Essen-Bergeborbeck. Bei einer Aktion von Rot-Weiss Essen ließ sich Kristina Flachsenberger typisieren. Sechs Jahre später könnten ihre Stammzellen ein Leben retten.
Als sich Kristina Flachsenberger im Jahr 2016 typisieren ließ, da rechnete sie nicht unbedingt damit, dass ihre Stammzellen irgendwann gebraucht werden könnten. „Die Chance, dass so etwas passt, ist ja nun wirklich sehr gering“, sagt sie. Doch nun könnte die 29-Jährige zur Lebensretterin werden.
An den Tag der Typisierung erinnert sich Fußballfan Kristina Flachsenberger noch sehr genau. Es war der 2. April. Und die Kicker von Rot-Weiss Essen verloren ihr Heimspiel 0:2 gegen die Sportfreunde Lotte. „Den Test habe ich damals beim Awo-Fan-Projekt machen lassen, das der Verein in Kooperation mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) und dem Johanniterbund initiiert hatte.“ Zusammen mit 700 weiteren RWE-Treuen, die dem Aufruf der Fan- und Förderabteilung (FFA) des Kultvereins gefolgt waren, um dem damals 18-jährigen Max, einem aus ihren Reihen, zu helfen.
Verein startete Fan-Projekt, weil RWE-Anhänger an Blutkrebs erkrankte
Max hatte bereits zum zweiten Mal die Diagnose Blutkrebs erhalten“, sagt Kristina. Der Fall ging damals durch die Presse. „Sein Schicksal hat uns alle erschüttert und tief bewegt. Und ich dachte, das sei eine gute Sache, wenn ich da auch mitmache. Zumal mein Herz ja schon lange für die Rot-Weissen schlägt.“
Ihr Vater, ein alter Schulfreund von RWE-Legende Willi Landgraf, hatte sie im Jahr 2002 zum Fußball mitgenommen, „obwohl das eigentlich damals gar nicht so meins war“, wie Kristina zugibt. „Mittlerweile ist das anders. Nahezu jedes Heimspiel ist sie im Stadion an der Hafenstraße. Vor Anpfiff hilft sie ehrenamtlich im Fan-Artikel-Verkauf im VIP-Bereich „Assindia“.
Die Jahre zogen ins Land, aber dann klingelte unvermittelt Kristinas Handy. „Auf dem Display hatte ich eine Nummer aus Tübingen. Und ich konnte gar nicht rangehen, weil ich auf der Arbeit war“, sagt Kristina, die als Sachbearbeiterin bei der Deutschen Bahn arbeitet. Anfangs glaubte sie an eine Werbenummer, doch dann kam eine SMS von der DKMS mit Bitte um dringenden Rückruf.
Im Telefonat erfuhr Kristina Flachsenberger später, dass sie eine von insgesamt fünf Probanden wäre, deren Stammzellen passen könnten. „Man fragte mich, ob ich noch immer zur Spende bereit wäre oder meine Meinung mittlerweile geändert hätte. Doch das war für mich keine Frage. Wann hat man schon mal die Chance, das Leben eines anderen Menschen zu retten.“
Die persönliche Panik vor Spritzen und Nadeln überwunden
Der fällige Bluttest war für sie eine Überwindung. „Ich habe totale Panik vor Spritzen, aber meine Stiefmutter, die im Kupferdreher Krankenhaus arbeitet, hat das übernommen.“ Die Blutprobe wurde eingeschickt, dann begann erneut das Warten. Monate vergingen, dann die Gewissheit. Die Probe passt. Es ging nach Köln, wo Kristina Flachsenberger erneut auf Herz und Nieren durchgecheckt wurde.
Zweiter Stammzellen-Treffer für RWE
Kristina Flachsenberger ist übrigens nicht die Einzige aus dem Lager der Rot-Weissen, die nach der Aktion von FFA und DKMS Stammzellen spendete. Ex-Spieler Maik Rodenberg wurde bereits im Jahr 2016 ebenfalls ein Treffer zugeordnet.Ihr Engagement und die RWE-Aktion „Blutkrebs gemeinsam in den Hintern treten!“ werden zwei Menschen hoffentlich ein neues Leben ohne Krankheit ermöglichen.
Im Anschluss musste sich die 29-Jährige täglich zweimal Medikamente spritzen, um die Produktion der Stammzellen zu aktivieren und verstärkt aufzubauen. Dies sei – da ist Kristina Flachsenberger ganz ehrlich – eine wahre Tortur gewesen, „denn ich hatte schlimme Nebenwirkungen, konnte kaum noch laufen und habe nur noch im Bett gelegen.“
Aber die rot-weisse Lebensretterin gab nicht auf. Auch die Stammzellenspende ebenfalls in Köln, die drei Stunden dauern sollte, hielt sie tapfer durch. „Es kribbelte in den Fingern, ich hing danach noch fünf Stunden lang am Kalzium-Tropf, aber dann war es geschafft.“ Obwohl sie nur noch nach Hause wollte, war sie doch sehr stolz auf sich.
In zwei Jahren könnte die DKMS erneut nach Stammzellen anfragen
Einen Tag nach der Stammzellen-Spende meldete sich erneut die DKMS. „Man fragte mich, ob ich wissen wollte, wer die Stammzellen bekommt.“ Allerdings erfuhr sie keine konkreten Daten wie Name oder das genaue Alter des Empfängers, weiß allerdings, dass der Mann im nahen europäischen Ausland wohnt.
Eigentlich ist für Kristina Flachsenberger die Mission Lebensrettung beendet. „Allerdings kann es sein, dass die DKMS binnen der nächsten zwei Jahre noch einmal Stammzellen von mir anfordern könnte. Während dieser Zeit bin ich als Spenderin für andere Patienten gesperrt.“