Essen. . Die Logistikfirma Westfracht würde gern mehr per Schiff transportieren und hat in den Hafen investiert. Darin sieht sie auch einen Klimabeitrag.

Ulrich Langhans steht am Kai der Firma Westfracht im Stadthafen Essen. Es ist schon einige Tage her, dass hier ein Schiff festgemacht hat. Kapazitäten gäbe es täglich für vier Kähne, die umgeschlagen werden könnten. Doch gerade einmal ein bis zwei legen in der Regel pro Woche an. „Der Hafen führt ein Schlummerdasein“, sagt Ulrich Langhans, der Prokurist des Logistikunternehmens ist.

Langhans will das ändern. Schon länger strickt er an einem Netzwerk mehrerer Partner aus der Logistik- und Transportbranche im Stadthafen, die sich zur TRGT-Gruppe zusammengetan haben. Deren Leistung will Langhans künftig stärker vermarkten. „Eine aktive Vermarktung hat es bislang nicht gegeben“, räumt er ein. Aber gerade beim Transport schwerer Lasten sieht er noch Wachstum. Und da rückt das Schiff in den Fokus. Denn wenn es nach Langhans’ Vorstellungen geht, dann soll der Essener Hafen als Drehscheibe zwischen Straße, Gleis und Wasser an Bedeutung gewinnen.

Neuer Schwerlastkai eröffnet

Einen wichtigen Schritt dafür hat die Westfracht kürzlich gemacht. Sie eröffnete am Kanal einen Schwerlastkai. Das heißt: Es können dort jetzt Güter bis zu 350 Tonnen Last umgeschlagen werden. Dafür musste allerdings die Standfestigkeit der Spundwand geprüft werden. Zwar reicht der Beton der Kaimauer mehrere Meter in die Tiefe. Sie stammt noch aus Krupps Zeiten, wie Langhans meint. Nur wusste keiner, wie viel Last die Mauer tragen kann, ohne abzubrechen, wenn an der Kante verladen wird. Rund 50.000 Euro hat Westfracht deshalb in die Prüfung investiert, um nun per großem Transparent für die neuen Lademöglichkeiten am Hafen zu werben.

Werbung scheint auch nötig. Denn das Schiff hat, wie Langhans glaubt, ein Imageproblem. Viele Unternehmen würden diesen Transportweg gar nicht in Erwägung ziehen, beklagt er. Dabei könnten beispielsweise bei großen Bauprojekten Fertigteile auch per Wasser herangeschafft und so die Straßen in und rund um Essen vom Schwerlastverkehr entlastet werden. Die letzte Meile bliebe dann zwar immer noch per Lkw. Dennoch könnte das Schiff einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten. „Die öffentliche Hand sollte das fördern. Zum Beispiel, indem sie das bei Ausschreibungen berücksichtigt. Oder Schwerlastverkehre schneller genehmigt, wenn sie den Schiffsweg einbeziehen“, schlägt Langhans vor.

Stadtwerke investierten in Erneuerung der Spundwände

Das Klimaargument heben neuerdings auch die Stadtwerke Essen hervor, wenn es um ihr Engagement am Stadthafen geht. Für vier Millionen Euro haben die Stadtwerke im vergangenen Jahr die Spundwände in ihrem Hafenbecken direkt neben der Westfracht erneuert. Dort können jetzt auch Schiffe bis zu 135 Meter Länge anlegen – mehr geht auf dem Rhein-Herne-Kanal derzeit nicht. Die Investition sei auch ein Beitrag in der aktuellen Klimadiskussion, sagt Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Rund 1,2 Millionen Tonnen Fracht schlagen die Stadtwerke pro Jahr im Hafen um. Pomplun rechnet vor, dass dies 30.000 bis 40.000 Lkw sind, die auf weiten Strecken somit nicht über die Schiene oder Straße bewegt werden müssen.

Wenn das Schiff tatsächlich an Bedeutung gewinnen soll, dann reicht es nicht allein, dafür mehr zu werben. Das weiß auch Langhans. Ohne funktionierende Infrastruktur geht es nicht. „Brücken und Straßen sind existenziell wichtig“, sagt er. Genauso gute Bahnanbindungen und funktionierende Schleusen in den Kanälen.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer legte am Dienstag seinen Masterplan Binnenschifffahrt vor, in dem er Milliardeninvestitionen in die deutschen Wasserstraßen ankündigt. Ein wichtiger Baustein, damit Ulrich Langhans am Kai der Westfracht bald mehr Schiffe zählen kann.

<<<Informationen zur Westfracht>>>

  • Westfracht ist alteingesessenes Essener Unternehmen, das 1947 gegründet wurde. Früher gehörten Schwesterfirmen wie die VTS Verpackungen, Globe Cargo oder GFL zur Gruppe. In der Spitze arbeiteten bei Westfracht und den Töchtern bis zu 650 Beschäftigte am Standort Essen. Zu einem der ältesten Standorte in Essen zählt dabei der Lager- und Umschlagbetrieb im Stadthafen.
  • Wirtschaftskrisen gingen am Unternehmen nicht vorbei. Der eigene Fuhrparkbetrieb wurde eingestellt, der Verpackungsbetrieb (VTS) an die Duisport verkauft. Nur der Standort der Westfracht „Stadthafen“ konnte sich bis heute behaupten. Rund 50 Mitarbeiter gibt es dort noch. Zusammen mit Partnern im Netzwerk TRGT wickelt Westfracht Transport- und Logistikaufträge
  • Kunden sind u.a. der Arcelor Mittal Stahlhandel, die Aluhütte Trimet, der Ferngasnetzbetreiber Open Grid Europe, Atlas Copco. Vor allem mit der Ansiedlung des Arcelor Mittal Stahlhandels vor einigen Jahren wuchsen die Auslastung und der Umsatz am Hafen.