Essen. Wie gehen Essener Kliniken mit Personal um, das nicht gegen Corona geimpft wird? Durchaus unterschiedlich, wie unsere Abfrage zeigt.

Müssen Krankenhaus-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter einen negativen Test vorlegen, wenn sie nicht gegen Corona geimpft sind? Davon sei sie ausgegangen, berichtete eine Frau aus Düsseldorf unserer Lokalredaktion in Duisburg. Mehrere Tage war sie als Begleiterin einer hochbetagten Patientin in einem Krankenhaus in der Nachbarstadt vor Ort. Da habe sie zufällig mitbekommen, dass sich Beschäftigte über die Impf- und Testpraxis in der Klinik unterhielten – und sie hörte, dass sich ungeimpfte Mitarbeiter nicht testen lassen müssen. Kann das sein? Schließlich gelten Impf- und Testnachweise sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für Besucherinnen und Besucher. Und wie ist die Situation in Essen?

Tatsächlich gibt es Unterschiede beim Vorgehen der Essener Krankenhäuser. Wo und wie muss sich ungeimpftes Klinikpersonal also in Essen testen lassen? Ein Überblick.

Muss sich ungeimpftes Klinikpersonal testen lassen?

„Eine Testverpflichtung hat derzeit keine eindeutige gesetzliche Grundlage“, teilt Dorothee Renzel, eine Sprecherin der Contilia, mit. Auf Anfrage heißt es, dass das Impfangebot in den Krankenhäusern der Contilia „sehr gut angenommen“ worden ist. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die keinen Impfschutz hätten, werde ein Testangebot unterbreitet. Verpflichtet, dieses zu nutzen seien sie aber nicht, es handelt sich demnach also ausdrücklich um ein Angebot.

Doch es gibt einen Ermessensspielraum, den Kliniken haben. „Ja, die Vorgaben lassen Spielraum zu“, teilt Thorsten Schabelon, Sprecher der Uniklinik Essen, mit. Anders als bei der Contilia gilt für Pflege- und Klinikpersonal der Universitätsmedizin die 3G-Regel. „Mitarbeitende sind entweder geimpft, genesen (und geimpft) oder getestet. Nach einem hausinternen Verhaltenskodex, der in enger Absprache mit dem Personalrat verabschiedet wurde, werden Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene alle 48 Stunden getestet. Geimpfte und Genesene mit Symptomen können sich ebenfalls testen lassen.“

Thorsten Schabelon, Sprecher der Uniklinik Essen: „Nach einem hausinternen Verhaltenskodex, der in enger Absprache mit dem Personalrat verabschiedet wurde, werden Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene alle 48 Stunden getestet.“  
Thorsten Schabelon, Sprecher der Uniklinik Essen: „Nach einem hausinternen Verhaltenskodex, der in enger Absprache mit dem Personalrat verabschiedet wurde, werden Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene alle 48 Stunden getestet.“   © Unbekannt | HO

Ähnlich geht man in den beiden Kruppkrankenhäusern in Rüttenscheid und Steele vor. „Bei uns gibt es eine Testpflicht“, sagt Krankenhaus-Sprecherin Hille Ahuis. Die Corona-Tests würden auch dokumentiert, „der Vorgesetzte unterschreibt das“, so Ahuis zum Prozedere. Gleichwohl will man die Impfquote des Personals weiter anheben. „Wir wollen zusätzlich für ungeimpfte Mitarbeiter Impfsprechstunden anbieten, um auf sie einzuwirken“, erzählt die Krankenhaus-Sprecherin.

Kliniken Essen-Mitte (KEM) in „Findungsphase“

Kein 3G gilt für Krankenhauspersonal der Kliniken Essen-Mitte (KEM). „Das ist ein hochemotionales Thema“, sagt Dr. Andreas Grundmeier, Leiter der Notfallmedizin und Corona-Einsatzleiter. Er gibt zu bedenken: „Wenn Sie nicht wissen, wie der Impfstatus der Mitarbeiter ist, wird das schwierig.“ Er ergänzt: „Bis vor ein paar Wochen war es nicht erlaubt, Mitarbeiter danach zu fragen.“ Nun sei das möglich und es werde derzeit eine „automatisierte Abfrage“ beim Personal gemacht. Grundmeier geht davon aus, dass circa 85 bis 89 Prozent der Klinikmitarbeiter geimpft sind. Der Rest könnte schon bald, ähnlich wie in der Uniklinik, zu regelmäßigen Tests verpflichtet werden. „Wir sind in einer Findungsphase“, sagt der Notfallmediziner. Gemeinsam mit dem Betriebsrat wolle man einen Konsens finden.

Doch selbst wenn dieser gefunden ist, sei keine hundertprozentige Sicherheit vor dem Virus gewährleistet: „Mit dem Testen ist das so seine Sache. Testen ist eine Scheinsicherheit.“ Trotzdem könne es passieren, dass negativ Getestete, aber auch Geimpfte, das Virus weitertragen. Lediglich die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung wird dadurch minimiert. Und so betont Dr. Andreas Grundmeier, dass Abstandsregeln und das Maskenpflicht wichtig bleiben.