehmen, von Bildungseinrichtungen und Gastronomie eine Anbindung an die nördliche Innenstadt verspricht.
Der Stadtteil Vogelheim könnte näher ans Wasser rücken
Essens Stadthafen liegt vergleichsweise weit weg vom Schuss. Vogelheim könnte allerdings dichter ans Wasser rücken, sagt Planungsamtsleiter Ronald Graf. Ja, sollte das Hafenbecken für die Wirtschaft entbehrlich sein, wäre auch eine attraktive Neubebauung rund um den Anlegeplatz möglich.
Aufseiten der Politik zeigt man sich durchaus aufgeschlossen gegenüber dem Vorschlag der Planungsverwaltung. Der setzt Fantasie frei: „Vielleicht gelingt uns ja am Stadthafen, was uns mit der Marina in Altenessen nicht gelungen ist“, sagt Christoph Kerscht, planungspolitischer Sprecher der Grünen-Ratsfraktion.
Die als „Leuchtturmprojekt“ für den Essener Norden gefeierte Marina hat ihre Strahlkraft längst verloren. Schicke Häuser mit eigenem Bootssteg vor der Haustür lassen sich bis heute nur als Animation bestaunen. Was auch daran liegt, dass der Bau eines Hafenbeckens Millionen Euro verschlingen würde. „Ein Hafenbecken ist im Stadthafen ja schon vorhanden“, sagt Kerscht.
Güterumschlag im Stadthafen
Als Betreiber des Stadthafens erzielten die Stadtwerke Essen laut Geschäftsbericht im Jahr 2019 einen Umsatzerlös in Höhe von 5,2 Millionen Euro. Bedingt durch die Coronakrise seien 2020 deutlich weniger Güter umgeschlagen worden, heißt es auf Anfrage. Zahlen nannten die Stadtwerke dazu nicht. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes sank der Güterumschlag in den Häfen in NRW 2020 um acht Prozent. Im ersten Halbjahr 2021 erholte sich das Geschäft, der Umschlag stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres um 6,4 Prozent.
Einen Beschluss für die Aufstellung eines Bebauungsplanes hat der zuständige Ratsausschuss gleichwohl in seiner jüngsten Sitzung erst einmal vertagt. Hintergrund: In Essen mangelt es bekanntlich auch an Flächen für produzierendes Gewerbe. Die Politik will sich deshalb zunächst intensiver mit dem Stadthafen beschäftigen. Dort sind Grundstücke nach Angaben der Stadtwerke Essen, die den Hafen betreiben, langfristig verpachtet. Von heute auf morgen tut sich da also nichts. „Wir denken mittel- bis langfristig“, sagt Planungsamtsleiter Graf und ergänzt: „Aber irgendwann müssen wir ja anfangen.“